Fridtjof Gunkel
· 07.03.2023
Greenboats fertigt das Perfomance-Boot aus Flachs, Balsaholz und Bio-Epoxid. Die 9 MB ist für den Regattaeinsatz mit kleiner Crew optimiert, aber fahrtenfähig
Das 9,14 Meter lange Boot hat Matthias Bröker, altgedienter Designer bei Judel/Vrolijk, für sich selbst konstruiert. Die Ergonomie im Cockpit ist konsequent auf Einhand- und Zweihandregatten ausgelegt. Einige Maße orientieren sich gar an den Beinlängen des zukünftigen Eigners, der mit seiner neuen Waffe auf den populären Einhand- und Zweihandregatten in Deutschland und Dänemark starten möchte. Sämtliche Bedienelemente wie Pinne, Schoten, Fallen und Strecker liegen im vorderen Cockpitteil zwischen Niedergang und Traveller konzentriert. Das an ORC orientierte Schiff kommt ohne Wasserballast aus.
Das Boot und alle seine Teile abgesehen von Ruderschaft und Kielfinne, die aus Carbon bestehen, baut Friedrich Deimanns Werft Greenboats in Bremen aus Leisten, die mit der natürlichen Flachsfaser, Bio-Epoxid und einem Kern aus Balsa-Hirnholz vollständig selbst gefertigt sind. Es soll segelfertig nur 3,05 Tonnen wiegen. Mit der Selbstwendefock und einer Gesamtsegelfläche von 55 Quadratmetern gerechnet, ergibt sich eine hohe Segeltragezahl von 5,5, die auf eine starke Performance hinweist, ebenso wie der recht hohe Ballastanteil von 40 Prozent am 2,05 Meter tiefen Kiel.
Greenboats ist Vorreiter beim Einsatz nachhaltiger Materialien wie eben der Flachsfaser und hat eigene Rohprodukte entwickelt, die sie auch anderen Bootsbauern anbieten. Die Produktpalette namens Greenboats Fabrics umfasst unidirektionale und biaxiale Gelege sowie Gewebe und auch vorgefertigte Sandwichplatten. Flachs kommt im Bootsbau bereits vielfach zum Einsatz, von Greenboats Daysailer Flax 27 (siehe YACHT 22/19) über diverse Einzelbauten bis zum neuen Performance-Kat Outremer 5X. Das in Belgien und Frankreich angebaute Material ist reißfest sowie druck- und knickresistent; es gilt der Glasfaser als ebenbürtig. Die Produktion ist CO2-neutral, das Material gut zu entsorgen. Flachs wirkt obendrein geräuschisolierend und vibrationshemmend, hat eine schöne Struktur und lässt sich für transparente Lösungen einfärben. Die Gelege sind als trockene Ware oder vorgetränkt in verschiedenen Faserorientierungen oder auch als Hybride mit Carbonfasern gemischt erhältlich. Der Nachteil der Flachsfaser ist der höhere Preis und die kompliziertere Verarbeitung.