Gas-Warner an Bord können Leben retten. Sie sind leicht zu installieren. Gerade die Winterlagerzweit eignet sich ideal zur Nachrüstung. Laut Studien gibt es im Schnitt in Deutschland jährlich 370 ungewollte und dokumentierte Todesfälle aufgrund von Kohlenmonoxidvergiftung (CO) gibt. Etwa zehnmal so viele Fälle mit nicht tödlichem Ausgang werden behandelt. Die Dunkelziffer liegt deutlich höher, wird vermutet.
Schon Kopfschmerzen, Migräne und Konzentrationsstörungen können auf leicht erhöhte CO-Werte in der Atemluft zurückgeführt werden. Jedoch wird CO als Ursache selten erkannt, dabei sind die Langzeitfolgen erheblich. So wird auch vermutet, dass Parkinson durch Kohlenmonoxidintoxikationen über längere Zeit ausgelöst werden kann.
Egal ob Gas, Petroleum oder Spiritus – der Kocher sollte niemals als Heizung verwendet werden. Denn bei einer nicht optimalen Verbrennung entsteht immer auch CO, das nur durch Lüften entfernt wird. Wenn aber geheizt wird, erfolgt oftmals keine Lüftung, da die warme Luft ja drinnen bleiben soll.
Die Folge: Die CO-Konzentration steigt, im ungünstigsten Fall schlafen die Menschen unter Deck ein und wachen nie wieder auf. Auch Heizaufsätze für Kocher sind sehr gefährlich, denn die Problematik ist dieselbe. Auch beim reinen Kochen sollte daher immer auf ausreichende Lüftung geachtet werden.
Neben dem Kocher ist die Diesel- oder Petroleumheizung an Bord eine mögliche Quelle. Das CO befindet sich in den Abgasen der Verbrennung, die durch den Auspuff nach außen gelangen. Dieser führt eigentlich immer durch den Raum, aus dem die Heizung kalte Luft ansaugt, um sie zu erwärmen und nach innen zu befördern. Ist nun der Auspuff undicht, womöglich aufgrund von Vibrationen, gelangt CO in die Ansaugung der Heizung und von dort in die Kajüten – was unter Umständen fatale Folgen haben kann.
Der CO-Gehalt der Luft wird in ppm, parts per million (Teile pro Million), angegeben. Am Arbeitsplatz dürfen 30 ppm nicht dauerhaft überschritten werden, ab 100 ppm gilt CO als gesundheitsgefährdend. Warner lösen bei mehr als 43 ppm über 60 Minuten aus. Ist die Konzentration höher, schlagen sie schon früher Alarm; bei 150 ppm etwa piept es bereits nach zwei Minuten. Dann heißt es, den Raum verlassen, zu lüften, die möglichen Quellen abzuschalten und sich und die betreffenden Personen zu beobachten. Bei Anzeichen von Schwindel und Ohnmacht sofort einen Rettungswagen rufen.
Die Warner können Leben retten. Sie sollten in Räumen mit potenziellen Quellen, also etwa dem Austritt der Heizung, unter der Decke montiert werden, da CO geringfügig leichter ist als Luft. In Räumen ohne eigene Quelle, wie etwa den Kabinen, wird der Warner idealerweise auf Höhe des Gesichts montiert.
Auch Kohlenstoffdioxid (CO²) ist für Menschen toxisch, allerdings in viel höheren Dosen als CO. Es gibt tatsächlich eine DIN für die Qualität der Raumluft. Unter 800 ppm gilt die Luft als gut, über 1400 ppm wird die Qualität als niedrig eingestuft. Ab etwa acht Prozent CO² in der Atemluft sind die Folgen Kopfschmerzen und im weiteren Verlauf Atemstillstand und Tod.
Geräte, die den CO²-Gehalt der Luft messen, sind deutlich teurer. Beim Kauf unbedingt darauf achten, dass nicht ein Kohlenmonoxidmelder erstanden wird. Einige (Online-) Händler scheinen die Unterschiede nicht zu kennen. Einen CO²-Melder braucht man nur, wenn auch eine CO²-Quelle an Bord ist. Durch normale Atemluft kann die Konzentration unter Deck nicht so ansteigen, dass es gefährlich wird, vorausgesetzt, man lüftet gelegentlich.
Quellen für CO² sind typischerweise Löschanlagen im Maschinenraum. Genau wie in Wein- oder Bierkellern, gehören dort also CO²-Melder hinein, wenn die Maschinenräume begehbar sind. So werden Leckagen aus der Löschanlage rechtzeitig erkannt. Da Motorräume jedoch, wenn die Maschine läuft, zwangsbelüftet sind, ist die Gefahr dann tatsächlich weniger groß.
Sehr real hingegen ist die Gefahr bei Gas an Bord. Diverse Vorfälle pro Jahr, die mitunter sogar tödlich verlaufen, belegen, dass es beim Umgang damit oftmals an der nötigen Sorgfalt fehlt. Mangelnde Wartung, poröse Schläuche, Verbindungen auf Tüllen mit Schlauchklemmen, Kocher ohne thermische Sicherung, in der Backskiste verstaute Ersatzflaschen – das alles ist traurige Realität auf vielen Yachten.
Die Folge: Gas sammelt sich in der Bilge. Das Gute bei Gas ist, dass Menschen den Geruch sofort erkennen. Dann heißt es, die Flasche schließen, lüften und von Bord. Die Gefahr besteht weniger im Einatmen, da Gas deutlich schwerer ist als Luft, somit meist nach unten sackt und daher nicht eingeatmet wird, als vielmehr in der Möglichkeit einer Explosion bei einer bestimmten Mischung mit der Umgebungsluft. Ist sehr viel oder ganz wenig Gas in der Luft, kann es sich nicht entzünden. Propan etwa zündet nur bei einem Anteil zwischen 2,12 und 9,35 Prozent an der Raumluft.
Das Problem beim Lüften ist also, dass bei zuvor hoher Konzentration dieser zündfähige Bereich einmal durchlaufen wird – womöglich mit verheerenden Konsequenzen, wenn genau dann der Kompressor des Kühlschrankes startet. Denn das verursacht immer einen kleinen Funken, was zum Auslösen einer Explosion reichen kann. Leider gilt das auch für das Abschalten des Bordstroms.
Das Gute: Ein Gaswarner, dessen Sensor in der Bilge – also dort, wo sich das Gas sammelt – installiert ist, alarmiert bereits bei deutlich geringeren Konzentrationen, sodass prophylaktisch reagiert werden kann. Allerdings wird eben nur der Wert am Sensor ermittelt. Es kann sich daher lohnen, Warner mit zwei Sensoren zu verwenden: einen in der Bilge und einen etwas höher gelegenen, der bereits das auf dem Weg nach unten befindliche Gas registriert.
Natürlich sollte auch an Bord ein Rauchmelder wie zu Hause in der Wohnung warnen, wenn es brennt. Die üblichen Quellen an Bord sind Pantry, Maschine und Kabelbrände. Da Brände in der Kombüse meist beim Kochen entstehen – also dann, wenn Menschen ohnehin wach sind –, sollte der Melder besser vor den anderen Brandquellen warnen. Weil man auf See nicht einfach wie zu Hause nach draußen gehen kann, wenn es brennt, ist das Erkennen und Löschen von Entstehungsbränden besonders wichtig. Sollte es dazu kommen gilt immer: erst Notruf, dann löschen. Bei mehreren Personen an Bord kann das ja gleichzeitig erfolgen. Das sollte in den Notrollen so besprochen und geübt sein.
Muss man nun das ganze Schiff mit Warnern vollbauen? Es kommt darauf an. Wer mit Strom kocht und keine Gas- oder Dieselheizung an Bord hat, wird keinen CO-Warner brauchen, da es keine typischen Quellen an Bord gibt.
Befindet sich ein CO2-Löschsystem im geschlossenen Motorraum, benötigt man dort eine Kohlendioxidanzeige. Ist kein Gas auf dem Schiff, wozu dann einen Gasmelder installieren? Man sollte sich fragen: Welche Quellen sind an Bord und dann entsprechend die Warner installieren. Ein oder mehrere Rauchmelder sollten jedoch immer installiert sein. Wenn in der Vor- oder Nachsaison die Heizung die Nacht durchläuft, sorgt die Gewissheit, dass einer da ist, der auf die Crew aufpasst, für einen ruhigeren Schlaf – allein das ist schon viel wert. Schließlich kosten Rauch- und CO- Warner für eine Yacht in Summe weniger als eine Automatikweste.