GebrauchtbootkaufKleinkreuzer unter sechs Metern – mehr Jolle als Yacht

Kristina Müller

 · 20.12.2022

Leisure 17
Foto: YACHT/B. Scheurer

Kleinstkreuzer sind ideal für zwei Personen und für den Einstieg in den Segelsport. Wir zeigen drei Modelle zwischen 17 und 19 Fuß auf dem Gebrauchtbootmarkt. Dazu geben wir einen wichtigen Tipp zur Erweiterung der kleinen Cockpits


Leisure 17 – Winzling mit Beinen

Foto: YACHT/B. Scheurer

4.500-mal wurde das Schiffchen bis 1990 auf der englischen Werft Cobramold gebaut – ab 1980 mit verändertem Decksdesign. Das neuere Modell heißt Leisure SL, hat eckige Aufbaufenster und etwas mehr Platz unter Deck. Die Segeleigenschaften der Leisure sind gutmütig, und bei 4 Beaufort läuft sie durchaus vier bis fünf Knoten. Gewichtstrimm ist angeraten, nicht nur beim Segeln. Für ein gerade mal fünf Meter langes Boot ist die Leisure erstaunlich seetüchtig und robust: Es wurden bereits Hochseetörns mit dem Winzling unternommen. In der Plicht sitzt man geschützt, vor allem, wenn ein Heckkorb vorhanden ist. Zwei Personen finden hier bequem Platz. Unter Deck gibt es zwei Längskojen, zwischen denen ein Tisch montiert werden kann. Ein Kocher findet etwa unter dem Niedergang Platz. Der Clou sind die Kimmkiele, sie machen die Leisure 17 ideal für flache und Gezeitenreviere. Die Boote kosten je nach Ausstattung zirka 2.000 bis 3.000 Euro*.

Technische Daten

  • Rumpflänge: 5,18 m
  • Breite: 2,13 m
  • Tiefgang: (Kimmkiele) 0,65 m
  • Gewicht: 670 kg
  • Segelfläche: 13,7 m²
  • YACHT-Test: 19/2020

YACHT-Bewertung

  • + Optimale Raumausnutzung
  • + Selbstlenzendes Cockpit
  • + Gutmütige Segeleigenschaften
  • + Gut nutzbarer Stauraum
  • - Läuft nicht viel Höhe
  • - Schmale Kojen

Flying Cruiser Family – wohnlich und sicher

Foto: Yacht / S. Hucho

Die Flying Cruiser Family der BWC-Werft aus Illmensee ist seit den Siebzigern am Markt und immer noch als Neuboot erhältlich. 2019 wurde die Werft übernommen, das Programm wird fortgeführt. Der fami­lienfreundliche Kleinkreuzer wurde zuletzt 2010 überarbeitet, erhielt ein größeres Cockpit mit höherem Süllrand. In der Sport-Variante ist das Boot mit etwas mehr Segelfläche ausgestattet. Optionen gibt es beim Anhang durch die Version als Kielschwerter oder als Kielboot, dann mit 80 Zentimeter festem Tiefgang. Rumpf und Deck entstehen im Handauflegeverfahren. Die Hohlräume zwischen Innen-­ und Außenschale werden als Auftrieb ausgeschäumt. Der Name verrät es: Das Boot ist ein Cruiser und kein Racer, es trumpft mit Wohnlichkeit statt mit Segelperformance auf. Die Preise variieren stark nach Baujahr und Ausstattung, ältere Schiffe sind mitunter für wenige Tausend Euro* zu bekommen.

Technische Daten

  • Rumpflänge: 5,40 m
  • Breite: 2,10 m
  • Tiefg. (Kielschwert): 0,50–1,20 m
  • Gewicht: 600 kg
  • Segelfläche: 14,0 m²
  • YACHT-Test: 12/2010 und 13/2010

YACHT-Bewertung

  • + Hübsche, klassische Anmutung
  • + Viele Fenster, viel Licht
  • + Überraschend viel Wohnkomfort unter Deck
  • + Viel Stauraum
  • + Einhandtauglich
  • - Mäßige Segelleistung

Varianta 18 – Spaßboot mit Kult-Charakter

Foto: Yacht / S. Hucho

Als Dehler 2010 die Varianta 18 präsentiert, schafft sie es auf Anhieb als „Comeback einer Legende“ auf den Titel der damaligen YACHT-Ausgabe mit dem exklusiven Bootstest. Das Mikro-Boot war die Wiederbelebung des Rotkäppchen-Modells von Dehler und sollte die Nachfolgerin der erfolgreichen Varianta 65 werden. Doch die Varianta 18 konnte ihre beliebte Vorgängerin nicht ersetzen – sie hat sich vielmehr ihre eigene Fangemeinde geschaffen. 299-mal wurde der kleine Renner zwischen 2010 und 2014 gebaut, bevor die Produktion eingestellt wurde. Das Boot ist für die kleine Crew konzipiert und segelt sich sportlich, schnell und beschleunigt unter Gennaker auf über sieben Knoten. Für ausreichend Stabilität sorgt der T-Kiel mit Ballastbombe, der in der Standardversion 1,15 Meter tief ist. Es gab auch eine Version mit einem Flachkiel von 0,80 Meter. Unter Deck fehlen der Varianta im Kajütdach Rumpffenster. Es ist etwas enger und dunkler als in den kleinen Kajüten anderer Fünfeinhalb-Meter-Boote. Dafür macht das Segeln mit der VA18 viel Spaß. Die Preise am Gebrauchtmarkt beginnen derzeit bei zirka 12.000 Euro.*

Technische Daten

  • Rumpflänge: 5,50 m
  • Breite: 2,40 m
  • Tiefgang: 1,15 m
  • Gewicht: 750 kg
  • Segelfläche: 24,0 m²
  • YACHT-Test: 1/2010

YACHT-Bewertung

  • + Einhandtauglich
  • + Gleitfähig
  • + Großes Cockpit
  • + Gute Segeleigenschaften, segelt steif
  • - Hoher Tiefgang erschwert Trailern
  • - Wenig Licht in der Kajüte

* Stand 2020

Tipp: Schutz vor Wind und Wetter eine Überdachung des Cockpits erweitert den Wohnraum enorm

Eine Kuchenbude, die über dem Baum ausgerollt wird, lässt sich leicht falten und verstauen
Foto: YACHT/M.-S. Kreplin

Sprayhood und Kuchenbude bieten gerade in hiesigen Revieren Schutz vor Wind, Regen und Sonne. Auf kleinen Booten können sie den Wohnraum an Bord zudem schnell mehr als verdoppeln. Die Crew wird bei Regen auch nicht sofort geduscht, sobald sie das Niedergangsluk aufschiebt. Und gerade mit Kindern wird der Fahrtentörn auf dem Kleinkreuzer oft erst durch eine pfiffige Lösung zur Überdachung des Cockpits möglich. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, zumal eine richtige Sprayhood plus Kuchenbude inklusive Gestänge auf kleinen Booten kaum Platz findet. Schon eine einfache Plane hilft, doch kann dann Regen seitlich eindringen. Bewährt haben sich bei vielen Jollenkreuzer- und Kleinbootseglern daher Cockpitverdecke, die mittels eingenähter Querstangen über dem Baum ausgerollt werden und seitlich abschließen. Diese Variante ist stabil und schafft Raum. Auch mit dem Großfall lassen sich Cockpitzelte fixieren. Eine weitere Lösung ist der Bau eines Verdecks mittels Zeltstangen, die als Rundbogen die Plane aussteifen. Verschiedene Varianten von Kuchenbuden für Kleinkreuzer wurden in YACHT 22/2009 vorgestellt.


Das große YACHT Gebrauchtboot-Special: