Golden Globe RaceSturm, Bruch und Kenterungen im Südpazifik

Kristina Müller

 · 09.02.2023

Golden Globe Race: Sturm, Bruch und Kenterungen im SüdpazifikFoto: GGR2022
Alles noch intakt an Bord: Kirsten Neuschäfers Cape George 36 vor Tasmanien

Harte Zeiten für die wenigen verbliebenen Skipper bei der Nonstop-Regatta um die Welt: Kirsten Neuschäfer und Abhilash Tomy kämpften auf dem Weg zum Kap Hoorn zuletzt mit einem heftigen Sturm, der sie gezwungen hat, weiter im Norden zu segeln als geplant. Auf Neuschäfers „Minnehaha“ brach einer der beiden Spinnakerbäume, die sie zum Ausbaumen ihrer Passatsegel bei diesem Golden Globe Race nutzt. Abhilash Tomys Rustler 36 kenterte in der schweren See.

Nachdem Simon Curwen seine Führungsposition nach einem folgenschweren Knockdown vor knapp zwei Wochen aufgeben musste, trifft es nun also die neue Spitze des Feldes, das auf nur noch vier Segler geschrumpft ist. Auch 2018/19 war zu diesem Zeitpunkt nur noch eine Handvoll Skipper im Rennen. Damals allerdings startete es auch zwei Monate früher und die Flotte wurde bereits im Indischen Ozean durch Stürme heftig dezimiert - eine Hiobsbotschaft folgte auf die andere. Mit dem späteren Start wollte man das bei dieser Auflage verhindern. Doch auch beim Golden Globe Race 2022/23 zeigen die unwirtlichen südlichen Breiten den Solo-Skippern nun unerbittlich Grenzen auf.

Während Neuschäfer und Tomy die Zähne zusammenbeißen und an Bord reparieren, was sich reparieren lässt, hat Simon Curwen die chilenische Küste erreicht. Hier will er seine Windsteueranlage, die bei seiner Kenterung beschädigt wurde, mit Unterstützung von Land aus instand setzen. „Ich muss furchtbar viel selbst steuern. Da lernst du deine Windsteueranlage richtig schätzen“, kommentierte der Brite seine Tour zur Küste. „Vielleicht hätte ich ihr keine lustigen Namen geben sollen…“

Für Curwen ist das Rennen vorbei, ein Sieg trotz langer Führung passé. Da er keine detaillierten Seekarten der Küstenregion rund um Puerto Montt an Bord hat, versorgte ihn die Golden-Globe-Wettfahrtleitung mit Informationen zur Navigation und mit Koordinaten. Auch sein GPS für den Notfall durfte er nutzen.

Curwen hofft offenbar auf eine Ersatzteillieferung nach Chile, um nach erfolgtem Reparaturstopp die Weltumsegelung in der Chichester-Klasse fortzusetzen. Am liebsten würde er das Match mit seinen bisherigen Mitstreitern auch außerhalb der Wertung bis Les Sables d’Olonne fortführen.

In der Chichester-Klasse für alle Segler mit einem Stopp segelt neben ihm noch Jeremy Bagshaw, der auf seiner Olle Enderlein 32 fast den ganzen Südpazifik noch vor sich hat.

Guy Waites hingegen läuft Tasmanien an. Der Brite hatte es nach seinem Zwischenstopp in Kapstadt als Chichester-Segler nicht geschafft, Hobart im vorgegebenen Zeitfenster bis zum 31. Januar zu passieren und hätte den Nonstop-Törn auf eigene Faust, ohne weitere Unterstützung der GGR-Rennleitung, fortsetzen müssen. Zuletzt setzten auch ihm schwerste Bedingungen zu, in denen seine Tradewind 35 trotz ausgebrachter Trossen und Ketten mehrfach kenterte, während er sich selbst in der Koje festgezurrt hatte. Seine Rettungsinsel wurde dabei von ihrem Platz am Achterdeck gespült.

Michael Guggenberger aus Österreich segelt an Position drei und hat die Sicherheitszone auf dem Weg zum Kap Hoorn bald hinter sich. Allerdings hat er die No-Go-Linie nach Auskunft des Veranstalters am vergangenen Wochenende für eineinhalb Stunden überquert und kassiert dafür eine Zeitstrafe von viereinhalb Stunden. Immerhin blieb er von dem heftigen Tief weiter östlich verschont.

Bleibt noch Ian Herbert-Jones an Position vier. Wie Bagshaw hat er den Pazifik noch vor sich und segelt damit fast eine Ozeanlänge entfernt von den Schnellsten in diesem Rennen. Doch das – es wird immer deutlicher – ist zweitrangig beim Golden Globe Race. Was zählt ist Durchhalten, nicht aufgeben, das Schiff und sich selbst heil nach Hause bringen.

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