Michael Good
· 05.08.2022
Damit können alle abheben. Das flunderähnliche Segelgefährt aus der Bretagne soll die moderne Jolle neu definieren. Die ersten Fotos vom YACHT-Selbstversuch mit der Gerys 4.7
Das Projekt Gerys 4.7 haben wir bereits bei YACHT online vorgestellt. Mittlerweile hat die YACHT-Testredaktion die Initianten, die Brüder Erwan (der Bootsbauer) und Raphaël (der Konstrukteur) Censier, auf der Halbinsel Quiberon in der französischen Bretagne besucht und ihr neues Fluggerät ausprobiert. Den ausführlichen Testbericht bringen wir in einer der kommenden Ausgaben der YACHT.
Vorab nur so viel: Das Foilen mit der Gerys 4.7 gestaltet sich leicht und simpel. Alles, was es braucht, sind mindestens zehn Knoten Wind. Mit ausgerolltem Code Zero und etwas Feingefühl lässt sich die zum Abheben benötigte Geschwindigkeit (etwa 7 Knoten Speed) leicht erreichen. Dann geht die Flunder hoch. Einzustellen braucht der Segler dazu gar nichts. Die seitlich abstehenden J-Foils haben feste Anstellwinkel, und auch das Ruderblatt mit den Elevatoren ist fix. Denkbar einfach alles. Unser Fotograf Pierrick Contin war mit seiner Kamera beim Testtermin mit dabei. Eine kleine Auswahl seiner Fotos gibt es nachfolgend als Galerie.
Zwei Jahre lang haben Erwan und Raphaël Censier an der Konstruktion getüftelt, haben mit modernen CFD-Programmen simuliert und alle möglichen Strukturberechnungen durchgespielt. Jetzt haben die jungen Bretonen aus der Region Erdeven ihr erstes Boot vom Typ Gerys 4.7 fertiggebaut und segeln – oder besser fliegen damit. Denn die 4,70 Meter lange Jolle wird im Standard mit großen S-Foils ausgestattet, die seitlich aus dem Rumpf ausgestoßen werden. Damit und mit Elevatoren am Ruderblatt kann das Boot bereits ab zwölf Knoten Wind komplett abheben. Sollte der Wind zum Foilen zu schwach oder gegebenenfalls zu stark sein, werden die Tragflächen ganz einfach vollständig aufgeholt. Mit ihrem zentralen Steckschwert bleibt die Gerys 4.7 dann immer noch uneingeschränkt gut segelbar. Auch zum Ein- und Auswassern oder zum Beachen werden die Foils eingezogen.
Die Konstruktion von Naval-Architekt Raphaël Censier mit ihrem ausgegrägt konkaven Unterwasserschiff ist besonders spannend. Damit wird die Einrumpf-Jolle faktisch zum Katamaran mit einer ungewöhnlich stabilen Schwimmlage. Das soll es insbesondere Anfängern und Kindern leicht machen, mit dem Boot zu segeln und sich langsam ans Thema Foilen heranzutasten. Aber auch sonst bleibt das Konzept der Gerys 4.7 denkbar einfach. Es gibt für die Tragflächen keine dynamischen Trimm- und Verstellmöglichkeiten. Und das einfache Rigg mit Selbstwendefock ist auch einhand noch leicht zu bedienen. Im Foil-Modus soll das Boot leicht gegen 20 Knoten Speed erreichen können, der aktuelle Rekord liegt bei 23,5 Knoten.
Das Cockpit ist groß genug, dass bis zu drei erwachsene Personen oder bis zu fünf Kinder gut und sicher damit segeln können. Zusätzlich zur Grundausstattung ist auch ein rollbarer Code Zero erhältlich, der an einem aufgesteckten Bugspriet gefahren wird. Die Brüder Censier wollen ihre Gerys 4.7 jetzt auch einer breiten Käuferschicht anbieten und das Boot in Serie bauen. Der Rumpf entsteht als GFK-Konstruktion hergestellt im Vakuum-Infusionsverfahren. Die langen S-Foils sind aus einem äußerst starken Kohlefaser-Epoxid-Verbund gebaut. Der Preis für die Gerys 4.7 beträgt 25.450 Euro brutto (inklusive Segel, Code Zero und Foils). Der Link zur Webseite: https://www.gerys.fr