Vendée GlobeCrémer-Sponsor Banque Populaire zieht sich zurück

Max Gasser

 · 20.02.2023

Banque Populaires Imoca auf dem Weg zum Sieg der Vendée Globe 2016/17
Foto: Yvan Zedda/ BPCE

Der Wirbel um Banque Populaire und Clarisse Crémer reißt nicht ab. Anstatt einen neuen Skipper vorzustellen, hat sich der Sponsor nun dazu entschieden, die Kampagne für die Vendée Globe 2024 nicht fortzuführen

War es nach der Trennung von Clarisse Crémer noch oberste Priorität, ein Boot an den Start der kommenden Vendée Globe zu bringen, hat der Sponsor nun, anstatt einen neuen Skipper vorzustellen, überraschend seinen Rückzug aus der Auflage 2024 angekündigt.

Das französische Geldinstitut Banque Populaire engagiert sich seit über 30 Jahren in der Welt des Segelsports und betreibt derzeit neben dem Imoca auch einen Ultim-Trimaran. Skipper ist Armel Le Cléac’h, mit dem unter anderem die Vendée Globe 2016 gewonnen wurde. Auch für die anstehende Ausgabe waren die Ambitionen hoch. Zwar hatte man keinen neuen Imoca für die beste Seglerin der Ausgabe 2020 bauen lassen, jedoch mit Charlie Dalins “Apivia” eines der aktuell schnellsten Boote angeschafft. Dennoch seien die Bedingungen nicht mehr gegeben, “um die Vendée Globe in Ruhe angehen zu können”, heißt es in der Stellungnahme. Viel Ruhe gab es zumindest in den letzten Wochen tatsächlich nicht.

Banque Populaire weiterhin in der Kritik

Nach Bekanntwerden der Trennung von Clarisse Crémer aufgrund der Mutterschaft der Skipperin löste ein Statement Crémers in den sozialen Netzwerken eine Welle aus, die weit über die Grenzen des Internets hinaus ging. Neben Abertausenden Kommentaren und einer Petition kam es auch zu öffentlichen Reaktionen fast aller Stars der Klasse. Frauen würden durch die neuen Regeln benachteiligt, so der Tenor, auch der Sponsor stand dabei im Zentrum der Kritik. Besonders die weiteren Seglerinnen in der Imoca-Klasse wie Isabelle Joschke, Pip Hare oder Sam Davies waren entsetzt. Letztere betonte: “Ich werde alles dafür tun, um Seglerinnen in der Imoca-Klasse und bei der Vendée Globe zu unterstützen. Ich will Sponsoren davon überzeugen, dass es keinen Grund gibt, Frauen im Segelsport nicht zu fördern.”

Auch die französische Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra hatte sich zu Wort gemeldet und auf ihrem Twitter-Account erklärt, dass sie mit allen Seiten in Kontakt stehe, um eine Lösung zu finden. Die Banque Populaire, eine Genossenschaftsbank, die zur französischen BPCE-Gruppe gehört, erklärte, dass sie ihre Position überdenke. Die nun gezeigte Reaktion wäre dabei den wenigsten in den Sinn gekommen. Und die Kritik ebbt noch immer nicht ab, einige Facebook-Nutzer mutmaßen, dass der Bank in der Welt des Sports für immer ein schlechter Ruf anhängen wird. Besonders der letzte Satz des nun veröffentlichten Statements dürfte sich für einige wie ein Stoß in den Rücken anfühlen: “Die Banque Populaire wird sich weiterhin aktiv an der Arbeit beteiligen, die die Stellung der Frauen im Sport und insbesondere im Hochseerennsport verbessern soll.”


Wie kam es zum Rauswurf?

Gründe für die Kündigung seien laut der Mitteilung vom 1. Februar 2023 die Schwangerschaft Crémers und die damit verbundenen Konsequenzen gewesen. So habe die Seglerin aufgrund ihrer Schwangerschaft im vergangenen Jahr nicht ausreichend Seemeilen gesammelt, um realistische Aussichten auf eine Qualifikation für die Vendeé Globe 2024 zu haben. Dem hatte Crémer in ihrem Statement widersprochen und stattdessen daran festgehalten, es schaffen zu können.

Dem Streit liegt eine Regeländerung der Veranstalter der Vendeé Globe zugrunde. Bis zur Ausgabe 2020 hatte es ausgereicht, die Regatta zu vollenden, um sich für die kommende Auflage zu qualifizieren. Das gelang Clarisse Crémer 2020 sogar als bester Frau. Für 2024 muss nun jedoch jeder Seemeilen sammeln, unabhängig davon, ob zuvor schon eine Vendée Globe vollendet wurde. Absolviert wird diese Qualifikation bei ausgewählten Regatten der Imoca-Klasse.

Aufgrund der komplizierten Qualifikationsregeln, bei denen viele einen wichtigen Aspekt außer Acht lassen, sah der Sponsor Crémers Qualifikation berechtigterweise in Gefahr und reagierte entsprechend. Die Empörung war dennoch groß – sind tatsächlich Banque Populaire und die Veranstalter der Vendée Globe schuldig, oder ist es die Seglerin selbst? In diesem Artikel klären wir über den Streit, das Qualifikationsverfahren und die Regeländerung auf:

Noch immer ungeklärt ist, was Hauptakteurin Clarisse Crémer vorhat und ob sie die Qualifikation für die Vendée Globe 2024 dennoch im Visier hat. Auf ihren Kanälen hat sich die 33-Jährige zu den Geschehnissen bisher nicht geäußert. Ebenso fraglich ist, was mit dem neuen Imoca “Banque Populaire XII” (ex. “Apivia”) passiert.


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