The Ocean RaceTeam Malizia rückt vor – Boris Herrmann: “Motivierter denn je”

Tatjana Pokorny

 · 13.03.2023

Team Malizia feiert Rang zwei zur Halbzeit auf der Königsetappe (v. r.): Co-Skipper Will Harris, An-Bord-Reporter Antoine Auriol, Navigator Nico Lunven, Skipper Boris Herrmann und die Niederländerin Rosalin Kuiper
Foto: Antoine Auriol/Team Malizia/The Ocean Race

Mit Rang zwei in der Halbzeitwertung der Königsetappe ist Team Malizia im Ocean Race auf Platz drei vorgerückt. Im Duell mit dem US-Team 11th Hour Racing konnte sich Boris Herrmanns Crew in der Nacht mit einer guten Stunde Vorsprung im Halbzeit-Ziel durchsetzen. Es ist mehr als nur ein Etappenerfolg

Es geht aufwärts für Boris Herrmanns Team Malizia im Ocean Race. Die Mannschaft des Hamburger Skippers hat sich in der ersten Hälfte der Königsetappe von Kapstadt nach Itajaí Rang zwei hinter der zum dritten Mal in Folge siegreichen Schweizer “Holcim – PRB” erkämpft. Die deutsche Rennyacht “Malizia – Seaexplorer” erreichte die Halbzeit-Ziellinie beim 143. Längengrad Ost vor Tasmanien in der Nacht auf Montag um 0:44:08 Uhr.

Boris Herrmann: “Darauf konzentriert, das Boot in einem Stück über die Linie zu bringen”

Mit einer guten Stunde Vorsprung vor dem US-Team 11th Hour Racing sicherte sich Boris Herrmanns Segelquartett nach gelungenem Überholmanöver und packendem Duell vier wertvolle Punkte. Boris Herrmann sagte: “Ich bin so glücklich, dass wir diese Linie als Zweite überquert haben. Das bedeutet uns als Team sehr viel. Wir haben so hart gepusht in den letzten 24 Stunden. Sonntagmittag haben wir 11th Hour Racing überholt. Das ist eine großer Erfolg für unser Team. Wir haben es geschafft! Wir sind motivierter denn je.”

Eine einfache Aufgabe war es nicht, wie Herrmann erklärte: “In den letzten 24 Stunden habe ich mich wirklich darauf konzentriert, das Boot in einem Stück über die Linie zu bringen. Der Seegang hat die sichere Navigation ziemlich schwierig gemacht. Es gilt, immer das Gleichgewicht zwischen Gas geben und dem Schutz des Bootes zu wahren. Ich denke, wir haben diese Balance gefunden. Das Boot segelt unter diesen Bedingungen unglaublich gut.”

Freudentränen bei Rosalin Kuiper, Erleichterung bei Co-Skipper Will Harris

Teamkameradin Rosalin Kuiper sagte kurz nach Kreuzen der imaginären Halbzeit-Ziellinie, die gleichzeitig den nahtlosen Auftakt zur zweiten Hälfte der Königsetappe markierte: “Ich könnte nicht glücklicher und stolzer auf dieses Team sein. Ich habe Tränen in den Augen, und das passiert mir nicht oft. Ich habe mir selbst versprochen, niemals auf einem Boot zu weinen, aber dieses Crossing bedeutet viel mehr als nur die Überquerung einer virtuellen Ziellinie. Es bedeutet das nächste Level. Es ist eine große Leistung, es ist sehr emotional. Wir sehen, dass dieses Boot für den Southern Ocean gebaut wurde.”

Co-Skipper Will Harris lachte und sagte: “Wir sind so glücklich, so erleichtert, dass wir diesen zweiten Rang geholt haben. Es war so ein Kampf! Auf halber Strecke haben wir den Mast repariert. Wir waren nicht sicher, ob wir weitersegeln können. Und jetzt haben wir die Linie als Zweite erreicht. Die letzten 72 Stunden habe ich das engste Offshore-Segeln jemals erlebt. Ihr könnt euch vorstellen, wie stressig es war, vorn zu bleiben. Wir haben unser Potenzial bewiesen, und ich bin so glücklich.”

Die “Monster-Etappe” läuft auf Hochtouren weiter

Im Gesamtklassement rückte Team Malizia mit neun Punkten auf Platz drei hinter Team Holcim – PRB (15 Punkte) und 11th Hour Racing (10 Punkte) vor. Dieser Erfolg schmeckt auch deshalb so süß, weil Team Malizia noch vor einer Woche das Etappen-Aus vor Augen hatte, als die Segler einen Riss im Mast der «Malizia – Seaexplorer» entdeckt hatten. Dann gelang der mehrtägige Reparatur-Marathon in 28 Meter Höhe und das Comeback. Die insgesamt 12.750 Seemeilen lange und doppelt gewertete “Monster-Etappe” wird im Südpolarmeer erbarmungslos fortgesetzt.

Die Verfolger müssen sich sputen, denn die Spitzenreiter vom Schweizer Team Holcim-PRB haben ihren Vorsprung am 15. Tag auf See bereits auf 150 Seemeilen ausgebaut. Da bleibt keine Zeit zum Durchatmen. Das Feld segelt nahe den “Furios Fifties” beim 50. Breitengrad entlang der Eisgrenze im Südlichen Ozean. Als viertes Team über die Halbzeit-Ziellinie gegangen, macht Paul Meilhats Team Biotherm wieder mehr Druck, hat bereits Charlie Enrights Team 11th Hour Racing überholt. Als südlichstes Boot hatte “Biotherm” am frühen Montagmorgen nur noch rund 15 Seemeilen Rückstand auf Team Maliza.

Gute Aussichten für Team Malizia

Im brasilianischen Zielhafen winken Anfang April erneut Punkte im Wert einer einfachen Etappe. Bliebe es bei den aktuellen Platzierungen, könnte Boris Herrmanns Team sogar auf Platz zwei vorrücken. Das Ocean Race endet nach vier weiteren, insgesamt sieben Etappen sowie dem “Fly-by” in Kiel am 9. Juni mit dem letzten Hafenrennen am 1. Juli im italienischen Zielhafen Genua.


Fantastische Drohnen-Aufnahmen von der Spitzenreiterin “Holcim –PRB”:

Mitreißend emotional und erfrischend: Hört mal rein in Rosalin Kuipers Kommentar zu Rang zwei in der Halbzeit-Wertung:

Und so hat das im Duell mit Team Malizia unterlegene US-Team 11th Hour Racing den verlorenen Kampf um Rang zwei zur Halbzeit erlebt: