Andreas Fritsch
· 05.12.2022
Auch die Charterpreise steigen 2023 kräftig an. Doch auf den Segelurlaub verzichten muss man deshalb nicht. Stattdessen können Crews mit cleveren Tricks teils unnötige Ausgaben sparen.
Tipps in diesem Artikel:
Die Inflation steigt, die Energiekosten explodieren – das kommt schon jetzt auch auf dem Chartermarkt an. Agenturen berichten unisono von Preiserhöhungen. „Im Mittelmeer würde ich den Anstieg auf im Schnitt 8 bis 10 Prozent schätzen“, sagt Claudia Spennes-Kleutges von Sarres-Schockemöhle Yachting. „In den Überseerevieren sind es aber mehr, so um die 15 bis 20 Prozent. Das könnte dort auch mit am starken Dollar liegen.“
Flüge in die Charterdestinationen werden 2023 ebenfalls kostspieliger, wie Christian Lambert, Geschäftsführer des auf Flugdienstleistungen spezialisierten Anbieters Flights and More, beobachtet: „Die Hochsaison-Flüge, besonders zu Schulferienterminen in der jeweiligen Buchungsregion, sind 2023 deutlich teurer als noch in diesem Jahr.“ Er empfiehlt dringend, rechtzeitig zu buchen. „Viele Flugpläne werden etwa zehn Monate im Voraus veröffentlicht. Je früher man kommt, umso besser. Ideal ist eine Buchung sieben bis zehn Monate vor Abflug.“
Wenig Hoffnung macht Lambert Kunden, die auf Last-minute-Schnäppchen hoffen. „Das funktionierte schon 2022 praktisch gar nicht mehr. Im Gegenteil, erfahrungsgemäß wurde es umso teurer, je näher der Abflugtermin rückte.“
Der Chartertörn ist jedoch für viele das Highlight des Jahres. Darauf verzichten möchte niemand. Das ist meistens wohl auch nicht nötig. Denn zum Glück gibt es einige, teils sogar überraschend einfache Möglichkeiten, um beim Segelurlaub zu sparen. Nachfolgend die besten Tipps, wie sich bei Buchung und unterwegs die Kosten senken lassen, ohne dass die Törnqualität darunter leidet.
Der Megaboom, den Kroatien als Charterdestination erlebt hat, ist im Wesentlichen auf die Möglichkeit zurückzuführen, per Auto, Bahn oder sogar extrem günstig per Fernbus anreisen zu können. Besonders Fahrgemeinschaften haben das Potenzial, ein paar Hundert Euro günstiger wegzukommen. Aber: Wichtig ist zu klären, wo das Auto während des Törns vor Ort abgestellt werden kann. Oft werden Parkgebühren erhoben, teils um die 100 Euro oder mehr pro Woche. Die deutsche Ostsee ist ebenso eines der Reviere, das hinsichtlich der Erreichbarkeit punktet. Es gibt aber auch andere Regionen, die keine Flugreise erfordern. Für süddeutsche Crews etwa ist die Fähre vom italienischen Festland nach Sardinien meist günstiger, als den Flieger zu nehmen.
Wer nicht an die Schulferien gebunden ist, sollte Preissprünge von der Hoch- zur Nebensaison nutzen. Zu finden sind sie in den Angebotslisten der meisten Flottenbetreiber. Wem die Suche zu mühsam ist, fragt eine Agentur, die kennt die infrage kommenden Zeiten genau. Teilweise kann eine Anreise nur eine Woche früher oder später ein paar Hundert Euro Unterschied ausmachen. Bei der Buchung also nicht den erstbesten Termin wählen, sondern sorgsam mit Preislisten – und Mitseglern – abstimmen.
Frühbucherrabatte sind im Chartermarkt üblich. Meist werden sie bis Jahresende oder bis zur boot in Düsseldorf gewährt. Oft sind es 10, teils gar bis zu 20 Prozent, die Flottenbetreiber den „Early Birds“ einräumen. Kroatien und Griechenland sind derzeit gefragt. Hier gilt es, schnell zu sein!
Die Preisunterschiede sind sowohl was die Yacht angeht als auch hinsichtlich des Reiselands sehr unterschiedlich. Liegegelder sind in der Hochsaison in Ländern wie Italien oder Kroatien hoch, sie können sich pro Nacht für ein Schiff über 40 Fuß schnell auf an die 100 Euro summieren. Für große Yachten ab 46 Fuß liegen sie auch schon mal deutlich jenseits der 120 Euro. Bojenfelder sind ebenfalls Kostentreiber. In Kroatien gibt es seit Jahren immer mehr davon. Die Nacht an der Boje kostet oft zwei bis drei Euro pro Bootsmeter. Andererseits ist Kroatien wegen des harten Konkurrenzkampfes der Charterfirmen in Bezug auf die Bootspreise das günstigste Revier im Mittelmeer. Griechenland dagegen ist in Sachen Hafengeld und Restaurantpreise unschlagbar, das Niveau ist gegenüber Kroatien oder Italien oft um etwa ein Drittel niedriger. Wer gern essen geht und mit dem Schiff im Hafen liegt, sollte solche Unterschiede beachten.
Nicht immer ist das niedrigste Angebot unterm Strich das günstigste. Grund dafür sind Nebenkosten. So kommen zur eigentlichen Chartergebühr oft eine teure Endreinigung sowie Aufpreise für Bettwäsche, Handtücher, SUP-Boards, Außenborder etc. hinzu. Das addiert sich rasch auf ein paar Hundert oder auch mal 1.000 Euro. Mittlerweile werden Nebenkosten häufig in sogenannten Starter-Paketen zusammengefasst, aber eben nicht immer. Ebenfalls nicht zu unterschätzen: Je nach Revier fallen teils noch weitere Gebühren für die Kurtaxe sowie Befahrenspauschalen an, wie das Permit in Kroatien oder das Transitlog in der Türkei. Ferner sind Nationalparkgebühren zu entrichten, zum Beispiel in den Kornaten, vor Dugi Otok oder Sardinien. Auch dafür werden gern mal 100 Euro und mehr fällig.
Klingt nach einem echten Luxusproblem, aber es gibt viele Crews, die zweimal im Jahr chartern. Da kann es sinnvoll sein, lieber einmal länger auf Törn zu gehen. Zumal erwiesen ist, dass längere Urlaube erholsamer sind als kürzere. Obendrein spart man nicht nur einmal die kompletten Anreise- und Nebenkosten – und auch CO2-Emissionen –, sondern profitiert bei gar nicht wenigen Anbietern für die zweite Woche auch von satten Rabatten! An der Ostsee etwa oftmals um die zehn, vereinzelt gar bis 20 Prozent. Auch im Mittelmeer wird eine längere Törndauer belohnt. In manchen Regionen, wie etwa der griechischen Ägäis, werden bei Zweiwochen-Törns von einigen Anbietern zudem Oneway-Aufschläge erlassen, falls solch ein Törn geplant ist. Das kann dann schnell ein paar Hundert Euro Ersparnis ausmachen, denn der Rückweg gegen den Meltemi ist unbeliebt und daher die Aufschläge für Oneways hoch. Dasselbe ist teils in Kroatien möglich, wenn die Charterfirma mehrere Basen im Revier hat.
In vielen Revieren sind Yachtmarinas deutlich teurer als Kommunalhäfen. Das gilt fast durchgängig in Kroatien, in Italien, auf den Balearen oder auch in Griechenland. Der Grund dafür ist einfach: Oft müssen Marinabetreiber hohe Pachtgebühren, Erst-Investitionen oder teure technische Anlagen wie Travellifte und Werkhallen finanzieren. In Gemeindehäfen ist das häufig nicht der Fall. Meist gibt es sie seit vielen Jahren, mitunter findet sich dort nur eine einfache Pier mit Muringleinen. Zwar ist im Kommunalhafen gegebenenfalls der Standard niedriger, was Sanitäranlagen, Marinero-Unterstützung oder Service angeht. Doch meist gleicht die Nähe dieser Häfen zur Stadt dieses Manko aus. Einige Gemeindehäfen sind sogar angenehmer als die Sportbootmarina nebenan. Also im Revierführer nachschauen, wo es gute Alternativen gibt.
Immer mehr Flottenbetreiber bieten an, die Kautionsversicherung, die meist von externen Versicherern angeboten wird und um die sich der Kunde selbst kümmern muss, durch eigene Produkte zu ersetzen. Die Betreiber argumentieren dann teils mit dem Vorteil ihres Produktes, dass keine oder nur eine stark gesenkte Kaution hinterlegt werden muss. Bei der klassischen Versicherung muss die Kaution hingegen in voller Höhe beim Vercharterer hinterlegt werden und wird dann bei einem Schaden später vom Versicherer erstattet. Das mag umständlicher sein, aber: Die Angebote der Flottenbetreiber sind oft viel teurer. Ein Preisvergleich kann sich lohnen, 100 bis 200 Euro Unterschied sind keine Seltenheit.
Die Agenturen kennen es seit Jahren: Um vermeintlich auf Nummer sicher zu gehen, chartern viele Kunden nur neue Boote, die ein oder zwei, maximal aber drei Jahre alt sind. Verständlich, schließlich möchte jeder ein sauberes Schiff mit so wenig Mängeln wie möglich haben. Es gibt aber auch Anbieter, bei denen ältere Yachten nicht automatisch zu Spak- und Gammelhöhlen mutieren, sondern bestens in Schuss sind. Wer also nicht immer das neuste Modell braucht, kann locker ein paar Hundert Euro sparen. Wichtig dabei: Über eine Agentur buchen, deren Urteil Sie unbedingt vertrauen. Flottenbetreiber mit guten alten Booten zu identifizieren setzt viel Erfahrung, regelmäßige Kommunikation und Knowhow voraus. Fragen Sie doch mal Ihre Agentur, welche Anbieter sie für ihr geplantes Reiseziel vorschlägt und warum. Oft werden einem dann kleinere Familienbetriebe ans Herz gelegt, die Schiffe im Bestand haben, die selbst nach acht Jahren dank regelmäßiger Pflege und Instandhaltung noch durchaus empfehlenswert sind.
Es ist so simpel, so entspannend – und es drückt die Kosten immens. Allerdings trauen viele Crews ihren Ankerkünsten nicht so recht. Wie viel Kette, wie den Anker einfahren, wann Landleinen ausbringen? Antworten liefern Tutorials wie beispielsweise auf YACHT TV und hier bei YACHT online. Und dann vor dem Törn in Revierführern schon einmal ein paar gut geschützte Buchten fürs eigene Fahrtgebiet vormerken.
Es gibt Reviere mit besonders beliebten Starthäfen. Split in Kroatien ist beispielsweise so ein Fall. Die Flüge dorthin und auch die Boote vor Ort sind dann schon mal teurer als anderswo in derselben Region. Die Charteragentur daheim hilft bei der Suche nach einem gegebenenfalls preiswerteren Starthafen in der Nähe des ursprünglichen Wunschortes
Wie eingangs geschrieben, sollte man spätestens sieben Monate vor dem Törn die Flugtickets buchen. Auch hierbei gilt es neuerdings, Nebenkosten im Blick zu behalten. Viele Airlines zeigen im Internet zunächst sehr günstige Preise an. Erst in späteren Buchungsschritten wird verraten, dass fürs Gepäck satte Aufschläge von nicht selten 50 Euro und mehr pro Strecke fällig werden. Auch der Wunschsitzplatz kostet extra. Und schließlich noch auf die Kosten für den Transfer vom Flughafen zur Charterbasis achten. Zurzeit explodieren die Taxipreise in fast ganz Europa. Mitunter sind längere Anfahrten in Ländern wie Italien extrem teuer, betragen oft über 100 Euro. Da kann es lohnen, mit den Mitseglern einen Kleinbus-Transfer vorab zu buchen. Selbst wenn das bedeutet, erst noch auf Freunde, die aus anderen Städten anreisen, am Flughafen warten zu müssen