Max Gasser
· 31.01.2023
Abheben ab zehn Knoten Wind? Geschwindigkeiten jenseits der 20 Knoten? – Nicht nur für America’s-Cupper und die neuesten Imocas kein Problem, auch mit dem Zweimann-Foiler Peacoq ist das zu schaffen. Ein spannendes Design aus Frankreich
Rund 80 Jahre nach den ersten segelnden Hydrofoil-Konstruktionen kommt immer mehr Schwung in den Markt. Neben Konstruktionsklassen wie der Motte gibt es inzwischen immer mehr One Designs, die in der Regel sowohl Regatten fördern als auch Otto Normalsegler das Fliegen etwas erleichtern sollen. Im Einhand-Bereich hat sich in diesem Segment mittlerweile mit der Waszp eine Abwandlung der Motte durchgesetzt.
Wachsender Popularität erfreut sich auch die vom America’s Cup abstammende 69F-Klasse. Diese wird allerdings zu dritt gesegelt und hat schon auf Amwind-Kursen 40 Quadratmeter Segelfläche. Darunter gibt es bisher keinen klaren Platzhirsch, ein vielversprechender Anwärter aus Frankreich wurde vergangene Woche erstmals auf der boot in Düsseldorf präsentiert.
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Der 4,70 Meter lange Foiler Peacoq ist neben den symmetrischen V-Foils mit einem T-Foil am Ruder ausgestattet. Damit sieht der Carbonracer fast wie ein kleiner Bruder des 69F-Skiffs aus. Obwohl das Boot für zwei Personen optimiert wurde, soll man es problemlos auch einhand beherrschen können. Dafür sorgen die Selbstwendefock wie auch die übersichtlich ins Cockpit geführten Trimmeinrichtungen.
Performance steht bei diesem Design ganz weit oben auf der Anforderungsliste. Zwar sollen Segler das Fliegen auf Peacoq nahezu kinderleicht erlernen können, genauso soll es aber auch Regattaseglern möglich sein, die letzten Prozente aus der schnellen Jolle herauszukitzeln. Elementar für diese Idee sind V-Profile. Diese regulieren die Flughöhe zunächst weitgehend selbst. Je weiter sich das Boot aus dem Wasser hebt, desto weniger Fläche des Foils befindet sich im Wasser und generiert dementsprechend weniger Auftrieb – die Jolle senkt sich ganz von selbst wieder. Das erleichtert den Job der Segler und beugt Ventilation vor, die in der Regel für harte Abstürze sorgt. Diese sind nicht nur für die Crew unangenehm, sondern können auch der Substanz von Foils und Boot ernsthaften Schaden zufügen.
Höchstgeschwindigkeiten erreicht Peacoq dennoch nicht von allein. Manuell kann der Steuermann die Fluglage über den T-Foil am Ruder bestimmen und so den Bug oder das Heck etwas anheben oder absenken. Aber auch der Winkel der V-Foils kann während des Segelns angepasst werden, um auf jedem Kurs und bei allen Bedingungen noch mehr aus dem Renner herauszuholen. Besonders effektiv ist es, das Luv-Foil wie beim America’s Cup oder aktuell beim Ocean Race komplett aus dem Wasser zu heben. Das reduziert den Wasserwiderstand nochmals und soll in einer unglaublichen Amwind-Geschwindigkeit von bis zu 20 Knoten resultieren. Das Leefoil und das Schwert reichen aus, um Peacoq stabil und auf Kurs zu halten. Beim An- und Ablegen genauso wie bei wenig Wind können auch beide Profile zeitgleich vollständig aus dem Wasser gehoben werden. Das soll das Handling in Ufernähe und beim Slippen erleichtern sowie möglichen Kollisionen im Hafen oder auch an Land vorbeugen. Bei wenig Wind stören die Foils lediglich und erzeugen mehr Widerstand.
Die Stabilität des Rumpfes in diesem Low-Riding-Modus ist eine wirklich bemerkenswerte Eigenschaft dieser Jolle. Wie ein Video auf dem Instagram-Kanal des Herstellers zeigt, scheint Peacoq dabei zudem außerordentlich gut zu segeln. Jedenfalls im Vergleich zu den meisten anderen Foilern, die damit häufig ihre Probleme haben.
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Gefertigt wird Peacoq komplett in Frankreich, und zwar nicht ausschließlich aus Kohlefaser. Das Schwert, das sich vor dem Mast befindet, besteht sogar aus Aluminium, auch Glasfaser ist verbaut. Segelfertig bringt der moderne Foiler so 14o Kilogramm auf die Waage. Das Kevlar-Großsegel (9,5 qm²) am sieben Meter hohen Mast ist, ebenso wie das kleine Vorsegel (3,5 qm²), durchgelattet. Optional kann ein Gennaker bestellt werden.
Mit diesem liegen die aktuell erreichbaren Geschwindigkeiten auf raumen Kursen laut Hersteller bei bis zu 25 Knoten. Schon ab ungefähr zehn Knoten Wind soll Pecoq abheben und eignet sich damit wie die meisten foilenden Jollen auch bestens für Binnenreviere.
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CEO Patrick Billot hat uns im Interview noch etwas mehr über den modernen Zweimann-Foiler erzählt:
Billot: Das Boot eignet sich am besten für Leute, die mit dem Foilen beginnen möchten, jedoch bereits auf einem guten seglerischen Grundlevel sind. Also Leute, die Interesse an Performance und Regatten haben.
Das sind vor allem zwei Aspekte. Zum einen, dass die Foils vollständig einziehbar sind. Man kann also problemlos zwischen dem foilenden Modus und dem klassischen Segeln wechseln. Das ist zum einen immer noch sehr schnell und bringt zum anderen viel Sicherheit mit sich.
Der zweite wichtige Aspekt ist der Fakt, dass man mit diesem Boot auf nur einem Foil fliegen kann. Das bedeutet, dass das Boot sehr schnell ist und sehr gut am Wind fährt.
Als Anfänger in diesem Boot erreicht man schnell Geschwindigkeiten zwischen 15 und 18 Knoten, würde ich sagen.
Bei 25 Knoten. Ich denke allerdings, dass das Segeln mit nur einem Foil im Wasser Peacoq erlauben wird, noch viel höher und schneller zu fliegen.
Eine der Alternativen am Markt durften wir bereits selbst testen. Vorab nur so viel: Das Foilen mit der Gerys 4.7 gestaltet sich leicht und simpel. Alles, was es braucht, sind mindestens zehn Knoten Wind. Mit ausgerolltem Code Zero und etwas Feingefühl lässt sich die zum Abheben benötigte Geschwindigkeit (etwa 7 Knoten Speed) leicht erreichen. Dann geht die Flunder hoch. Einzustellen braucht der Segler dazu gar nichts. Die seitlich abstehenden J-Foils haben feste Anstellwinkel, und auch das Ruderblatt mit den Elevatoren ist fix. Denkbar einfach alles.