Golden Globe RaceKirsten Neuschäfers Vorsprung stark geschmolzen

Morten Strauch

 · 07.04.2023

Golden Globe Race: Kirsten Neuschäfers Vorsprung stark geschmolzenFoto: GGR / Etienne Messikommer
Hat noch gut lachen: Kirsten Neuschäfer führt nach 214 Tagen im Retro-Rennen um die Welt

Noch liegt die toughe Südafrikanerin knapp vor Abhilash Tomy im Golden Globe Race, aber das Rennen um den Gesamtsieg ist wieder völlig offen. Auch Simon Curven hat wieder gute Chancen, als Erster die Ziellinie zu queren, allerdings nur in der Chichester-Wertung

Endlos lange schien Kirsten Neuschäfer in den Doldrums gefangen, während der ehemalige Offizier der Indischen Marine beharrlich seinen Abstand auf die Erstplatzierte verringern konnte. Mit der Schwachwindzone achteraus und den Kapverdischen Inseln querab geht es jetzt langsam, aber sicher auf die Zielgerade zu, die viel Spannung verspricht.

Ab durch die Mitte

Furios hat sich indes der Brite Simon Curven zurückgekämpft, der nach seinem Zwangsstopp vor Chile zwar außerhalb der Wertung segelt, sich aber wieder auf seinen Windriecher verlassen kann und den perfekten Kurs Richtung Norden gefunden zu haben scheint. Während Tomy einen etwas westlicheren Kurs als Neuschäfer gewählt hat, segelt Curven auf seiner Biscay 36 zwischen den beiden hindurch und liegt mittlerweile, gemessen an der Restdistanz, sogar vorn.

Sein nächstliegender Konkurrent in der Chichester-Klasse, Jeremy Bagshaw, hat den Äquator noch voraus, genießt aber das “normale Segeln” nach einem überstandenen Sturmritt im Südatlantik, der ihm mit 102 sm allerdings auch das größte Etmal der gesamten Retro-Flotte bescherte.

Auch Captain Gugg hat sich trotz seiner zuletzt beschriebenen körperlichen wie auch emotionalen Erschöpfung stark zurückgekämpft. Der Österreicher konnte in der letzten Woche seinen Abstand zur erstplatzierten Neuschäfer auf 450 sm verringern. Nun ist Michael Guggenberger aber in die Schwachwindzone eingetaucht, aus der sich Neuschäfer, Tomy und Curven bereits mühsam herausgekämpft haben, und wird wohl wieder ein gutes Stück zurückfallen.

Landgang in Südpatagonien

Auf dem letzten Platz und mittlerweile auch in der Chichester-Klasse segelnd, liegt weiter Ian Herbert-Jones, der die “Furious 50’s”, die notorisch stürmische Region zwischen 50° und 60° südlicher Breite, verlassen hat und sich auf dem östlichsten Kurs aller Teilnehmer befindet. In Höhe der Falkland-Inseln wurde seine “Puffin” durch einen Sturm zwischenzeitlich völlig vom Kurs verweht, Boot und Skipper sind aber wohlauf. Obwohl es den Briten aus der Golden-Globe-Wertung riss, hat er sein wohl eindrücklichstes Erlebnis direkt nach dem Passieren von Kap Hoorn erlebt, wo er auf Mark und Caroline der Abenteurer-Yacht “Jonathan” traf, die ihn mit Motorschaden und defekter Windsteueranlage in eine geschützte Ankerbucht bei Pictor Island schleppten. Dort betrat Herbert-Jones das erste Mal wieder Land seit dem Start des GGR vor sieben Monaten und durfte somit die atemberaubend schöne Landschaft Südpatagoniens bestaunen. Vor der Rundung Kap Hoorns hatte der Brite tagelang schwersten Stürmen mit Wind bis zu 60 kn und sieben Meter hohen Wellen getrotzt. Motor und Windsteueranlage konnten schließlich repariert werden, sodass er wieder in das Rennen einsteigen konnte, wenn auch nicht mehr in der Golden-Globe-Wertung – dafür mit einer Begegnung am anderen Ende der Welt, die einem kleinen Wunder gleicht.

Das Schiff mit dem Ian Herbert-Jones schwerste Stürme vor Kap Hoorn überstanden hat: eine Tradewind 35 namens “Puffin”Foto: Nora Havel/GGR22
Das Schiff mit dem Ian Herbert-Jones schwerste Stürme vor Kap Hoorn überstanden hat: eine Tradewind 35 namens “Puffin”

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