Kristina Müller
, Alexander Worms
, Max Gasser
· 20.12.2022
7 unter 7 unter 7 – sieben Kleinkreuzer unter sieben Metern und (größtenteils) unter 7.000 Euro am Gebrauchtbootmarkt. Optimal für Paare oder kleine Familien und daher seit jeher eine gefragte Klasse – Gebrauchtbootkauf-Marktübersicht 20- bis 22-Fuß-Kleinkreuzer
Mit einer Varianta 65 setzen Käufer auf einen GFK-Klassiker der ersten Stunde. Seit Mitte der siebziger Jahre wurde der vom renommierten Konstrukteur Van de Stadt gezeichnete Kielschwerter bei Dehler in Freienohl gebaut. Erst nach gut 4.500 gefertigten Exemplaren wurde die Produktion 1982 eingestellt. Entsprechend groß ist das Angebot auf dem Gebrauchtbootmarkt, aber auch die Nachfrage: Das Boot hat eine treue Fangemeinde, die Klassenvereinigung ist umtriebig, es gibt eine aktive Regattaszene (www.varianta.org). Verschiedene Modelle der Varianta wurden gebaut, ihnen gemein ist das Konzept eines sicheren und familientauglichen Gefährtes, das gut segelt. Sie ist flott und agil, aber nicht übertakelt und lässt sich von Einsteigern gut handhaben. Boote mit Zubehör werden momentan ab zirka 4.000 Euro* angeboten.
Zwar erinnern die Neptun 20 und ihre zwei Fuß größere Schwester Neptun 22 mit dem unverwechselbaren Hubdach auf den ersten Blick vor allem an Camping auf dem Wasser. Doch auch unter Segeln machen sich die Backdecker aus der Neptun-Werft in Rheda-Wiedenbrück gar nicht so schlecht – vorausgesetzt, es herrscht ein wenig Wind, und die Segel sind nicht zu alt. Das gutmütige Segelverhalten verzeiht Fehler und macht die Boote ideal für Einsteiger. Die N22 gibt es in einer Version ohne Hubdach sowie mit Dinette in der Kajüte, die N20 ausschließlich mit zwei langen Längskojen im Salon. Bei aufgestelltem Hubdach können bis zirka 1,75 Meter große Personen sogar stehen, und dank des Raumgefühls lässt sich auch ein Regentag im Hafen unter Deck aushalten. Durch den geringen Tiefgang sind die Boote leicht zu trailern. Etwa 1900-mal wurde die N20 gebaut, über 7000-mal die N22. Ersatzteile und auf Wunsch auch eine neue Neptun 22 gibt es noch bei der Werft. Gebraucht sind die Boote derzeit ab zirka 4000 Euro* zu haben.
Auf den ersten Blick sieht die Jaguar 22 nicht sonderlich vielversprechend aus: Eher schwer gebaut, wohl auch aufgrund der amerikanischen Gene, denn eigentlich ist sie eine Catalina 22 und hat obendrein eine vergleichsweise kleine Segelfläche. Sie ist auch wahrlich kein Renner, bringt aber immerhin eine durchaus ansprechende Leichtwind-Performance mit. Was sie jedoch wirklich auszeichnet: ein riesiges Cockpit. Ansonsten fällt der sehr hoch angeschlagene Baum auf. Auch da zeigen sich die US-Gene: Sicherheit an erster Stelle. Ideal auch für europäische Familien- und Anfängercrews, ist es mithin egal, wenn mal ein Kind im Cockpit steht: Vom Baum droht keine Gefahr.
Die gefälligen Linien mit dem niedrigen Freibord und dem strakenden Kajütaufbau sorgen jedoch unter Deck für wenig Höhe. Die Catalina oder Jaguar ist daher ein Draußen-Boot. Das große Cockpit lädt ein, der hoch angeschlagene Baum ermöglicht die Installation eines Biminis, und manche Eigner segeln gar mit Sonnenschirm. Ausgereifter Bau und viel Sicherheit machen die Jaguar daher zum guten Einsteigerboot, besonders bei wenig Wind. Mit Schwenkkiel ist sie zudem leicht trailerbar, allerdings sollte dazu vor dem Kauf das Gewicht überprüft werden. Wem die zeitlosen Linien gefallen, segelt für kleines Geld los. Das Paket kam an: Knapp 16.000 Einheiten wurden gekauft, damit ist sie eins der meistgebauten Schiffe überhaupt und ab ungefähr 2.000 Euro* zu haben.
Auf dem kleinen Backdecker aus Belgien fühlt sich die Crew sicher: hoher Ballastanteil, ausgeschäumte Hohlräume, ein tiefes Cockpit und solide Verarbeitung sorgen für Seetüchtigkeit. Die Etap 22 kann durchaus eine Brise vertragen, es gibt sie mit normalem und mit größerem Binnenrigg.
Etwa 1.500-mal wurde das Boot zwischen 1972 und 1982 gebaut, dann abgelöst durch die Etap 23, noch später durch die modernere Etap 22i. Auf der segelte die deutsche Familie Habeck sogar schon um die Welt. Auf der Etap 22 geht es durch einen etwas gewöhnungsbedürftigen, ovalen Niedergang ohne Schiebeluk unter Deck. Dafür können auf dem Aufbau Fallen und Trimmleinen geführt werden. In der Kajüte ist Stauraum durch die Ausschäumung etwas knapp bemessen, der große Kielkasten nimmt viel Raum ein. Eine Chemie-Toilette kann im Vorschiff untergebracht werden. Das Boot wird derzeit für etwa 3.000 bis 7.000 Euro* angeboten.
Der Name Dehlya 22 steht für die Zusammenarbeit der Werft und der YACHT. Mit Erfolg?Im Inneren zeigt sich der Salon offen, was für ein gutes Raumgefühl sorgt. Ausgestattet war das Schiff mit den Modulen Innenausbau und Vorschiff. Tatsächlich gab es den Kleinkreuzer auch zum Selbstausbau. Insgesamt wirkt sie wie eine richtige Yacht, das mag an der Optik liegen, aber auch am Bedienkonzept und den Segeleigenschaften. Böen pariert sie mit einiger Gelassenheit. Mehr Tuch in Form einer Genua hätte dem Boot gut zu Gesicht gestanden. Denn besonders rank erscheint die Dehlya keineswegs, im Gegenteil. Dennoch bleibt sie leicht trailerbar und ist somit flexibel. Der Einstieg zum Aufstieg sozusagen. Zu haben ist die Dehlya ab ca. 5.000 Euro* auf dem Gebrauchtbootmarkt.
Die Sunbeam S22 war seinerzeit das Pendant zur Varianta 65 von Dehler. Optisch ähneln sich die beiden von Van de Stadt gezeichneten Kleinkreuzer, das Konzept war identisch: ein bezahlbares Boot für die ganze Familie, flexibel einsetzbar dank Trailer; „eleganter Wasserspaß“ steht im einstigen Verkaufsprospekt. Gebaut wurde das hübsche, schlanke Schiff von 1968 an von der österreichischen Schöchl-Werft in Mattsee. Vier Personen können theoretisch an Bord schlafen: zwei im Vorschiff, das durch ein richtiges Schott abgetrennt ist, zwei auf langen Längskojen im Salon. Auch ein richtiger Einbauschrank und die Pantry an Backbord erinnern unter Deck schon an eine kleine Yacht – wenn auch überall nur mit Sitzhöhe. Die Tür des Schranks kann wahlweise das Vorschiff abtrennen. Unter den Kojen gibt es Stauraum. Die toppgetakelte Sunbeam segelt sicher, kann aber – etwa unter Spinnaker – auch sportlich und schnell unterwegs sein. Gut 40 Prozent Ballastanteil sorgen für ausreichend Stabilität. Gewählt werden konnte bei einem neuen Exemplar zwischen Kielschwert und Festkiel. Gebraucht kosten die Boote heute etwa 3.000 bis 6.000 Euro*.
Die gelungene Mischung aus Kleinkreuzer und Yacht kommt aus den Niederlanden, die Werft existiert jedoch nicht mehr. Sie stand für gute Bauqualität, die neben der zeitlosen Optik und verhältnismäßig viel Raum unter Deck nur ein Argument für eine Friendship 22 ist. Noch ein weiteres sind die Segeleigenschaften, die Spaß machen. Zwar legt sich das Boot trotz breitem Bauch früh auf die Seite, ist dank hohem Ballastanteil aber stabil und sicher. Es gibt die Friendship mit verschiedenen Kielvarianten. Zum Trailern ist ein stärkeres Zugfahrzeug nötig. Unter Deck lässt sich der Platz zum Liegen auf den Längskojen erweitern, indem man die Rückenlehnen hochklappt. Pfiffig ist auch der Pantryblock, der nur zum Gebrauch unter einer Cockpitbank hervorgezogen wird. Gebrauchte Boote kosten etwa 5.000 bis 10.000 Euro*, neuere Baujahre sind teurer.
* Stand 2020