Alexander Worms
, Max Gasser
· 20.12.2022
Die Winner 9.50 ist innen hübsch, geräumig und mit viel Stauraum, unter Segeln agil und knackig. Dazu solide gebaut – also ein echtes Allround-Talent?
Für 40.000 Euro lässt sich locker eine optimale Yacht finden. Aber: günstig kaufen und investieren oder lieber alles ausgeben und gleich losfahren? Wir haben fünf Yachten daraufhin getestet:
Unter Deck auf der Winner fühlt man sich wohl, sie ist hell, geräumig und bietet gute Sitzgelegenheiten. Der Blick wandert über ordentlich verarbeitetes Holz. Das ist über der Tür zum Vorschiff am besten rund. Die ersten Modelle hatten dort eine rechtwinklige Öffnung; hier bildeten sich manchmal unter der Last des Riggs Risse, die Rundung leitet Kräfte besser ein. Apropos einleiten: Den verzinkten Stahlrahmen sieht man nahezu nicht. Er ist unter einer dicken Schicht Topcoat verschwunden. Dennoch gilt es, sorgfältig auf Risse zu achten. Zeigt sich irgendwo eine Roststelle, unbedingt die Kielnaht von außen inspizieren. Ist sie intakt, und die Roststelle weist keine Haarrisse auf, reicht es meist, den Rost aufzuschleifen und mit Zinklack zu versiegeln. Andernfalls sollte ein Gutachter zugezogen werden.
Das Besondere der Winner ist die offene Achterkammer. Sie schafft Raum an Bord, denn ein Schott samt Tür kann entfallen. Der Zugang zur Schlafstatt erfolgt über die Naviecke, sodass die Pantry größer werden konnte. Die kleine Nasszelle liegt vorn, sie separiert den Salon vom Vorschiff – ideal für Familien mit Kindern, diese können abends vorn in Ruhe schlafen, während die Großen noch im Salon sitzen. Dort wird auch einer der beiden schlafen wollen: 1,34 Meter Breite achtern reichen nicht für erholsamen Schlaf zu zweit.
Auf der hohen Kante, in der Hand der Pinnenausleger, der Blick auf die Windfäden in der Genua, und der Allerwerteste fühlt die Rückmeldung vom Boot – das ist die Paradedisziplin der Winner, am besten bei 15 bis 18 Knoten Wind. An den wird das Schiff dann spielend leicht herangeführt, und das Leben des Steuermanns ist einfach. So lassen sich auf der Winner entspannt Meilen machen. Perfekte Zugänglichkeit, nichts Kompliziertes, einfach sportlich schnelles Segeln – so fühlte sich die Winner 9.50 beim Gebrauchtboottest in Heft 5/2015 an. Leider brach diesmal gleich bei der ersten Ausfahrt das Vorstag, weiteres Testen unter Segeln war somit unmöglich. Egal, denn der Eindruck vom Test seinerzeit ist immer noch präsent. Da störte auch die schwergängige Pinne auf dem jetzigen Exemplar nicht weiter. Ist die in Ordnung, weil mit guten Lagern ausgestattet, dann sorgt das für genau dieses leichtfüßige Gefühl, das die Winner im Test seinerzeit vermittelte.
Da bleibt ausgiebig Zeit, sich mit dem Layout an Deck zu beschäftigen. Die Hardware dort ist von einem offenbar anstrengenden Dasein gezeichnet. Hebelklemmen und Winschen sind auf der Zielgeraden ihrer Lebenszeit; ebenso die Blöcke am Mastfuß. Muss das alles ersetzt werden, zusammen mit dem laufenden Gut, kommt einiges zusammen. Sicher, bei anderen Schiffen im Vergleich ist die Hardware auch schlecht, aber die kommen eben nicht so sportlich daher. Und um dem Anspruch gerecht werden zu können, muss die Ausrüstung eben vollkommen in Ordnung sein. Bei dunklen Gelcoats kreidet der gen Sonne geneigte Spiegel aus. Das ist aber mit Lack zu beheben. Es lohnt sich.
Rumpf und Deck Schaumsandwich. Aluplatten unter Beschlägen. Strongback aus Stahl, Gusseisenkiel
Einzige Änderungen waren die Umstellung von ein- auf zweikreisgekühlte Motoren sowie der später runde Durchgang ins Vorschiff. Beides hat Vorteile
* Stand 2020
Ein Allround-Familiencruiser, mit dem man auch mal eine Regatta gewinnen kann. Sportlich zu segeln, geräumig, gut gebaut