Max Gasser
· 02.02.2023
Die französische Hochseeseglerin Clarisse Crémer wird nicht wie geplant an der Vendée Globe 2024 teilnehmen können. Ihr Sponsor Banque Populaire gab heute bekannt, aufgrund ihres mittlerweile erfüllten Kinderwunsches einen Ersatz-Skipper zu suchen
Die Vendée-Globe-Zwölfte von 2020, Clarisse Crémer, wird ihre Kampagne zur nächsten Ausgabe 2024 nicht fortführen. Ihr Sponsor, das französische Geldinstitut Banque Populaire, gab in einem Statement bekannt, die 33-jährige Französin zu ersetzen. Grund dafür sei ihre Schwangerschaft, die es bisher verhinderte, an Qualifkationsregatten teilzunehmen. Der Sponsor sieht den Start ihres Imocas in Gefahr und reagiert deshalb.
“Sie befindet sich heute in einer Situation, in der sie nicht darauf hoffen kann, die erforderliche Anzahl an Punkten zu erreichen, um sich für die Vendée Globe 2024 zu qualifizieren”, heißt es in einer Mitteilung des Sponsors. Man habe versucht, über eine Ausnahmeregelung mit dem Veranstalter zu verhandeln, um sich einen der 40 Startplätze zu sichern. Dies sei jedoch nicht gestattet worden, was “sehr bedauerlich” sei. Daher müsse man nun nach einem neuen Skipper suchen, um die Teilnahme an der für französische Sponsoren wichtigsten Hochseeregatta nicht zu gefährden.
Nach der vergangenen Vendée Globe hatte der Veranstalter das Qualifikationsverfahren geändert. Zuvor waren Finisher der vorangegangenen Ausgabe automatisch für die kommende qualifiziert, das ist nun nicht mehr so. Nur deshalb muss Crémer überhaupt Punkte sammeln.
Die französische Seglerin zeigt sich in einer Stellungnahme auf ihren Social-Media-Kanälen sehr verärgert und kündigt an, nicht mehr mit Banque Populaire zusammenarbeiten zu wollen:
“Ich bin entschlossen, wieder zu segeln, und zwar unter den Farben eines vertrauenswürdigen Partners, dessen menschliche Überzeugungen ich teile. Meine Leidenschaft für den Segelsport ist ungebrochen, und ich werde die Ernüchterung, die ich heute erlebe, schnell überwinden können.”
Im November 2022 wurde Crémer Mutter einer Tochter, ihr Sponsor sei bereits vor der Schwangerschaft über den Kinderwunsch in Kenntnis gesetzt worden. Dieser habe zunächst auch weitere Unterstützung zugesichert und mit ihr für die nächste Vendée geplant. Jetzt ist es allerdings zum Zerwürfnis gekommen: “Am vergangenen Freitag habe ich erfahren, dass Banque Populaire beschlossen hat, mich zu ersetzen. Durch ihre Entscheidung und gegen meinen Willen werde ich nicht am Start der Vendée Globe 2024 sein.”
Zwar sieht sich die Hochseeseglerin selbst zumindest etwas im Hintertreffen, was die Qualifikation angeht, allerdings sei die Qualifikation noch immer möglich. Dass man nun doch kein Risiko eingehen wolle, enttäusche sie sehr. Crémer betont, den Willen gehabt zu haben, so schnell wie möglich zurückzukommen.
Sie schreibt weiter: “Sie sind bereit, das Risiko eines riesigen Trimarans (der auch von Banque Populaire gesponsert wird, d. Red.) und aller natürlichen, technischen und menschlichen Unwägbarkeiten, die mit dem Hochseerennen verbunden sind, zu tragen, aber offensichtlich nicht das Risiko einer Mutterschaft. [...] Der Hochseerennsport existiert heute nur, weil Sponsoren ihn als Kommunikationsmittel wählen und ihn nutzen, um schöne, sportliche und damit auch menschliche Geschichten zu erzählen. Ich habe völliges Unverständnis für die Geschichte, die dieser Sponsor heute zu erzählen wählt: Hauptsache, Vendée Globe, um jeden Preis. “
Die Organisation der Vendée Globe begnüge sich damit, Mitleid mit ihr zu haben, anstatt etwas zu tun, so Crémer. Dabei seien sie es doch, welche die Regeln schreiben würden: “Zur Erinnerung: Vor vier Jahren wäre ich automatisch ausgewählt worden, weil ich bei der vorherigen Ausgabe das Ziel erreicht hatte.”
Crémers Beitrag stößt in den sozialen Medien auf Empörung über die französische Bank. Nach nur zwei Stunden wurde der Beitrag auf Instagram bereits fast tausendmal kommentiert, auf Facebook meldeten sich sogar noch mehr Nutzer zu Wort. Auch die deutsche Hochseeseglerin Susann Beucke, derzeit mit “Holcim - PRB” auf dem Weg nach Kapstadt, schloss sich an: “Das ist einfach nicht richtig!!”
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Wer anstelle von Crémer am 10. November 2024 für die französische Bank an den Start gehen wird, soll bald bekannt gegeben werden. Seit Dezember steht dafür die ehemalige “Apivia” zur Verfügung. Das Verdier-Design von 2019 war in der Hand von Charlie Dalin bisher eines der schnellsten der Klasse und ist damit auch ein heißer Kandidat für die kommende Vendée Globe.