GebrauchtbootkaufYachten für unter 40.000 Euro im direkten Vergleich

Alexander Worms

, Max Gasser

 · 20.12.2022

Gebrauchtboot-Vergleichstest: Bavaria 30, Dehler 31, Dufour 30, Winner 9.50, X-342
Foto: YACHT/B. Scheurer
Die getesteten Gebrauchtboote in der Übersicht 

Für 40.000 Euro lässt sich locker eine  optimale Yacht finden. Perfekt sind diese jedoch noch lange nicht. Jedes Gebrauchtboot hat seine ganz eigenen Vor- und Nachteile, die eigenen Prioritäten sind beim Kauf daher besonders wichtig. Wir haben fünf gebrauchte Segelyachten in diesem Segment getestet und verglichen

Die detaillierten Testergebnisse der vorgestellten Yachten sind hier zu finden:


Der Gebrauchtboot-Vergleichstest in der Übersicht

Unter Deck gab sich keines der Schiffe echte Blößen. Die Unterschiede innerhalb der Klasse unterhalb eines Budgets von 40.000 Euro sind jedoch durchaus sichtbar.

Betrachtet man lediglich das schiere Raumangebot im Inneren, gibt es einen klaren Gewinner: Die Bavaria 30 macht alles richtig. Kojenmaße, Stehhöhen, Helligkeit, Möglichkeiten zum Lüften – das alles ist spitze im Vergleich. Minuspunkt bei ihr ist lediglich die unruhige Maserung der Holzoberflächen, insbesondere auf den Schapptüren. Aber das ist Geschmackssache.

Gleiches gilt für den bunten Mix auf der Dehler. Viele Eigner schätzen den hellen Bereich am Niedergang und freuen sich über dunkles Mahagoni im Salon. Die Winner ist heller, homogener. Sie ist die Einzige mit anderer Aufteilung: Nasszelle vorn, offene Achterkammer an Steuerbord. Das sorgt für Luft und Raumgefühl, bietet aber kaum Privatsphäre.

Die Dufour ist quasi die Bavaria in Klein: alles etwas kürzer und niedriger, aber sonst ebenso schlüssig gelöst. Die X-342 spielt einen Meter mehr Rumpflänge aus; unter Deck passt alles.

Die Qualität des Innenausbaus war bei allen Probanden erfreulich hoch

Die Winner war vom Eigner intensiv genutzt worden und sollte jetzt schnell einen neuen Besitzer finden, bevor größere Investitionen anstanden; die obliegen dann dem Käufer. Seglerisch zeigte sie kurz, aber überzeugend, was in ihr steckt, trotz nicht mehr neuer Tücher. Die X-342 hatte ganz gute Laminatsegel drauf, auch die Maschine war bereits erneuert. Dennoch warten auf ihr ebenfalls eine ganze Menge Arbeit und Investitionen, etwa in Polster und Deckshardware.

Die Dufour war fertig zum Losfahren. Viel Equipment gab es eh nicht an Bord; was da war, funktionierte. Neue Segel stehen an, ansonsten war die Französin gut dabei. Bei der Dehler wurde in Teilen investiert, ein roter Faden war bei den Erneuerungs­versuchen aber nicht erkennbar. Auch bei ihr stehen Ausgaben bevor, etwa im Bereich Elektrik und Navigation.

Krassestes Beispiel war die Bavaria. Innen sah sie wirklich gut aus und hatte wohl auch schon mal neue Polster erhalten. An Deck aber bot sich ein Bild der Verwüstung. Da muss der neue Eigner zunächst einmal kräftig investieren, um auf einen adäquaten Stand zu kommen.


Ab aufs Wasser

Ein Schiff lässt sich erst  unter Segeln vollständig beurteilen. Schließlich ist das seine Bestimmung. Funktioniert alles? Knarzt es irgendwo? Ist alles dicht? Und: Welche Kosten können entstehen?

Bootstests sind wie eine Schachtel Pralinen bei Forrest Gump: Man weiß nie so recht, was man bekommt. Das gilt bei Gebrauchtboottests ganz besonders. Ist es das Schmuckstück des Eigners, bestens gepflegt und in Topzustand – oder ein Arbeitspferd, das nach langem anstrengenden Charterleben jetzt wegsoll? Oder geht es gar um eine Erbengemeinschaft, die das Schiff, zu dem es keinen Bezug mehr gibt, einfach losschlagen will und den Test als kostenlose Werbemaßnahme sieht? Genau wie ein potenzieller Käufer nähern sich auch die Tester dem Objekt. Und beim vorliegenden Vergleich waren die Probanden durchaus heterogen.

Am Testtag weht es mit rund 18 Knoten – ideale Bedingungen, um die Schiffe an ihrer Reffgrenze oder auch darüber zu testen. Denn betagte Gebrauchtboote werden genauso wenig geschont wie ihre fabrikneuen Artgenossen.

Dufour, Bavaria und Dehler treten mit Vollzeug an, X und Winner gehen gerefft an den Start. Die Dufour, als kürzestes Schiff im Test, ist erwartbar die langsamste. Der Crew ist es herzlich egal – das Boot macht einfach, im wahrsten Wortsinn, Spaß. Wenn nur etwas mehr Trimmmöglichkeiten an Bord wären, könnte man prima ohne lästige Sonnenschüsse mit Vollzeug weiterfahren.

Die Bavaria pariert alle Böen mit dem Ruder. Sonnenschuss? Nicht bei 18 Knoten Wind. Und das trotz Segeln, die so ausgeweht sind, dass sie bestimmt zehn Grad mehr Krängung verursachen, als gesund wäre. Das wirkt sicher. Wohl mit ein Grund, warum die Kleine bei Charterern so beliebt ist.

Die Dehler vermittelt zwar nicht das präzise Steuergefühl, das sie mit Pinne bietet, segelt aber bestens mit im Konvoi. Sie ist eben einfach ein recht schnelles Boot. Mit dem langen Kiel will sie auch durchaus ordentlich an den Wind fahren.

An der Spitze des Feldes liefern sich X und Winner ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Dabei müsste die X natürlich schon von den Vitalwerten her die Nase vorn behalten – und das tut sie auch. Der Vorteil der Winner ist aber die unspektakuläre Abrufbarkeit des guten Speeds. Draufgehen und schnell sein, klar, mit etwas Kenntnissen vom Trimm, das klappt auch mit kleiner Crew. Nicht so bei der X, sie ist ein kompliziertes Boot. Back- und Checkstagen plus Achterstag, alles trimm- und verstellbar – da muss die Crew samt Schiffsführer wissen, was sie tut. Weiß sie es, ist die X eine echte Spaßmaschine, aber eben nicht für jedermann. So hat jedes Schiff seinen eigenen Charakter. Sie haben die Wahl für unter 40.000 Euro.


Das große YACHT Gebrauchtboot-Special: