YACHT-Redaktion
, Lars Bolle
, Johannes Erdmann
· 16.12.2022
Gebrauchtboote werden heute online verkauft. Das Angebot scheint beinahe unendlich zu sein. Da ist es mitunter nicht einfach, den Überblick zu bewahren. Wir geben Tipps, wie Sie schneller zu Ihrem Ziel kommen, zeigen die besten Online-Adressen für den Gebrauchtbootkauf und geben Tipps zur Preisverhandlung
Vom Aushang am Schwarzen Brett im Hafen, dem Inserat im Kleinanzeigenteil eines Fachmagazins wie der YACHT über Angebote in Online-Auktionshäusern und Internet-Bootsbörsen bis hin zur Anfrage bei professionellen Yachtmaklern: Es gibt unzählige Möglichkeiten, nach seinem Traumschiff Ausschau zu halten. Je nachdem, was genau das Objekt der Begierde ist, bieten sich unterschiedliche Suchstrategien an.
Bootsbörsen online haben eine Reihe Vor-, aber auch Nachteile. Über Such- und Filterfunktionen lassen sich die Angebote mal mehr, mal weniger gut sortieren. Die Portale sind mal mehr, mal weniger übersichtlich und die Suchfunktionen unterschiedlich detailliert. Man kann entweder nach Parametern, nach Schiffstypen oder nach Werften suchen. Gerade bei Schiffstypen sollte man aber genau wissen, wonach man sucht. Beispiel: Dehler 31 oder Duetta 94? Auch Umbenennungen nach Facelifts gehen dadurch schnell verloren. Dabei ist eine Hanse 345 ebenso spannend wie eine 348 – wer aber nur nach Letztgenannter forscht, wird die gut erhaltene 345 nicht angeboten bekommen. Es kann also sinnvoll sein, nach Parametern zu suchen, um auch auf Schiffe gleicher Art zu stoßen.
Praktisch ist die Möglichkeit, nach dem Alter der Angebote zu filtern. Bereits länger angebotene Schiffe bieten mehr Raum für Verhandlungen. Ebenfalls hilfreich: automatische E-Mail- Benachrichtigungen, wenn neue Angebote mit bestimmten eingestellten Parametern online gehen. Einige Börsen sind zudem mit einer Merkzettel- oder gar direkten Vergleichsfunktion ausgestattet.
Die eine Seite, auf der alle angebotenen Schiffe in Europa zu finden sind, gibt es nicht. Jedes Land hat aber ein oder mehrere Portale, über die die meisten Schiffe präsentiert werden. Diese zu kennen hilft bei der Suche.
Gute Online-Börsen sind etwa der YACHTmarkt , boat24.com oder auch scanboat.com.
Weitere empfehlenswerte Börsen sind:
Schon seit sehr langer Zeit finden sich viele Angebote auf der Auktionsplattform ebay. Diese stand aber lange in dem Ruf, dass dort nur die Billigboote, quasi Restposten, zu finden seien. Das ist zu einem großen Teil auch heute noch so. Stark gewandelt hat sich dagegen das Angebot bei ebay-Kleinanzeigen. Das ist längst kein Ort mehr, an dem sich lediglich billige und heruntergekommene Boote finden lassen. Viel eher zählt der Bootsbereich in den Kleinanzeigen mittlerweile zu den besten Anlaufstellen für Käufer und Verkäufer. Als einziger Anbieter ist die Plattform zudem frei von Gebühren. Ausschließlich dann, wenn das Inserat stärker beworben und hervorgehoben werden soll, fallen Kosten für den Verkäufer an.
Nutzt man mehrere Online-Börsen, wird man rasch feststellen, dass sich Angebote teils wiederholen. Viele Verkäufer inserieren ihre Schiffe in mehreren Portalen, insbesondere in solchen, die für Privatanbieter sehr preisgünstig sind. Ein größeres Manko sind die teils vielen Dateileichen. Einige Betreiber von Online-Börsen verzichten darauf, Offerten nach Ablauf einer bestimmten Zeit zu löschen – zum Ärger der Suchenden, die sich mit Booten auseinandersetzen, die nicht mehr zu haben sind.
Die Online-Bootsbörsen sind der wahrscheinlichste Ort, einem Trickbetrüger auf den Leim zu gehen. Diese passen ihre Methoden ständig an, das Grundschema ist aber größtenteils dasselbe. Der erste Schritt zum versuchten Betrug ist die Kontaktaufnahme zu den möglichen Opfern, die meist über das Internet geschieht. Kaum einer der Gauner ist selbst Segler – es geht ihnen hingegen darum, Kontakt zu wohlhabenden Menschen zu bekommen, um sie dann durch Trickbetrug um ihr Geld zu erleichtern. Da der Durchschnitt der Segler besser betucht ist, bilden sie eine natürliche Zielgruppe. Das Annoncieren von vermeintlichen Schnäppchen oder Kontaktieren von Inserenten, die ihre teure Yacht anbieten, ist dabei nur der Köder. Meist gibt es die angebotenen Yachten gar nicht.
Die Wahrscheinlichkeit, einem Betrüger aufzusitzen, kann man jedoch relativ leicht reduzieren. Wer lügt, muss ein gutes Gedächtnis haben – deshalb hilft es, gleich vom ersten Gespräch an viele Rück- und Detailfragen zu stellen, ein paar Tage später noch einmal nachzuhaken, wie es denn noch genau war, und den Wahrheitsgehalt durch möglichst viele unterschiedliche Eckpunkte zu belegen versuchen. Lassen Sie sich mehrere Telefonnummern geben, Handy und Festnetz, und versuchen Sie den Käufer/Verkäufer dort zu erreichen.
Überprüfen Sie angegebene Adressen mit Google-Maps und dem örtlichen Online-Telefonbuch. Stimmt der Name überein? Oft ergibt sich dabei, dass der Interessent eine Hoteladresse angegeben hat. Stellen Sie auch Fragen zum seglerischen Hintergrund, versuchen Sie ins Plaudern zu kommen. Wo ist der Verkäufer mit dem Boot gesegelt? Welches Revier kennt er am besten? Hat er Tipps? Solche Fragen und eine gesunde Skepsis können helfen, Betrüger zu überführen.
Zur Absicherung zählt auch, niemals eine Yacht unbesehen zu erwerben. Das stellt schon einmal sicher, dass es das inserierte Boot überhaupt gibt. Außerdem sollte sich der Käufer anhand der Schiffspapiere versichern, dass der Verkäufer tatsächlich der Eigentümer ist. Auf keinen Fall sollten irgendwelche Anzahlungen gemacht werden, auch wenn es nur um ein paar Hundert Euro geht, ohne dass diesen ein Gegenwert gegenübersteht, auf den der Käufer Zugriff hat. Oftmals sind Trickbetrüger gar nicht auf die ganz großen Summen aus, sondern benötigen eben nur angeblich ein paar Hundert Euro, etwa zur Verifizierung von Konten oder für Behördengänge. Ein ganz eigener Fall sind Geldwäscheangebote. Hellhörig sollte man werden, wenn der Verkäufer von sich aus extreme Nachlässe gewährt.
Ungeachtet der Möglichkeiten und Chancen, welche die digitalen Medien bei der Suche nach einem gebrauchten Boot bieten, führt mitunter der klassische Weg zum Erfolg: Beim Gang über die Stege des nächsten Hafens einfach mal auf „Zu verkaufen“-Schilder achten. Oder die Aushänge, meist beim Hafenmeister zu finden, durchforsten. Oder auf Bootsmessen die Gebrauchtboot-Pinnwände abklappern. Man kann auch mal beim nächsten Vereinsabend im Segelclub nach potenziellen Bootsverkäufern fragen, vor allem bei älteren Vereinsmitgliedern kann sich das lohnen, falls diese schon mit einem Verkauf liebäugeln. Manchmal sind sie ganz froh, sich nicht weiter mit dem Verkauf beschäftigen zu müssen und ihr Boot in guten Händen zu wissen.
Die klassischen Yachtmakler sind überwiegend fokussiert auf das mittlere und gehobene Preissegment. Ihre Stärke liegt meist in der Vermittlung herkömmlicher Fahrtenyachten.
Darüber hinaus sind sie oft besser als ein Käufer in der Lage, den Zustand und Wert eines Bootes zu beurteilen. Außerdem sind sie stärker an rechtliche Rahmenbedingungen gebunden als private Verkäufer, besonders wenn es um Gewährleistungsfragen geht.
Ein Interessent sollte also mit einem Makler in der Regel davor gefeit sein, einen völlig überhöhten Preis zu zahlen oder einen Seelenverkäufer zu erwerben. Aber auch unter Maklern gibt es schwarze Schafe, hier die Spreu vom Weizen zu trennen ist mitunter nicht einfach. Anhaltspunkte für Seriosität sind zum einen die Anzahl der Inserate und wo diese geschaltet sind, etwa in großen Online-Börsen, mehr aber noch die Erreichbarkeit des Verkäufers und seine Beratungsleistung.
Diese generelle Beratungsleistung eines Maklers kann hilfreich sein. Wer sich noch nicht sicher ist, wonach er eigentlich sucht oder sich nicht zwischen den Modellen verschiedener Werften zu entscheiden weiß, kann den Makler um Rat fragen. Der hält zudem Exposés bereit und sorgt dafür, dass bei der Kaufvertragsabwicklung keine Partei benachteiligt wird. Falls erforderlich und gewünscht, sind viele Makler auch in der Lage, den Käufer bei der Klärung von Transport-, Zoll- und Mehrwertsteuerfragen zu unterstützen, soll etwa ein Boot im Ausland gekauft werden.
Händler großer und kleiner Werften bieten oftmals auch gebrauchte Yachten an, nicht nur der eigenen Marken. Sie nehmen mitunter alte Yachten im Auftrag ihrer Kunden an, wenn diese ein neues Schiff kaufen. Wer also gezielt nach einer bestimmten Bootsmarke sucht, sollte die Händler in seine Suchstrategie einbeziehen.
Wie die Makler präsentieren die meisten von ihnen ihre Boote auch via Internet auf den eigenen Seiten, oder sie inserieren in Online-Bootsbörsen. Mittlerweile gibt es so viele Makler und Händler, dass es wenig Sinn ergibt, hier bestimmte herauszupicken. Vielversprechender ist die oben beschriebene Suche in Online-Gebrauchtbootportalen, da die Angebote der Händler und Makler meist ohnehin in diesen zu finden sind. So arbeitet etwa boat24.com nach eigenen Angaben mit über 500 Bootshändlern und Yachtbrokern aus ganz Europa zusammen.
Eine Art Schwacke-Liste für Gebrauchtboote gab es früher einmal, heute nicht mehr. Man muss sich also selbst helfen. Viele Eigner überschätzen den Wert ihres Bootes, da sie den Wertverfall unrealistisch einstufen. Ganz hart ist das womöglich für Kunden, die nach drei, vier Jahren ihr neu gekauftes Schiff veräußern wollen. Dass es dann etwa 30 bis 40 Prozent weniger wert ist, ist vielen nicht klar. Zumindest gilt das bei Standard-Großserienschiffen. Danach lässt der Preisverfall meist deutlich nach.
Umgekehrt fragen sich viele Käufer, wie viel sie noch heraushandeln können. Läuft der Kauf über einen Makler, ist größtenteils wenig Luft. Denn Maklerpreise sind meist schon an den Marktwert des Schiffes angepasst, der Spielraum liegt oft unter zehn Prozent.
Wer ein Schiff von privat kauft, kann etwas mehr handeln als beim Makler. Der versucht in der Regel, ein Boot realistisch einzupreisen, bevor er es auf den Markt bringt, um dem Eigner zu große Enttäuschungen und lange Wartezeiten bis zum Verkauf zu ersparen.
Das Internet macht Angebote in ganz Europa vergleichbar, aber die Preise können von Land zu Land sehr unterschiedlich sein. In Südeuropa etwa ist die Lage anders als in Deutschland und teils auch im übrigen Nordeuropa. Die Preise liegen im Süden auch aufgrund der längeren Saison und der höheren UV-Belastung unter dem nordeuropäischen Niveau.
Wer also beim Preis verhandeln möchte, sollte sich gut mit vergleichbaren Angeboten bestücken, um diese als Argumente beim Verkäufer zu haben.