YACHT-Redaktion
· 01.04.2023
YACHT-Woche – Der Rückblick
Liebe Leserinnen und Leser,
ab Sonntag wird im Cuxhavener Museum „Windstärke 10“ der Geschichte der Rettungsweste gehuldigt. Schon im Mittelalter bastelte man sich Auftriebshilfen aus Tierhautschläuchen, lange Zeit waren dann eher unpraktische und klobige Korkgürtel und -westen das Rettungsmittel der Wahl.
Ob Jack Dawson aka Leonardo DiCaprio eine Rettungsweste das Leben gerettet hätte, nachdem die „Titanic“ auf Tiefe ging, ist zu bezweifeln, aber vielleicht hätte er seiner geliebten Rose noch ein allerletztes Geschenk vermachen können. Seine Weste hätte ihr beziehungsweise ihren Nachfahren eine monetäre Lebensversicherung geboten: Rettungswesten der „Titanic“ erzielten auf Auktionen bis zu 87.000 Euro, eine gute Anlage also.
Aber sollte nicht jeder eine Rettungsweste anlegen, zumindest wenn es aufs Wasser geht?
Seit dem Untergang der „Titanic“ hat sich schließlich viel getan, was Optik und vor allem Funktionalität der Westen angeht. Die neuesten Generationen können schon fast als modisches Accessoire auf dem Laufsteg, aber genauso auch als Synonym für „Da, wo ich hinfahre, wird es gefährlich“ gelten – schließlich tragen auch Marinesoldaten eine Rettungsweste.
Oder einfach nur als Beweis für gute Seemannschaft ohne Wenn und Aber? Die Diskussion um eine mögliche Tragepflicht erhitzt schon lange die Gemüter in Deutschland. Es gibt die einen, die vehement eine Pflicht einfordern und jeden auf die Anklagebank setzen, der sich ohne Weste auf einem Schiff sehen lässt. Und es gibt die Gegenseite, die sich partout nichts vorschreiben lassen will und für Eigenverantwortung plädiert.
Es gibt gestandene Hochsee-Segelprofis, die konsequent auf Rettungswesten verzichten, da sie auf hoher See ohne Chance auf Rettung das Leiden nur hinauszögern würden. Aus demselben Grund, so sagt man, konnten die alten Seemänner gar nicht erst schwimmen. Auch beim Arbeiten an Deck oder im Mast kann die Weste hinderlich sein und sich sogar verhaken.
Aber wie sieht es bei Hobby-Seglern aus? Gerade wurde die tragische Kenterung der „Silja“ in der Nordsee aufgearbeitet, in dessen Folge alle drei Besatzungsmitglieder über Bord gingen und stundenlang um ihr Leben kämpften. Alle drei trugen Automatikwesten, die im Zuge der Kenterung und Rettung zwar schwer beschädigt wurden, aber trotzdem zumindest zwei Seglern das Leben retteten. In küstennahen Gewässern mit entsprechenden Rettungsmöglichkeiten durch die Seenotretter sind Westen, nicht nur wegen dieses Beispiels, definitiv lebensverlängernd und somit auch mögliche Lebensretter.
Gern wird Dänemark, das Land meiner Ahnen, als gutes Beispiel für eine funktionierende Rettungswesten-Tragepflicht genannt. Schließlich tragen da angeblich Segler und auch andere Wassersportler grundsätzlich eine Weste. Aber das stimmt so nicht! Es gibt eine Pflicht, auf jedem Wasserfahrzeug die benötigte Anzahl an Rettungswesten in passender Größe mitzuführen – das Tragen obliegt jedoch auch dort, wie in Deutschland, der Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen.
Was ist nun richtig? Eigenverantwortung oder eine Rettungswestenpflicht?
Ich selbst pendele ehrlich gesagt ein wenig zwischen den Welten. Als Skipper würde ich meinen Liebsten spätestens bei auffrischenden Winden immer eine Rettungsweste anordnen, meinem kleinen Sohn sowieso immer. Als gutes Vorbild mache ich dann selbstredend mit. Trotzdem möchte ich grundsätzlich selbst entscheiden können, ob ich eine Weste trage oder nicht.
Ende April überführe ich mein Boot, eine Hanse 291, von Stralsund in mein neues Heimatrevier, die Flensburger Förde. Da ich einhand segeln möchte, werde ich von Anfang an meine Rettungsweste tragen – aus Verantwortung gegenüber meiner Familie.
Morten Strauch, Redakteur YACHT
Der Yacht Newsletter fasst die wichtigsten Themen der Woche zusammen, alle Top-Themen kompakt und direkt in deiner Mail-Box. Einfach anmelden:
Nachdem sich Boris Herrmanns Team Malizia auf Teil eins der dritten Etappe Platz zwei sichern konnte, hat sich an der Spitze ein spannender Zweikampf mit Holcim – PRB entwickelt. Hier auf yacht.de gibt es tägliche Updates und Hintergründe zum Renngeschehen!
Schön, schlank und schneller: 2020 kam die neue Luffe 40.20 auf den Markt. In diesem Jahr wird Luffe Yachts 50 Jahre alt – der komplette Test
Auf Ocean-Race-Etappe fünf hat Kevin Escoffiers Team Holcim – PRB einen fabelhaften 24-Stunden-Rekord aufgestellt. Auch Team Malizia drückt das Gaspedal durch
Pointer Yachts in Holland sorgt mit einem frischen Neun-Meter-Boot für Aufsehen. Das kompakte Crossover-Konzept überzeugt mit starken Segelleistungen und viel Ideenreichtum. Exklusiv im Test
Die Tide 25, aus der SQ 25 hervorgegangen, wird wieder in Emden gebaut. Kann das Konzept von 2014 immer noch überzeugen? Der YACHT-Test
Podcasts sind fast überall dabei – ob bei der Arbeit im Winterlager, auf dem Boot oder zu Hause. 10 Segel-Podcast-Empfehlungen für maritimes Kopfkino!
Der Verstoß gegen das Abstandsgebot mit einem LNG-Tanker ist eine Ordnungswidrigkeit und wird mit einem hohen Bußgeld geahndet. Was Sie beachten müssen
Oliver Schmidt-Rybandt und Felix Hauss haben die Line Honors bei der Zweihandregatta Baltic 500 geholt. Der Coup gelang auf der Dehler 30 od "Powerplay"
Mit ihrer CNB 66 trifft die französische Werft den Sweet Spot der wachsenden Aufstiegsklasse. Wir segelten das Briand-Design vor Saint-Tropez
Endlich beginnt die neue Saison. Bevor das Boot aber wieder in sein angestammtes Element kommt und es auf den ersten Törn geht, stehen einige Vorbereitungen an. Der große Saisonstart-Ratgeber für alle To-dos!
Der Begriff Osmose ist für viele Eigner mit Schrecken verbunden. Meist zu Unrecht. Worum es bei Osmose geht, ab wann Handlungsbedarf besteht und wie man der Blasenkrankheit vorbeugen kann, klärt dieses Special
Der Yacht Newsletter fasst die wichtigsten Themen der Woche zusammen, alle Top-Themen kompakt und direkt in deiner Mail-Box. Einfach anmelden: