Nico Krauss
, Michael Rinck
· 25.12.2022
Wenn es draußen kalt und nass wird, hält der Ofen den Salon warm und das Schiff unter Deck trocken. Klassische Dieselöfen können Vorteile gegenüber Warmluftheizungen haben. Eine Einbauanleitung
Angeblich hat das Segeln in nordeuropäischen Revieren einen Nachteil: Die Saison ist zu kurz. Dieses Vorurteil lässt sich mit der Verwendung der richtigen Kleidung und Ausrüstung an Bord schnell widerlegen. So ermöglicht bereits ein Dieselofen im Salon, die Saison zu verlängern – und mit der Wahl einer optimalen Wärmequelle ist es sogar möglich, das ganze Jahr über zu segeln. Mit etwas Vorbereitung und handwerklichem Geschick kann jeder Eigner die saisonverlängernde Wärmequelle selbst in den Salon einbauen.
Doch welche Möglichkeiten gibt es eigentlich, das Boot zu heizen? Neben Warmluftanlagen reicht das Angebot von einfachen Holzöfen bis zu komplexen Systemen, die vollautomatisiert nicht nur alle Kabinen temperieren, sondern auch noch warmes Nutzwasser fürs Duschen liefern.
Dabei unterscheiden sich die diversen Lösungen im Platzbedarf beim Einbau, dem verwendeten Brennstoff, der Komplexität der Installation sowie der Wirkungsweise. Auch das Gefahrenpotenzial, das von einer Heizung ausgehen kann, sollte in Betracht gezogen werden.
Auf Kleinkreuzern beliebt sind mobile handliche Wärmequellen wie Heizlüfter, Petroleumbrenner und Ölradiator. Der Heizlüfter sowie der Ölradiator haben natürlich den Nachteil, dass sie nur mit Landstrom funktionieren. Und auch mit 230 Volt Netzspannung ist nicht in jedem Hafen davon auszugehen, dass die Elektroinstallation auf dem Steg die gewünschte Leistung von etwa 1.500 Watt liefern kann. Spätestens, wenn noch andere Crews ebenfalls den strombetriebenen Lüfter einschalten, löst oft die Sicherung aus, und der Saft ist weg. Da diese Art zu heizen sehr viel Strom verbraucht, ist es in einigen Häfen nicht gern gesehen – oder sogar untersagt –, Lüfter zu benutzen.
Wichtig: Heizlüfter sollten nicht unbeaufsichtigt betrieben werden. Das gilt auch für Modelle, die automatisch abschalten, wenn sie umkippen.
Die klassische Dieselheizung bietet den Vorteil, dass sie ohne Strom auskommt, also auch unterwegs oder vor Anker laufen kann, ohne den Akku zu leeren. Allerdings ist hier umso mehr auf eine gute Belüftung der Kabine zu achten, da bei der Verbrennung Sauerstoff verbraucht wird und Kohlendioxid (CO2) entsteht. Steigt der CO2-Gehalt der Luft, ist das gefährlich für die Crew. Außerdem wird dadurch die Verbrennung nachteilig beeinflusst, und es kann hochgefährliches Kohlenmonoxid (CO) entstehen. Das hat eine höhere Affinität als Sauerstoff, sich an die roten Blutkörperchen zu binden, mit der Folge, dass bereits kleinste Mengen davon tödlich sein können.
Bei Dieselwarmluftheizungen besteht dieses Risiko dagegen nicht, sie beziehen ihre Brennluft von außen. Die Geräte brauchen aber im Betrieb Strom. Besonders beim Einschalten ist der Verbrauch für das Vorglühen recht hoch.
Auf größeren Yachten sind auch Warmwasserheizungen verbreitet, weil das Wasser die Wärme effizienter über längere Strecken transportiert als ein Luftstrom. Beide Systeme haben den Vorteil, dass die Heizung selbst recht klein ist und in der Backskiste platziert werden kann. Jedoch ist das Verlegen der Warmluft- oder Warmwasserleitungen durch das ganze Boot aufwändig, besonders wenn dies nachträglich geschehen soll.
Nicht nur auf klassischen Yachten sind gusseiserne Holz- oder Kohleöfen und blankpolierte Dieselöfen aus Edelstahlblech beliebt. Sie wirken optisch ansprechend und haben sich seit Jahrzehnten, der Holzofen sogar seit Jahrhunderten bewährt. Der feste Einbau, vielfach am Schott, erfordert allerdings Platz. Es gibt aber auch sehr kleine Varianten.
Bei den Brennstoffen gehen die Meinungen auseinander: Holzöfen verbreiten eine gemütliche Atmosphäre, und möglicherweise reicht ein Spaziergang am Strand, um Brennmaterial zu finden; Briketts oder Brennholz an Bord mitzuführen erfordert dagegen Platz. Und auf den gemütlichen Abend mit gut geheiztem Ofen folgt das Auskehren und Entsorgen der Asche.
Wenn ein Diesel als Antrieb an Bord ist, sind natürlich im Bereich der nostalgischen Heizsysteme Dieselöfen am praktischsten. Dieser Energieträger ist überall verfügbar und obendrein vergleichsweise günstig.
Unabhängig ob Holz oder Diesel, haben diese Öfen einige Gemeinsamkeiten: Die Luft für die Verbrennung kommt aus der Kabine, deswegen ist Belüftung wichtig. Der Vorteil ist aber, dass die feuchte Luft aus der Kabine durch den Schornstein abzieht. Das Boot wird so schnell nicht nur warm, sondern auch trocken. Außerdem müssen die Öfen möglichst zentral im Salon angebracht werden, da sie direkt die Wärme abgeben. Es muss also Platz für die Installation vorhanden sein oder durch Umbaumaßnahmen geschaffen werden.
Auch für das Abluftrohr muss Platz vorhanden sein, speziell für das Loch im Kajütdach. Bei der Führung des Schornsteins gilt es, einige Aspekte zu berücksichtigen. So ist ein kurzer Weg nach draußen nicht unbedingt wünschenswert, da das Rohr selbst sehr viel Wärme abgibt und einen großen Anteil an der gesamten Heizleistung hat; dieser ginge bei einem kurzen Weg nach draußen verloren. Es wäre beispielsweise denkbar, das Rohr noch durch die Nasszelle zu führen, um diese ebenfalls zu heizen.
Beim Verlegen müssen aber Regeln beachtet werden. So sollte das Rohr etwa nicht horizontal verlaufen; es muss immer etwas Steigung haben, damit der Rauch gut abziehen kann. Zudem muss es gelegentlich gereinigt werden; das wäre bei einer verwinkelten Installation sehr kompliziert. Der Ort des Durchbruchs im Aufbaudach muss mit Bedacht gewählt werden. Es sollte natürlich kein Beschlag an Deck durch das Rohr behindert werden. Decksbalken oder andere strukturell relevante Stellen kommen ebenfalls nicht in Frage.
Wird der Ofen in der Nähe des Hauptschotts positioniert, befindet sich der Schornstein meistens in der Nähe des Mastes. Es muss zwingend genügend Abstand zu Großbaum und Segel vorhanden sein, da der Abgasstrom noch sehr heiß sein kann. Das kann sich nachteilig auf Persenning und Segeltuch auswirken.
Der zweite wichtige Punkt ist die Versorgung mit Brennstoff. Beim Feststoffofen wäre das eine Backskiste voll mit Brennholz oder Briketts. In unserem Fall ist es Diesel. Der Energieträger ist für die Antriebsmaschine ohnehin an Bord, das ist praktisch. Die Installation eines zweiten Tanks kann sinnvoll sein. Denn den Vorteil des stromlosen Betriebs kann der Dieselofen nur ausspielen, wenn der Kraftstoff allein durch das Gefälle zum Brenner gelangt; das ist beim Hauptdieseltank meistens nicht der Fall. Ein zweiter, höher angebrachter Tank kann das ändern. Alternativ kann einfach eine Leitung zum großen Reservoir gelegt werden, dann ist eine Pumpe zur Förderung nötig.
Sobald alles läuft: Heult der kalte Wind in den Wanten, gibt es nichts Schöneres als das leise Brummen des Dieselofens und den flackernden Schein im Salon.
Klassische Schiffsöfen für Holz, Kohle oder Dieselöl aus dem Sortiment von Toplicht. Wir zeigen hier vier Feststoff-Öfen und fünf Diesel-Öfen.