Seit Jahren gibt es hinter den Kulissen der Charterbranche einen beinharten Wettbewerb. Er findet zwischen den klassischen Charteragenturen und den jüngeren Online-Portalen statt. Erstere sind auf Messen und mit Büroräumen für ihre Kunden persönlich präsent. Letztere entstanden im Zuge des Online-Booms. Oft werden sie von Risikoinvestoren mit reichlich Kapital ausgestattet. Punkten wollen sie mit einer sehr schlanken Mitarbeiter-Struktur sowie globaler statt auf ein Land beschränkter Marktpräsenz. Sie treten an, den Markt mittels günstiger Preise, Echtzeitbuchungen rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche und unkomplizierter Zahlungsmethoden aufzurollen.
Die Werbung zielt auf Kunden im Web ab: Dank Google-Adverts tauchen viele Online-Agenturen in der Trefferliste weit oben auf, wenn Segler etwa mit Begriffen wie „Charter Mallorca“ nach Angeboten suchen. Unter den online-affinen Kunden, die man so erreicht, sind viele Einsteiger, die noch keinen Kontakt mit dem klassischen Agenturmarkt hatten oder noch nie auf einer Bootsmesse waren.
Längst nicht alle Online-Anbieter haben – trotz deutschsprachiger Webseite – einen Firmensitz hierzulande oder akzeptieren deutsches Recht für ihre Verträge. Frankreich, Österreich, die Slowakei, Spanien – je nach Heimat des Start-ups variiert bisweilen die Gerichtsbarkeit. Das zeigt ein Blick in die AGB mancher Online-Plattformen. Kommt es wegen einer Buchung zu Streitigkeiten zwischen Kunde und Agentur, weil zum Beispiel die zugesagte Gratis-Ausrüstung der Yacht vor Ort dann doch extra bezahlt werden sollte, muss Schadenersatz im Ausland erstritten werden – was sich in den meisten Fällen schlicht nicht rechnet. Zwar zeichnet sich seit einigen Jahren ab, dass deutsche Gerichte es zunehmend zulassen, dass deutsche Kunden ausländische Firmen an ihrem Wohnsitz in Deutschland verklagen, doch die Regel ist das (noch) nicht.
Ein weiterer Nachteil mancher Online-Agenturen: Einige bieten weder Sicherungsscheine noch Insolvenzversicherungen an. Die sind bei klassischen Agenten oft Standard. Will heißen: Geht die Agentur oder der Flottenbetreiber im Ausland bankrott, ersetzt eine Versicherung geleistete Kundenzahlungen. Im EU-Ausland sind solche Absicherungen zugunsten der Crews kaum verbreitet; sie sind eine Besonderheit des deutschen Marktes. Dann hilft es nur, wenn sich der Kunde selbst um eine Insolvenz_Versicherung kümmert, die gibt es bei deutschen Versicherern wie Pantaenius oder der Hamburger Yacht-Versicherung. Die kosten dafür trägt dann aber auch der Kunde.