Segelsäcke können mehr sein als ein schlichtes Nylonviereck mit Bändseln. Spätestens, wenn ein schweres Groß von oder an Bord gewuchtet werden muss, sind beispielsweise solche mit mehreren stabilen Griffen im Vorteil, die sich mit zwei oder auch vier Händen bewegen lassen. Besonders gewichtige Segel benötigen einen soliden zentralen Aufhängepunkt für den Fall-Kran.
„Die Größe der Säcke muss zum Segel passen; weder zu große noch zu kleine sind sinnvoll“, empfiehlt Jens Nickel von der Segelwerkstatt Stade. „Außerdem sollten sie stets Gaze am Boden haben, um die Feuchtigkeit vom Segel wegzubekommen.“ Damit gelangt die Nässe allerdings ins Boot, ein Problem, mit dem speziell Regattateilnehmer aufgrund der Segelwechsel zu leben haben. Oder die Tücher werden nass, wenn sie an Deck lagern. Wie so oft an Bord gilt es, den richtigen Kompromiss zu finden.
Wer mit Wechseltüchern auf Törn geht, freut sich über eindeutig gekennzeichnete Säcke. Aber auch hier Vorsicht: „Farbige Taschen können abfärben“, warnt Marco Haase von Haase Segel aus Travemünde. Alternativ helfen Aufdrucke, Anhänger oder aufgenähte farbige Spinnaker-Liekbänder.
In durchgelatteten Großsegeln bleiben die Latten meist in den Taschen, bei manchen Systemen ohnehin. Die dazu passenden langen Säcke werden häufig mitgeliefert – entweder in der einfachsten Form als Schlauch, in den das Segel vom Kopf her gerollt hineinmuss. Oder als Langsack mit Reißverschluss. Vorteil dieser Säcke, selbst wenn die Segel gefaltet werden könnten: keine Knicke.
Code Zero, Gennaker oder Spi werden auf See und bei Wind gesetzt und geborgen. Beim klassischen Spisack mit Ring wird das Tuch einfach von oben hineingestopft. Fürs Setzen aus Luke oder Niedergang ist ein würfelförmiger Sack mit vier Karabinern sinnvoll. Sören Hansen von Elvstrøm in Aabenraa/Dänemark verdeutlicht den Vorteil gegenüber den klassischen runden Modellen: „Selbst auf Fahrtenyachten lässt sich innen eine kleine Seilbahn anbringen, das sind zwei Leinen, die backbord und steuerbord unter der Kajütdecke vom Kajütschott neben dem Niedergang bis zum Hauptschott oder zum Mast laufen.“ Daran kann unter Deck der Spisack aufgehängt und bei Bedarf nach achtern zum Setzen gezogen werden, sogar mehrere hintereinander, dann hängt die nächste Spigröße gleich bereit.
„Manche Regattasegler setzen und bergen ohne Segelsack aus dem Vorschiffsluk, dann wird es dort, wo sich häufig die Eignerkammer befindet, allerdings nass, und das muss von der Schiffsführung akzeptiert werden“, erläutert Sven Krause von Quantum Sails aus Flensburg die heutigen Gepflogenheiten auf der Bahn. Dazu muss die Luke nach achtern öffnen, wie es auf vielen Yachten mittlerweile ohnehin üblich ist.
„Spinnaker ab etwa 250 Quadratmeter werden deswegen oft mit eingenähtem Reißverschluss angefertigt, bei dem die Schieber über das Ende hinaus abgezogen werden“, beschreibt Marco Haase eine zeitgemäße Lösung. Danach öffnen sie ähnlich den Verschlüssen an vielen Automatikrettungswesten. Die Haushaltsgummis, so die Praxis vor Jahrzehnten, sind heute out, weil sie im Wasser landen.
Regatta-Vorsegelsäcke sind etwas länger als das Unterliek. Zum Anschlagen kommen lediglich Hals, Fall und Schot aus eigenen Öffnungen. Zum Setzen wird dann der Reißverschluss aufgezogen, manche öffnen mit leichtem Zug. „Wir haben Regattasäcke entwickelt, die deutlich leichter sind als die herkömmlichen Modelle und dazu kein Wasser aufnehmen“, verdeutlicht Stefan Voss von UK Sailmakers in Flensburg die High-End- Gewichtsersparnis. Denn in den meisten Klassen ist es mittlerweile verboten, „stacking“ zu betreiben – das aufwändige, aber effektive Umstauen der gewichtigen Segelsäcke zugunsten von optimalem Längs- und Quertrimm.
Auch für Fahrtensegler sind derartige aus dem Regattabetrieb stammende Deck Bags praktisch. Denn einerseits passen die langen, aber schmalen Würste gut durchs Vorluk; besonders interessant sind sie für Code Zero oder Gennaker. Das steife AntitorsionsKabel muss mit in den Sack, deswegen ist er breiter. Manche Taschen reichen vom Vorstag bis zum Pütting, mit viermal Hin und Her des aufgedrehten Segels ist es im Sack verstaut, der dann nur noch geschlossen und verschnürt werden muss. Bei kürzeren Modellen sind mehrere Zickzack-Lagen des Segels notwendig, oder es wird gleich im Kreis wie bei einem Kabelleger eingedreht.
Für Sturmsegel wiederum kommen vorwiegend traditionelle Säcke zum Einsatz. Trotz des Tuchgewichts von meist 400 Gramm pro Quadratmeter sind die Segel und damit deren Säcke überschaubar und im Allgemeinen gut unter Deck zu stauen.
Segel gehören auch in Packsäcken so oft wie möglich unter Deck in den Schatten, da sind sich alle Fachleute einig. Sollen aus Platzgründen Wechselsegel als Decksfracht mit auf Törn gehen, liefern manche Segelmacher, Sattler oder Persenningbauer Deck Bags aus dichtem Tuch. Die liegen dann auf Deck – im Weg und oft im Nassen. Abhilfe kann eine speziell angefertigte Tasche aus Persenningtuch schaffen, die vom Bugkorb bis zum Want verläuft und zwischen den Relingsdrähten hängt. „Blauwassersegler wünschen oft Sonderanfertigungen. Im Kontakt mit dem Segelmacher sind fast alle Ideen umsetzbar“, beschreibt Jan Heinritz von Jan Segel aus Heiligenhafen den Service niedergelassener Betriebe.
„Ein Kunde hat sein Spezialsegel auf dem Kajütdach unter dem Großbaum gestaut. Dafür bekam er eine wasserdichte Husse, die an Püttingen verzurrt ist“, berichtet Marco Haase von individuellen Nähwünschen. „Ein anderer hatte sich eine luftdichte Tasche ausgedacht mit Trockenanzug-Reißverschluss, sie hängt unter dem Baum. Wenn man sich draufsetzt, entweicht die überschüssige Luft durch ein Überdruckventil“, nennt Haase Beispiele für individuell machbare Lösungen. Für ein Stagreiter-Vorsegel nähte er eine Art Baumkleid, das mit Knebeln über der an der Reling liegende Wurst befestigt wird. Das mag alles ungewohnt ausschauen, aber es zeigt auch: Für mehr Komfort bei Lagerung und Handling ist vieles möglich.
Werden Genua oder Fock nach dem Segeln nicht abgeschlagen und verstaut, sondern um das Vorstag gerollt, müssen sie vor UV-Strahlung, Vogelschiet und versehentlichem Abrollen geschützt werden. Das gelingt am effektivsten mit einer schlauchförmigen Persenning, die per Spifall über das Segel gezogen wird. Sitzt diese jedoch nicht stramm auf der Segelwurst, schlägt sie im Wind und kann schnell kaputtgehen.
Besonders der obere Teil muss weit genug sein, um über das aufgerollte Schothorn gezogen zu werden. Oben wird die Segelrolle jedoch dünner, da weniger Lagen übereinander liegen. Der Rollschlauch muss also zusammengerafft werden. Dafür sind Sorg- oder Reffleinen wie die Schnürung eines Schuhs angebracht. Die nötigen Umlenkungen sollten dabei leichtgängig sein.
Ab einer Vorliekslänge von 10 bis 14 Metern ist dieses Zugsystem zweigeteilt, damit die gesamte Persenning gleichmäßig gespannt werden kann. Von Co-Segel gibt es ferner ein System mit anpassbaren Umlenkungen. Diese müssten aber umgestellt werden, wenn etwa von der großen Genua auf die kleine Arbeitsfock gewechselt wird.
Beim Segeln kommt die Hülle in die Backskiste. Dann ist eine große aufgenähte Tasche hilfreich, sodass die Persenning in sich selbst platzsparend gestaut werden kann. Alternativ zur Persenning kann der UV-Schutz auf Achter- und Unterliek genäht werden. Das schützende Dacrongewebe wird als etwa 20 Zentimeter breiter Streifen angebracht. Der bildet einen durchgehenden Schutz, sobald das Segel gerollt wird. Und: Mittlerweile gibt es sogar transparenten UV-Schutz zum Aufmalen.
Wenn im Herbst die Boote aus dem Wasser kommen, füllen sich Abstellräume und Dachböden wieder mit Polstern, Ausrüstung und natürlich auch Segeln. Aber wie werden diese am besten verstaut? Wir haben bei North Sails in der Hamburger Speicherstadt in Hamburg nachgefragt.
Am besten wird das Tuch einfach der Länge nach vom Unterliek aufgerollt. Diese lange Segelwurst lässt sich aber weder im Auto transportieren noch platzsparend lagern. Also muss gefaltet werden.
Dabei gilt: nicht immer in dieselben Falten legen, denn an diesen Stellen nutzt sich die Beschichtung auf dem Gewebe schneller ab, und das Material leidet. Da das Segel am Mast immer an den Mastrutschern knickt, für den Winter also lieber dazwischen falten, Fenster wenn möglich vor Knicken bewahren. Wichtig ist außerdem, schon vor dem Zusammenlegen darauf zu achten, dass die Segel trocken sind und Latten und Liekleinen entspannt werden.