Liebe Leserinnen und Leser,
ab Sonntag wird im Cuxhavener Museum „Windstärke 10“ der Geschichte der Rettungsweste gehuldigt. Schon im Mittelalter bastelte man sich Auftriebshilfen aus Tierhautschläuchen, lange Zeit waren dann eher unpraktische und klobige Korkgürtel und -westen das Rettungsmittel der Wahl.
Ob Jack Dawson aka Leonardo DiCaprio eine Rettungsweste das Leben gerettet hätte, nachdem die „Titanic“ auf Tiefe ging, ist zu bezweifeln, aber vielleicht hätte er seiner geliebten Rose noch ein allerletztes Geschenk vermachen können. Seine Weste hätte ihr beziehungsweise ihren Nachfahren eine monetäre Lebensversicherung geboten: Rettungswesten der „Titanic“ erzielten auf Auktionen bis zu 87.000 Euro, eine gute Anlage also.
Aber sollte nicht jeder eine Rettungsweste anlegen, zumindest wenn es aufs Wasser geht?
Seit dem Untergang der „Titanic“ hat sich schließlich viel getan, was Optik und vor allem Funktionalität der Westen angeht. Die neuesten Generationen können schon fast als modisches Accessoire auf dem Laufsteg, aber genauso auch als Synonym für „Da, wo ich hinfahre, wird es gefährlich“ gelten – schließlich tragen auch Marinesoldaten eine Rettungsweste.
Oder einfach nur als Beweis für gute Seemannschaft ohne Wenn und Aber? Die Diskussion um eine mögliche Tragepflicht erhitzt schon lange die Gemüter in Deutschland. Es gibt die einen, die vehement eine Pflicht einfordern und jeden auf die Anklagebank setzen, der sich ohne Weste auf einem Schiff sehen lässt. Und es gibt die Gegenseite, die sich partout nichts vorschreiben lassen will und für Eigenverantwortung plädiert.
Es gibt gestandene Hochsee-Segelprofis, die konsequent auf Rettungswesten verzichten, da sie auf hoher See ohne Chance auf Rettung das Leiden nur hinauszögern würden. Aus demselben Grund, so sagt man, konnten die alten Seemänner gar nicht erst schwimmen. Auch beim Arbeiten an Deck oder im Mast kann die Weste hinderlich sein und sich sogar verhaken.
Aber wie sieht es bei Hobby-Seglern aus? Gerade wurde die tragische Kenterung der „Silja“ in der Nordsee aufgearbeitet, in dessen Folge alle drei Besatzungsmitglieder über Bord gingen und stundenlang um ihr Leben kämpften. Alle drei trugen Automatikwesten, die im Zuge der Kenterung und Rettung zwar schwer beschädigt wurden, aber trotzdem zumindest zwei Seglern das Leben retteten. In küstennahen Gewässern mit entsprechenden Rettungsmöglichkeiten durch die Seenotretter sind Westen, nicht nur wegen dieses Beispiels, definitiv lebensverlängernd und somit auch mögliche Lebensretter.
Gern wird Dänemark, das Land meiner Ahnen, als gutes Beispiel für eine funktionierende Rettungswesten-Tragepflicht genannt. Schließlich tragen da angeblich Segler und auch andere Wassersportler grundsätzlich eine Weste. Aber das stimmt so nicht! Es gibt eine Pflicht, auf jedem Wasserfahrzeug die benötigte Anzahl an Rettungswesten in passender Größe mitzuführen – das Tragen obliegt jedoch auch dort, wie in Deutschland, der Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen.
Was ist nun richtig? Eigenverantwortung oder eine Rettungswestenpflicht?
Ich selbst pendele ehrlich gesagt ein wenig zwischen den Welten. Als Skipper würde ich meinen Liebsten spätestens bei auffrischenden Winden immer eine Rettungsweste anordnen, meinem kleinen Sohn sowieso immer. Als gutes Vorbild mache ich dann selbstredend mit. Trotzdem möchte ich grundsätzlich selbst entscheiden können, ob ich eine Weste trage oder nicht.
Ende April überführe ich mein Boot, eine Hanse 291, von Stralsund in mein neues Heimatrevier, die Flensburger Förde. Da ich einhand segeln möchte, werde ich von Anfang an meine Rettungsweste tragen – aus Verantwortung gegenüber meiner Familie.
Morten Strauch, Redakteur YACHT
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