Lagoon 40Einsteigerkatamaran mit einer Menge Wohnkomfort

Michael Good

 · 31.10.2023

Integriert. Der Steuerstand steht seitlich erhöht, ist aber gut mit dem Außencockpit verlinkt. Die Wege sind kurz, die Kommunikation ist uneingeschränkt
Foto: YACHT/T. Moya
Lagoon spendierte seinem zwölf Meter langen Einsteigerkat komplett neue Rümpfe und schaffte so mehr Raum für noch mehr Wohnkomfort. Der Lagoon 40 kann, was ein Kat können muss – und noch mehr

Der Vorgänger hieß Lagoon 39, wurde Ende 2012 erstmals vorgestellt und sorgte für nachhaltiges Aufsehen in der Mehrrumpf-Szene. Denn mit dem damals neuen Einsteiger-Modell hatte der weltgrößte Katamaran-Hersteller aus Bordeaux ein in Vergessenheit geratenes Riggkonzept präsentiert, mit einem ungewöhnlich weit achtern platzierten Mast sowie einer Selbstwendefock im Standard. Das war damals die große Neuheit.

Und die hat sich offenbar sehr gut bewährt. Alle neuen Schiffe aus Bordeaux zeigen einen vergleichbaren Segelplan, so die Modelle Lagoon 42, 50 und 52. Und natürlich auch der Lagoon 40.


Die Konkurrenz


Deck, Aufbau und Bimini-Top blieben dabei im Wesentlichen unverändert. Die Werft hat zwar einige kleine Anpassungen und Verbesserungen im Detail vorgenommen, die Teile kommen aber weiterhin aus denselben, leicht modifizierten Formen. Eine bedeutende Änderung zu 39er gibt es dennoch: Die Plattform zwischen den Rümpfen ist um etwa einen Meter nach achtern verlängert worden. Damit steht beim 40er mehr Platz im Außenbereich zur Verfügung, und es gibt eine Sitzbank, die sich ganz hinten quer und als Heckabschluss vollständig über die Breite des Cockpits zieht.

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Komplett neu konstruiert wurden dagegen die beiden Rümpfe. Diese sind nicht nur korpulenter und etwas höher geworden als beim Vorgänger, sondern kommen mit bis zum Bug durchgezogenen Kimmkanten sowohl an ihren Innen- wie auch den Außenseiten. Die Chines erlauben eine weiterhin schmal gehaltene Wasserlinie bei gleichzeitig mehr Volumen in den Rümpfen und damit neue Möglichkeiten für den Ausbau in den Kabinen. Beim Lagoon 40 können die Bodenbretter etwas tiefer liegen. So sind die Steh­höhen in allen Wohnbereichen um rund 10 Zentimeter gegenüber dem Lagoon 39 gewachsen.

Kojengröße ist königlich

Im Vorschiff sind zudem die Doppelkojen größer geworden, oder besser: noch größer. Im Vergleich zu den Wettbewerbern Leopard 40 und Nautitech Open 40 hatte schon der Lagoon 39 mit den komfortabelsten Abmessungen glänzen können. Beim 40er sind die vorderen Liegen auf Schulterhöhe mit 1,56 Meter noch breiter, und auch im Fußraum steht nun deutlich mehr Platz zur Verfügung.

Für den Ausbau im Achterschiff hat Lagoon das Konzept vom 39er umgestellt. Dort waren die Kojen bisher quer zur Fahrtrichtung eingebaut. Jetzt sind die Liegeflächen wieder längs ausgerichtet, was den Einstieg erleichtert und seitlich zusätzlich Platz für Stauräume und Ablagen schafft. Auch hier ist die Liegefläche mit einer Breite von 1,52 Metern bei den Schultern groß genug für zwei und damit auch etwas komfortabler als beim Vorgängermodell.

Mit vier Nasszellen

Wie alle vergleichbaren Kats in der Einsteigerklasse um zwölf Meter Rumpflänge gibt es auch den Lagoon 40 in zwei Varianten: als Eignerschiff mit drei Kabinen oder in einer Charterversion mit vier Kabinen. Beim Lagoon 39 war noch die Option gegeben, beide Rümpfe als durchgängige Masterkabinen mit der großen Nasszelle im Vorschiff auszubauen, also eine Zweikabinen-Version nur für Eigner. Mangels Nachfrage hat Lagoon diese Variante für das neue Schiff aber wieder gestrichen. Neu hingegen ist, dass man für den Ausbau mit zwei Kabinen in einem Rumpf auch zwischen einem größeren Bad mit abgetrenntem Duschbereich oder zwei kleineren Toilettenräumen wählen kann. Damit sind maximal vier Kabinen mit vier eigenen Nasszellen möglich. In diesem Fall werden die Kojen im Vorschiff noch weiter in die Vorpiek hineingebaut und fallen dementsprechend etwas kleiner aus.

Zwar steht der Mast immer noch an derselben, weit achterlichen Position, dennoch hat die Segelfläche mit dem deutlich aus­gestellten und fast schon rechteckigen Großsegel noch zugenommen. Nur mit Selbstwendefock zeigte sich der Lagoon 39 im Vergleichstest jedoch etwas untermotorisiert. Dessen Segeltragezahl war mit einem Wert von 3,7 relativ gering, auch weil das Boot schwerer gebaut war als die Kats im Konkurrenz-Umfeld. Jetzt sorgen über zehn Qua­dratmeter mehr Segelfläche am etwas hö­heren Mast für gesteigerte Leistung, und der 40er ist zudem rund 800 Kilogramm leichter als sein Vorgänger. Damit legt die Segeltragezahl auf einen Wert von 4,1 zu, bleibt aber weiterhin hinter dem theoretischen Poten­zial der Wettbewerber zurück.

Mehr Segel, mehr Leistung

Ein Grund dafür ist, dass beim Lagoon 40 der rollbare Code Zero zwar auch nur als Option erhältlich ist, aber zwingend zum Konzept gehört. Erst wenn das üppige Zusatzsegel ausgerollt ist, kann die Crew auf dem Lagoon 40 auch dessen volles Leistungs­potenzial ab­rufen – speziell bei wenig Wind und von 70 Grad wahrem Windeinfall an. Zum Aufkreuzen muss trotzdem die Selbstwendefock ran, was im Test vor Mallorca bei einer zügigen Seebrise um 14 Knoten Stärke recht gut funktioniert.

Bei einem Wendewinkel von rund 95 Grad kommt der kleine Lagoon mit 6,8 Knoten flott voran. Mit halbem Wind und aus­gerolltem Code Zero erreicht die Logge dann schnell über 8,5 Knoten. Im Manöver zeigt der 40er gute Reaktionen und dreht auch rasch. Die Steuerung spricht gut an, selbst wenn beim Segeln mit der Fock nur wenig Druck und damit wenig Gefühl auf das Rad kommt. Mit Code Zero und mehr Dampf im Rigg lässt sich das Schiff empfindsamer und präziser lenken.

Auffällig ist insbesondere, dass der Kat in den Wenden mit der Selbstwendefock nur wenig Fahrt verliert und auf dem neuen Bug schnell wieder auf seine Sollwerte kommt. Bei zunehmendem Wind und Seegang im Test wird der Hauptvorteil des weit achtern stehenden Riggs deutlich: Wegen der Konzentration des Gewichts in der Mitte vom Boot zeigt der Lagoon wenig Neigung zum Stampfen und Schlingern in der Welle – bei vielen Konkurrenten durchaus ein Thema.

Tadellose Ausbauqualität beim Lagoon 40

Das Styling für den Innenausbau kommt von Nauta Design. Entgegen dem allgemeinen Trend zum hellen Holz baut Lagoon seine aktuellen Modelle im Standard mit einem dunklen Walnussholz aus, das gilt auch für den 40er. Gut dazu kontrastieren die Fuß­böden aus Asburgo, einem hellen Eichenholz. Zusammen mit dem warmen Licht der überwiegend indirekten Beleuchtung sowie den dicken und bequemen Polstern wirkt das Interieur edel, angenehm und ungemein wohnlich.

Die Ausbauqualität sowie die Verarbeitung im Detail sind beim Testboot, der Bau­nummer 1, tadellos, auch im Bereich der technischen Installationen. Beim Liegen vor Anker in der Bucht allerdings nervt bei leichtem Seegang ein zunächst nicht lokalisierbares Knarzen irgendwo in den Strukturen von Kajütaufbau und Bimini. Die Werft will die Ursache dafür ergründen und nachbessern.

Gute Noten gibt es für die Luftzirkulation an Bord. In allen Wohnbereichen, in den Toi­lettenräumen sowie im Salon ist durch große Luken und zu öffnende Seitenfenster eine wirksame Querlüftung möglich.

Mit einem Grundpreis von 504.900 Euro für den Kat bleibt der Wettbewerb in der wich­tigen Einsteigerklasse intakt und mit einem weiteren Modell spannender als jemals zuvor.

Die Messwerte zum Test des Lagoon 40

Windgeschwindigkeit: 14 kn (4 Bft.); Wellenhöhe: ca. 0,5 Meter; * Mit Code Zero

Der Lagoon 40 im Detail

Die Eignerversion mit drei Kabinen ist der Standard. Dazu gibt es Varianten für die Charter. Das Rigg steht sehr weit achterlich | Zeichnung: YACHT/N. CampeDie Eignerversion mit drei Kabinen ist der Standard. Dazu gibt es Varianten für die Charter. Das Rigg steht sehr weit achterlich | Zeichnung: YACHT/N. Campe

Technische Daten des Lagoon 40

  • Konstrukteur: VPLP Design
  • CE-Entwurfskategorie: A
  • Rumpflänge: 11,74 m
  • Breite: 6,76 m
  • Tiefgang: 1,35 m
  • Masthöhe über WL: 18,42 m
  • Gewicht: 10,9 t
  • Großsegel: 47,5 m2
  • Selbstwendefock: 33,8 m2
  • Maschine (Yanmar): 21 kW/29 PS

Rumpf- und Decks­bauweise

Gebaut in fünf Teilen. GFK-Sandwich im Vakuum-Infusionsverfahren mit Balsaholz-Kern. Schotten aus Sperrholz.

Preis und Werft

Grundpreis ab Werft: 504.900 Euro inkl. 19 % MwSt.

Garantie/gegen Osmose: 2/5 Jahre

Stand 10/2023, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!

Werft

Lagoon Catamarans, Bordeaux; www.catamarans-lagoon.com

Vertrieb

Händlernetz

YACHT-Bewertung des Lagoon 40

Mehr als nur ein Update: Der Lagoon 40 kommt als Ersatz für den 39er mit neuen Rümpfen, mehr Raum zum Wohnen und frischer Optik. Jetzt ist auch ein Ausbau mit vier Kabinen und vier Nasszellen möglich.

Konstruktion und Konzept

  • + Effiziente Rigg-Geometrie
  • + Solide Bauausführung
  • + Attraktive Preisgestaltung

Segelleistung und Trimm

  • + Agile Reaktionen im Manöver
  • - Wenig Potenzial nur mit Fock

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Ausbau mit bis zu vier Nasszellen
  • + Größere Kojen, mehr Stehhöhe
  • + Gute Lüftungsmöglichkeiten

Ausrüstung und Technik

  • + Selbstwendefock im Standard
  • + Tadelloser Ausrüstungsstandard
  • - Code Zero nur gegen Aufpreis

Dieser Artikel erschien erstmals in YACHT 07/2018 und wurde für diese Online-Version aktualisiert.


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