Der Mann war morgens gegen neun Uhr vom am Westufer gelegenen Ort Attersee am Attersee mit seinem Boot gestartet. Als er Kurs auf das gegenüberliegende Gemeindegebiet von Weyregg nahm, löste sich aus bislang ungeklärter Ursache die Rückenreling. Der Segler fiel daraufhin rückwärts ins Wasser, während sein Boot führerlos weitersegelte. Dies berichtet die oberösterreichische Polizei.
Zum Zeitpunkt des Unfalls wehte ein östlicher Wind mit bis zu zwölf Knoten starken Böen; die Lufttemperatur betrug 17 Grad, die Wassertemperatur zirka 18 Grad Celsius.
Die Rettung kam durch einen glücklichen Zufall: Ein 30-jähriger Segler aus Linz und seine Lebensgefährtin entdeckten den in Seenot geratenen Mann, der mittlerweile stark unterkühlt war und bereits unter Krämpfen litt. Das Paar zog den 63-Jährigen aus dem Wasser und rettete ihn damit vor dem Ertrinken. Nach der Erstversorgung wurde der Verunglückte vom Notarzthubschrauber in das Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck geflogen.
Die Wasserrettung Weyregg am Attersee berichtete auf Facebook, dass die ursprüngliche Alarmierung für eine "Bootsbergung" sich zu einer Personenrettung ausgeweitet hatte.
Der Vorfall zeigt, wie wichtig es ist, selbst bei derzeit vielerorts noch nicht allzu niedrigen Wassertemperaturen gute Segelbekleidung und eine ohnmachtssichere Rettungsweste zu tragen. Während die Weste eine ins Wasser gefallene Person vor dem Ertrinken bewahrt, verhindert die Kleidung ein allzu rasches Auskühlen des Körpers. Gerade dieser Aspekt wird von vielen Wassersportlern unterschätzt: Eine Unterkühlung kann schnell lebensbedrohlich werden.
Experten unterscheiden vier Phasen, die der Körper nach einem Sturz in kaltes Wasser durchmacht. Die erste Phase ist die Kälteschockreaktion, die nur wenige Minuten dauert. Der Körper reagiert mit einem tiefen Atemzug und hektischer Hyperventilation, wobei die größte Gefahr darin besteht, Wasser einzuatmen und zu ertrinken.
In der zweiten Phase, die nach etwa zehn Minuten einsetzt, lassen Nerven- und Muskelfunktionen nach, was zum Schwimmversagen führt. Feinmotorische Fähigkeiten fallen bereits vorher schwer, danach kann sich die Person nicht mehr aus eigener Kraft über Wasser halten.
Die dritte Phase ist die eigentliche Unterkühlung oder Hypothermie, die je nach Wassertemperatur und körperlicher Verfassung nach etwa 30 Minuten einsetzt. Zuerst kühlen Arme und Beine aus, die Blutgefäße ziehen sich durch Kältereiz und Stress zusammen, und die Extremitäten werden nicht mehr ausreichend durchblutet.
Von einer Hypothermie sprechen Experten, wenn die Körperkerntemperatur unter 35 Grad sinkt. Bei einer Wassertemperatur von fünf Grad kann eine unterkühlte Person bis zu zwei Stunden überleben - vorausgesetzt, sie trägt eine ohnmachtssichere Rettungsweste mit Spraycap. Die vierte Phase ist der sogenannte Rettungskollaps, bei dem das unterkühlte Opfer nur noch von einem Minimalkreislauf am Leben gehalten wird.
Bei der Rettung einer unterkühlten Person ist besondere Vorsicht geboten. Der Herzschlag und Blutdruck sind stark reduziert, und äußere Einflüsse können diese fragile Kreislauffunktion stören. Experten empfehlen eine horizontale Lage und langsame Bewegungen. Ist die gerettete Person noch ansprechbar und zittert, befindet sie sich erst in der ersten Phase der Unterkühlung - ein gutes Zeichen.
In der zweiten Phase sinkt die Körperkerntemperatur auf 32 bis 28 Grad, der Patient erscheint bewusstseinsgetrübt und zittert nicht mehr. In der dritten Phase ist der Patient noch kälter und bewusstlos, atmet aber noch. In der vierten Phase der Unterkühlung ist die Kerntemperatur auf unter 24 Grad gefallen, der Patient ist bewusstlos und hat keinen spürbaren Herzschlag.
In einem umfassenden Ratgeber haben wir zusammengetragen, was im Falle einer Unterkühlung zu tun ist. Darin finden sich zudem Tipps, wie eine über Bord gefallene Person mit Hilfe geeigneter Ausrüstung und Bergesysteme zurück aufs Schiff gelangt. Der Bericht fußt auf den Ereignissen eines über Bord gestürzten Skippers, der von seiner Crew nicht rechtzeitig geborgen werden konnte. Der Fall war später von der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung aufgearbeitet worden.