Morten Strauch
· 23.09.2022
Erneut wurde eine norwegische Segelyacht vor Galicien von einer Gruppe Orcas attackiert und bis zur Manövrierunfähigkeit angeknabbert.
Die „Bianca“, eine Sweden Yachts 45, befand sich auf der Fahrt von Brest in Frankreich nach A Coruña in Spanien, als sie am Dienstagmorgen von bis zu acht Schwertwalen gleichzeitig angegriffen wurde. Obwohl sich die zweiköpfige Crew gut auf eine mögliche Konfrontation mit den Orcas vorbereitet hatte, stand sie der geballten Wucht der intelligenten Meeresjäger machtlos gegenüber.
Skipper Svein Skeide berichtet: „Meine Partnerin und ich waren vorbereitet und haben die empfohlene Notfallprozedur Schritt für Schritt befolgt. ,Bianca‘ in den Wind, Segel runter, Maschine an und volle Kraft zurück. Ein paar Minuten schien das zu funktionieren, aber dann ging die Gruppe von bis zu acht Orcas in den koordinierten Angriff über.“
Eine Stunde lang ließen die Orcas nicht von den Norwegern ab und stießen das Boot dabei mehrmals um 180 Grad herum, während das Ruder häppchenweise bis zur Manövrierunfähigkeit abgebissen wurde.
Hilfe von Delphinen?
„Das Drama endete plötzlich mit der Ankunft einer großen Delphinschar, und nach ein oder zwei Minuten waren die Orcas verschwunden. Ob die Delphine die Wale tatsächlich verscheucht haben, vermag ich nicht zu beurteilen, aber es schien einen Zusammenhang zu geben. Andrerseits hatten die Orcas zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr viel zu kauen“, erzählt Svein Skeide mit einer Prise Galgenhumor.
Skeide und seine schwedische Partnerin Lisa Ternström befürchteten einen möglichen Wassereinbruch aufgrund der zerstörten Ruderanlage, und da sie manövrierunfähig waren, riefen sie die spanischen Rettungskräfte zu Hilfe. Nach einer halben Stunde erreichte ein Rettungsboot der Salvamento Maritimo die „Bianca“, um sie in den nahgelegenen Fischerort Cedeira zu schleppen. Auch ein Helikopter war zur Überwachung im Einsatz.
Vier Orca-Angriffe an einem Tag
Das Paar befand sich auf Langfahrt in die Karibik, als es auf die angriffslustigen Schwertwale traf. An diesem Tag wurden insgesamt vier Segelboote von den Walen angegriffen, vermutlich von derselben Gruppe. Die drei anderen beteiligten Boote kamen aus England, Holland und Frankreich.
Svein Skeide abschließend: „Auf einem langen Atlantiktörn gibt es immer Hindernisse oder Schwierigkeiten, die man bewältigen muss. Am Ende des Tages haben wir nur einen Sachschaden, der behoben werden kann. Wir sind dankbar, dass wir bei dem Vorfall in UKW-Reichweite waren und dass es bei Tageslicht passiert ist. Wir schauen jetzt, wie wir am besten das Boot reparieren lassen können, und lassen es uns so lange in Spanien gut gehen. Dann setzen wir wieder die Segel!“