Kristina Müller
· 24.12.2022
Der bisher führende Skipper im Golden Globe Race, der Brite Simon Curwen, hat das dritte Etappenziel erreicht: Vor Hobart auf Tasmanien wurde er vom Veranstalter Don McIntyre und dessen Team in Empfang genommen. Für 20 Minuten vertäute der 62-Jährige seine Biscay 36 an einer Muringboje und erzählte von der zurückliegenden Etappe seit Kapstadt
Er sei froh, hier und der Flaute entkommen zu sein, in der er eingeparkt hatte, während seine Verfolger immer näherkamen. Damit sei die Überquerung des Indischen Ozeans ganz anders gewesen als erwartet. Curwen war auf Stürme vorbereitet gewesen, die zuletzt jedoch alle südlich der Sicherheitszone durchzogen, von der sich die Golden-Globe-Segler freihalten müssen.
So habe er die windarme Zeit an Bord eben für Reparaturen genutzt, erzählt Curwen trotz allem gut gelaunt. Er sei unter anderem in die Backskiste gekrochen, um die Halterung seiner Hydrovane neu zu befestigen – keine ganz einfache Operation.
Auch mit dem Genuafall hat der ehemalige Mini-Transat-Skipper Probleme: An einer scharfen Stelle im Masttopp, die er offenbar nicht beseitigen kann, scheuert es immer wieder, sodass er regelmäßig die Rollgenua birgt und das Fall ein Stück kürzt. „Das ist aufwändig, aber besser, als ohne Genua zu segeln“, so Curwen.
Zwar habe er in den leichten Winden auf der Indik-Etappe auch immer wieder den Gennaker gesetzt, doch in unruhiger See und wenig Wind stand der kaum, sodass die ausgebaumte Genua viel zweckmäßiger gewesen sei. Einer der beiden dafür genutzten Spinnakerbäume ging ihm allerdings schon früh über Bord. „Ich hoffe sehr, dass ich ihn nicht noch für ein Notrigg brauchen werde“, so Curwen.
Gut aufgestellt sei er in Sachen Stromversorgung. Den Hydrogenerator an seinem Heck habe er bisher nicht gebraucht, da seine Solarpanels, die er im Cockpit auslegt, ausreichend Energie lieferten. Doch für den Fall der Fälle sei das Teil einsatzbereit.
Curwen weiß, dass das Rennen nun noch einmal eng wird. Zumal Kirsten Neuschäfer, die als Nächste in Hobart erwartet wird, durch die Rettungsaktion für Tapio Lethinen am Ende eine Zeitgutschrift von 35 Stunden bekommt. Auch Abhilash Tomy hat nur noch 280 Seemeilen bis Hobart vor sich und erhält eine Zeitgutschrift von 12 Stunden.
Doch nicht nur an der Spitze der Retro-Regatta um die Welt bleibt es spannend: Guy Waites hat Kapstadt nach seinem Zwischenstopp mit Rumpf-Reinigung wieder verlassen und Kurs auf Hobart genommen. Er segelt nun als bisher Einziger in der Chichester-Klasse für Skipper, die einen Stopp einlegen. An der Gesamtwertung nimmt der 54-jährige Brite damit nicht mehr teil.
Vor allem aber muss er sich beeilen und die vor ihm liegenden 5.300 Seemeilen bis zum 31. Januar zurücklegen. Dann schließt laut Regelwerk das Zeitfenster für die Ankunft vor Hobart. Das Vorhaben ist nicht unmöglich, jedoch sehr ambitioniert.