Alexander Worms
, Max Gasser
· 20.12.2022
Klar, Yachten aus Haderslev segeln gut. Die X-342 hält einen auf Trab und will sehr aktiv gesegelt werden. Das macht Spaß, weil es schnell geht – kann aber auch anstrengend sein. Auch unter Deck hat sie einiges zu bieten
Für 40.000 Euro lässt sich locker eine optimale Yacht finden. Aber: günstig kaufen und investieren oder lieber alles ausgeben und gleich losfahren? Wir haben fünf Yachten daraufhin getestet:
Was so ein Meter Länge doch ausmacht. Denn obwohl die X-342 eine eher sportliche Vertreterin ihrer Zunft ist, was üblicherweise nicht für Raumwunder unter Deck spricht, erfreut der Salon mit luftiger Anmutung. Große Fenster helfen dabei natürlich, ebenso die helle Deckenverkleidung – aber auch 1,20 Meter mehr Länge als die Bavaria, bei gleicher Breite.
Die Extralänge investierte Konstrukteur Niels Jeppesen vor allem in die Kojen. Das ist an sich gut, nur hilft es nicht, wenn die Breite zum Bug hin so stark abnimmt, dass dort keine zwei Paar Füße hineinpassen. Das ist in der Achterkoje besser, wenngleich auch sie sich auf gerade mal 93 Zentimeter Breite zusammenzieht.
Der durchgesteckte Mast sorgt für Feuchtigkeit in der Bilge, der kleine Sumpf ist also ein willkommenes Detail. Gleiches gilt für den Ölzeugschrank hinter der Nasszelle, auch er lenzt in die Bilge. Dort liegt auch der Strongback, der die Kielbolzen aufnimmt. Bei ihm gilt es unbedingt zu prüfen, ob der Verbund zum Rumpf intakt ist und dass keine Rostspuren erkennbar sind.
Das Interieur zeigt sich in gutem Zustand, etwas Pflege hier und da, und alles passt wieder. Die Polster sind hin. Die Bezüge wie auch die Schaumstoffe gehören ausgemustert. Mit Ersatz wirkt die X gleich viel frischer – und ist eine spannende Yacht.
Sie könnte ein Jungbrunnen sein. Des allzu komfortablen, arrivierten Rollsegel-Fahrtencruisens überdrüssig, schafft sich der Endvierziger ein solches Gefährt an. Die Kinder sind alt genug, um an Bord mit anpacken zu können, und der Eigner selbst plant im Winter nicht mehr den Sommertörn, sondern begibt sich ins Fitnessstudio zwecks Muskulaturaufbaus. Schließlich wollen die Backstagen schnell und konsequent durchgesetzt werden. Und allmählich wird aus der gelangweilten Familien-Segelgemeinschaft eine echte Regattacrew. Nicht im ersten Jahr, je nach Ambition auch nicht in dem darauf, aber danach könnte man auch mal die eine oder andere Wettfahrt gewinnen. Sport für die ganze Familie, das muss man wollen, mit allen Konsequenzen.
Denn die Hardware an Deck des Testbootes wird bei ehrgeiziger Fahrweise schnell für Verdruss sorgen. Alt, schlecht gepflegt, abgerockt – das muss neu. Dann die Segel. Auch die dürfen gern aktueller Natur sein. Und abends wird im Hafen erst mal aufgetucht, auch beim Urlaubstörn. Die Vorschiffskabine wird zum Teil vom Spinnaker belegt. Und ein Cockpittisch? Also bitte!
Wer das in Kauf nehmen kann, findet in der X-342 ein Spaßboot. Wie eine junge Freundin hat es immer neue Ideen. Auf dem Wasser bietet es ständig Herausforderungen. Wer die Grenzen des Schiffs heraussegeln will, muss schon genau wissen, was er tut. Dabei geht es nicht so sehr um Ratings, eher um das Machbare. Die 342 wurde in der ausklingenden IOR-Zeit endlich ohne die Auswüchse der Formel erdacht. Das macht sie schnell und vor allem stabil. Ein Schiff, um sich einmal auszuprobieren.
Rumpf und Deck Sandwich, Handauflegeverfahren, Strongback aus Stahl, Bleikiel mit Stahlfinne
Die X-342 wurde immer so gebaut, wie sie ist; das Testboot mit gepfeilten Salingen ist eine Ausnahme. Einzige Alternative: ein Topprigg, das jedoch nicht zum Wesen des Bootes passt
* Stand 2020
Sportliches Schiff, das auch so gefahren werden will. Mit seltenem Topprigg tourentauglicher. Viel Raum unter Deck, lange Kojen