Das 14. Ocean Race geht mit zunehmender Spannung auf dem Wasser in seine Schlussphase. Bei gut 750 Seemeilen bis in den italienischen Zielhafen lieferten sich am Freitagmittag Paul Meilhats französisches Team Biotherm, das Schweizer Team Holcim – PRB und Boris Herrmanns Team Malizia einen packenden Dreikampf um den letzten Etappensieg. Alle drei segelnden Imocas trennten sieben Tage nach dem Start nur eineinhalb Seemeilen voneinander. Es geht in Sichtweite in den Showdown von Genua.
Die zweite Gibraltar-Passage symbolisiert gut das zu Ende gehende Rennen um die Welt” (Boris Herrmann)
Das Imoca-Trio ist inzwischen durchs Nadelöhr der Straße von Gibraltar geschlüpft. Für Boris Herrmann hat sich damit ein Kreis geschlossen. “Wir hatten uns vorgenommen, nach Gibraltar nicht mehr als 50 Seemeilen Rückstand auf die anderen zu haben. Tatsächlich waren es dann nur fünf. Und die sind aktuell auch geschmolzen. Zum zweiten Mal die Straße von Gibraltar passiert zu haben symbolisiert gut das zu Ende gehende Rennen um die Welt. Das ist ein wundervolles Gefühl für unsere Crew”, sagte der 42-jährige Hamburger kurz vor dem Abschluss seiner Ocean-Race-Premiere.
Nach wie vor wird die Ocean-Race-Flotte zwischen dem 27. und 28. Juni zum großen Finale in Genua erwartet. Für den 29. Juni ist in Genua die Anhörung aller Teams zum Antrag von 11th Hour Racing auf Wiedergutmachung infolge der Kollision mit Team Guyot in Den Haag angesetzt. Am 1. Juli findet vor Genua das letzte Hafenrennen statt. Es kann nur noch eine Abschiedsgala ohne sportliche Auswirkungen auf das Ocean-Race-Klassement werden, denn die Entscheidung über den Sieg und die Platzierungen im 14. Ocean Race fällt erstmals in der 50-jährigen Geschichte des bekannten Meeres-Marathons am grünen Tisch.
Während die Imoca-Crews ihren Schlussakt zelebrieren und in sehenswerter Weise miteinander ringen, wurden am Donnerstag zwei VO65-Yachten von Orcas angegriffen. Die VO65-Teams hatten ursprünglich eine eigene Klasse für das Rennen um die Welt bilden sollen, doch kam keine veritable Flotte für die ganze Runde um die Welt zusammen. Daher wurde das Programm für die anfangs sechs VO65-Teams auf nur drei Etappen verkürzt. An den beiden finalen Abschnitten nehmen nur fünf VO65-Yachten teil.
Zwei von ihnen wurden jetzt von Orcas angegriffen. Die beängstigende Begegnung mit den Schwertwalen fand am Donnerstag westlich von Gibraltar im Atlantik statt. Betroffen waren die Teams Jajo aus Holland und Mirpuri Trifork Racing aus Portugal. Beide Teams teilten anschließend mit, dass es keine Verletzten oder Schäden am Boot gegeben habe, obwohl die Orcas gegen die Boote stießen und in einem Fall auch das Boot rammten sowie in die Ruder bissen.
Es war beeindruckend, die Orcas zu sehen. Wunderschöne Tiere, aber auch ein gefährlicher Moment für uns als Team” (Jelmer van Beek)
Team Jajos Skipper Jelmer van Beek berichtete danach von See: “Vor 20 Minuten wurden wir von Orcas angegriffen. Sie kamen direkt auf uns zu und schlugen auf die Ruder ein. Es war beeindruckend, die Orcas zu sehen. Wunderschöne Tiere, aber auch ein gefährlicher Moment für uns als Team.” Die Segel-Crew reagierte an Bord der VO65-Yacht besonnen. “Wir nahmen die Segel herunter und verlangsamten das Boot so schnell wie möglich. Nach ein paar Angriffen zogen sie sich glücklicherweise zurück. Das war ein beängstigender Moment”, sagte van Beek.
Das Gebiet um Gibraltar, das gerade auch die Imocas mit Boris Herrmanns Team Malizia auf ihrer siebten und letzten Etappe in den Zielhafen Genua passiert hatten, ist bekannt für Orca-Angriffe auf Yachten. Dabei rammt ein einzelner Orca oder eine Gruppe der Schwertwale den Rumpf oder das Ruder von Booten. In einigen Fällen wurden Boote dabei erheblich beschädigt. “Mindestens drei gingen schon unter”, hieß es in einer Mitteilung der Ocean-Race-Veranstalter.