Max Gasser
· 03.11.2022
Eine Segelyacht mit vier Personen an Bord ist vor Viana do Castelo (Portugal) gesunken. Ursache dafür war zum wiederholten Mal ein Orca-Angriff. Die Crew konnte gerettet werden
Eine unter französischer Flagge fahrende Segelyacht ist vor der Küste Portugals gesunken. Es sei zu einem Zwischenfall mit Orcas gekommen, berichtete die portugiesische Seeschifffahrtsbehörde (Autoridade Marítima Nacional). Die Orcas verursachten einen Wassereinbruch an der Yacht, die daraufhin sank. Der Vorfall ereignete sich etwa 14 Seemeilen westlich des Hafens von Viana do Castelo.
Bei der Ankunft der Rettungskräfte am Unfallort stellte sich heraus, dass die vier Besatzungsmitglieder bereits von einem nahe gelegenen Segelboot gerettet worden waren. Sie befanden sich in einem guten Zustand und benötigten keine weitere medizinische Hilfe.
Wie genau es zu diesem Vorfall gekommen ist, ist bislang nicht bekannt, ebenso wie der Stand der Bergungsarbeiten. Jedoch handelt es sich nicht um die erste Meldung dieser Art. Seit 2020 werden immer wieder Boote bedrängt, gerammt und insbesondere ihre Ruderblätter beschädigt – meist trifft es Segelyachten mit einer Länge bis 15 Meter. Die spanische Regierung musste deshalb wiederholt besonders betroffene Gebiete für kleinere Segelschiffe sperren.
Weniger als 100 Kilometer Luftlinie entfernt vom aktuellen Fall bei Viana do Castelo, hatte erst im September dieses Jahres ein solcher Angriff für Furore gesorgt. Eine norwegische Familie wurde damals mit ihrer Segelyacht vor der Küste Galiciens innerhalb von nur einem Monat gleich zweimal von Orcas attackiert. Beide Male beschädigten die Wale das Ruderblatt. Warum die Orcas es dort auf Yachten abgesehen haben, ist unklar. Es gibt dazu bislang nur Hypothesen, deswegen vermeiden Wissenschaftler es, überhaupt von “Angriffen” zu sprechen.
Doch auch größere Schäden sind nicht ausgeschlossen. Bereits vor wenigen Monaten brachten die Schwertwale erstmals eine Yacht zum Sinken. Ebenfalls vor der portugiesischen Küste, auch damals konnte die Crew rechtzeitig gerettet werden.
Experten raten, im Fall einer Begegnung Ruhe zu bewahren und den Motor sowie die Elektronik auszuschalten. Weltweit gibt es etwa 50.000 Orcas in freier Wildbahn. Sie kommen vor allem im Nordpazifik, Nordatlantik und in den Polarmeeren vor. Ihr einziger Feind ist der Mensch. Warum nun auch in Nord- und Ostsee vermehrt mit Orcas zu rechnen ist, erklärt Meeresbiologe und Verhaltensforscher Karsten Brensing so: “Wenn sie irgendwo Nahrung finden, dann schwimmen sie da hin. Infolge der Klimaveränderung wird das Meer hier wärmer, bestimmte Tierarten wandern weiter nach Norden, und das Nahrungsangebot der Orcas verändert sich. Sie sind fit genug, um das festzustellen und anderen Orcas in ihrer Gemeinschaft auch mitzuteilen.”