Kristina Müller
· 03.01.2023
Als vierter Skipper im Golden Globe Race hat am Montag der Österreicher Michael Guggenberger den Wegpunkt in der Storm Bay vor Tasmanien erreicht. Auch rund um die Weihnachtstage herrschte reges Kommen und Gehen beim dritten und damit vorletzten Medienstopp des Rennens um die Welt: Simon Curwen kam als Erster an, auf ihn folgten Kirsten Neuschäfer und Abhilash Tomy
Rein rechnerisch führte Neuschäfer da sogar das Feld an, da sie eine Zeitgutschrift von 35 Stunden für die Rettung des havarierten Finnen Taphio Lehtinen erhält. Die einzige Frau im Rennen wirkte glücklich und gelöst, als sie vor der laufenden Kamera zur Etappe von Kapstadt nach Tasmanien befragt wurde. Das Wetter sei viel besser gewesen als erwartet, erzählte Neuschäfer. Sie war auf wirklich raue Konditionen vorbereitet gewesen – das sind für die sturmerprobte Profiseglerin weit mehr als die 35 bis 40 Knoten, die ihre „Minnehaha“ in Spitzen über den Indischen Ozean preschen ließen.
Ohnehin sei sie unglaublich zufrieden mit ihrem Schiff. „Manchmal bestimmt es den Kurs, dann lasse ich es machen. Ich liebe mein Boot“, erzählte die Südafrikanerin, die einen deutschen Vater hat.
Veranstalter Don McInytre, der fast alle Teilnehmer an den Medienstopps persönlich in Empfang nimmt, ließ sich vor Hobart von allen Ankommenden ihren Sextanten zeigen und die Geschichte dahinter erzählen. Während Kirsten Neuschäfer berichtete, wie viel Spaß ihr die Herausforderung der traditionellen Navigation macht, erzählten sowohl Michael Guggenberger also auch Abhilash Tomy von Fehlern, die fatal hätten enden können.
Noch vor Lanzarote näherte sich Guggenberger der Küste viel zu nah an – unbewusst, da er ein Leuchtfeuer an anderer Position vermutet hatte. Gerade noch rechtzeitig bemerkte er den Irrtum. Beiden Einhandseglern war der Schlafmangel während des rund 20-minütigen Pflichtstopps anzumerken. Beide gaben daher auch an, die Gelegenheit nutzen zu wollen, vor Anker in der Storm Bay ein paar Mützen Schlaf nachzuholen.
Simon Curwen, Kirsten Neuschäfer und Abhilash Tomy sind mittlerweile wieder unterwegs. Ihnen bereitete der Südpazifik einen teils stürmischen Empfang. Auch auf dem Weg zum letzten großen Kap des Törns um die Welt, Kap Hoorn, gibt es zu ihrem Schutz eine virtuelle Linie, welche die Segler nördlich passieren sollen: Sie müssen 47 Grad Süd an Steuerbord lassen, bis sie 115 Grad westliche Länge erreicht haben.
Dabei macht das Führungstrio es spannend: Zwar führt Simon Curwen auf See nach wie vor, doch segelt er nun im selben Wettersystem wie seine Verfolger Kirsten Neuschäfer und Abhilash Tomy. Mit rund 170 und 220 Seemeilen hinter ihm sind sie angesichts der Dimensionen dieses Rennens in Schlagdistanz gerückt – und bekommen beide am Ende eine Zeitgutschrift für ihre Hilfe im “Asteria”-Seenotfall.
Michael Guggenberger hat die Storm Bay noch nicht wieder verlassen. Als Nächster wird Jeremy Bagshaw in gut acht Tagen hier erwartet. Mitte Januar könnte der aktuell Sechstplatzierte Ian Herbert Jones in die weitläufige Bucht im Süden Tasmaniens einlaufen.
Dass Guy Waites es noch rechtzeitig schafft, bevor das Zeitfenster zum Passieren des Wegpunktes am 31. Januar schließt, ist mittlerweile sehr unwahrscheinlich geworden. Offenbar will der Brite, der nach seinem Hafenstopp in Kapstadt als Einziger in der Chichester-Klasse segelt, die Weltumrundung dann aber auf eigene Faust fortsetzen.