Michael Rinck
· 03.04.2023
Eine Heizung sollte an Bord sein, damit auch Törns in der Vor- und Nachsaison wirklich Spaß machen. Doch welche Heizung ist die beste? Eine Übersicht über die verschiedenen Heizungs-Systeme für den Bordgebrauch
Frühmorgens aufstehen, wer mag das schon? Aber auf einem Boot am Anfang der Saison kann es zur Tortur werden, wenn es keine Heizung gibt. Einmal aus dem kuscheligen Schlafsack geschält, steht man in feuchter Kälte. Sich verschlafen streckend, stößt man an eine von Schwitzwasser feuchte Kabinendecke, und fröstelnd beeilt man sich, die klammen Kleidungsstücke anzuziehen. Ob das Ölzeug über Nacht getrocknet ist? Nein. Der Kaffee schmeckt bei der Aussicht, nach dem Frühstück in die nassen Klamotten zu steigen, nur noch halb so gut. Doch deshalb auf das Segeln im April oder Mai verzichten? Oder auch, wenn es im Sommer noch einmal kühl und nass wird? Das kommt natürlich nicht in Frage. Also muss eine Heizung her; sie hilft die Saison zu verlängern und trocknet das Schiff auch an frischen Sommertagen.
Welche Möglichkeiten gibt es, das Boot zu heizen? Das Angebot reicht von einfachen Holzöfen bis zu komplexen Anlagen, die vollautomatisiert nicht nur alle Kabinen temperieren, sondern auch noch warmes Nutzwasser für die morgendliche Dusche liefern. Dabei unterscheiden sich die unterschiedlichen Lösungen im Platzbedarf beim Einbau, dem verwendeten Brennstoff, der Komplexität der Installation sowie der Wirkungsweise. Auch das Gefahrenpotenzial, das von einer Heizung ausgehen kann, sollte bei der Betrachtung nicht außer Acht gelassen werden.
Auf Kleinkreuzern beliebt sind mobile handliche Wärmequellen wie Heizlüfter, Petroleumbrenner und Ölradiator.
Heizlüfter gibt es schon ab 25 Euro, sie können kleine Boote schnell erwärmen. Jedoch ist das nur mit 230 Volt Landstrom möglich, und auch dann ist Vorsicht geboten – nicht in allen Häfen sind die Steckdosen am Steg hoch genug abgesichert. Immerhin hat ein Heizlüfter auf höchster Stufe etwa 1,5 Kilowatt Leistung. Vorteil: Ohne Verbrennung muss nicht für ausreichende Belüftung gesorgt werden. Einige Modelle schalten sich beim Umkippen selbstständig ab. Trotzdem sollten sie nicht unbeaufsichtigt laufen.
Ölradiatoren sind ab 50 Euro erhältlich. Sie sind mit Strom betriebene kleine Heizkörper, die durch ihre Formgebung eine große Kontaktfläche zur Umgebung haben. Dadurch muss die Oberfläche nicht so heiß sein wie etwa bei Heizlüftern, es besteht also keine Brandgefahr, wenn sie abgedeckt werden. Allerdings gilt bei ihnen wie auch für Heizlüfter: Sie funktionieren nur mit Landstrom, und auch dann sind bis 2,5 Kilowatt meistens zu viel für die Elektroinstallation auf dem Steg. Außerdem sind sie relativ sperrig.
Die Petroleumheizung bietet den Vorteil, dass sie ohne Strom auskommt, also auch unterwegs oder vor Anker laufen kann. Allerdings ist hier umso mehr auf eine gute Belüftung der Kabine zu achten, da bei der Verbrennung Sauerstoff verbraucht wird und Kohlendioxid (CO2) entsteht. Steigt der CO2-Gehalt der Luft, ist das gefährlich für die Crew. Außerdem wird dadurch auch die Verbrennung nachteilig beeinflusst, und es kann hochgefährliches Kohlenmonoxid (CO) entstehen. Das hat eine höhere Affinität als Sauerstoff, sich an die roten Blutkörperchen zu binden, mit der Folge, dass bereits kleinste Mengen davon tödlich sein können. Segler werden aber schon deshalb für gute Belüftung sorgen, weil eine Petroleumheizung dazu neigt, im Betrieb unangenehm zu riechen.
Daneben gibt es noch mobile Heizer mit Gaskartusche. Diese sind teilweise mit Sauerstoffsensoren ausgestattet und damit sicherer im Betrieb. Petroleum und Gas sind jedoch vergleichsweise teure Brennstoffe.
Generelles Problem dieser Geräte ist, dass das Erwärmen der Kabine noch nicht bewirkt, dass es tatsächlich trocken wird. Im Gegenteil: Bei der Verbrennung entsteht auch Wasser, das ohne einen Schornstein nicht nach außen gelangt. Lüften und damit ein ständiger kühler Luftstrom ist damit nicht nur aus Sicherheitsgründen unumgänglich.
Mobile Petroleumheizungen gibt es ab 35 Euro. Im Prinzip unterscheiden sie sich nicht wesentlich von der Petroleumlampe: Der Brennstoff wird per Docht verbrannt, mit dem Unterschied, dass ein Drahtgeflecht von der Flamme erhitzt wird, was die Umgebung erwärmt. Das funktioniert ohne Strom bis 3 Kilowatt Heizleistung.
Moderne Heizungsanlagen sind meist im Motorraum oder der Backskiste installiert. Ob mit Diesel oder Gas betrieben – Warmluft- oder Warmwasserheizungen beziehen Frischluft über eine Zuleitung von außen; auch die Abgase werden nach draußen geführt. Dadurch sind sie sehr betriebssicher. Und da kalte Luft nicht so viel Wasser aufnehmen kann wie warme und die Umgebungsluft von der Heizung erwärmt wird, strömt schön trockene Luft ins Schiff. Diese wird von einem Gebläse über Schläuche verteilt.
Weil Dieselheizungen von Webasto, Wallas oder Eberspächer, aber auch Gasheizungen von Truma elektronisch geregelt werden, müssen sie ans Bordnetz angeschlossen werden. Dieselheizungen brauchen zum Vorglühen teilweise recht viel Energie.
Gasheizungen liefern effizient Warmluft, die dann per Warmluftrohr und Gebläse in die Kabinen gelangt. Die Truma-Heizungen beispielsweise gibt es von 2 bis 4 Kilowatt Heizleistung ab 1.100 Euro. Auf Booten mit Gaskocher ist der Brennstoff sowieso schon an Bord. Nachteile: Gas ist vergleichsweise teuer, und die passenden Flaschen sind nicht überall erhältlich. Der Brenner hat einen gesonderten Kreislauf für Zu- und Abluft.
Diesel ist überall verfügbar und günstig. Heizungen von Webasto, Wallas und Co. gibt es von 2 Kilowatt Leistung aufwärts ab 1.500 Euro. Die Brenner werden idealerweise im schallisolierten Motorraum verbaut, da Gebläse und Kraftstoffpumpe oft laut sind. Frischluft und Abgase werden über separate Leitungen geführt. Nachteil: Der Brenner benötigt zum Vorheizen viel Strom. Für größere Boote sind auch Warmwasserheizungen mit Radiatoren verfügbar.
Effizient und komfortabel: Der Brenner erhitzt Wasser sowohl für die Heizung als auch Nutzwasser für die warme Dusche. Beheizt werden können damit selbst große Yachten mit Radiatoren ohne Lüftergeräusche. Der Brenner hat einen vom Bootsinneren abgetrennten Kreislauf für Frischluft und Abgase. Nachteile sind die hohen Anschaffungskosten ab 3.500 Euro, z. B. für den kleinsten Kessel des Herstellers Holland Warmte mit 9,5 Kilowatt.
Nicht nur auf klassischen Yachten sind gusseiserne Holz- oder Kohleöfen und blankpolierte Dieselöfen aus Edelstahlblech beliebt. Sie wirken optisch ansprechend und haben sich seit Jahrzehnten, der Holzofen sogar seit Jahrhunderten bewährt. Der feste Einbau, vielfach am Schott, erfordert allerdings Platz. Es gibt aber schon sehr kleine Varianten.
Die rustikale Variante, den Salon warm zu bekommen. Vorteile: Ob Kohle oder Holz, der Brennstoff ist überall verfügbar, sogar Treibholz vom Strand kann verfeuert werden. Nachteile gibt es natürlich auch: Der Ofen heizt nur einen Raum (es sei denn, per Wärmetauscher wird eine Wasserheizung betrieben), und es muss stets für gute Belüftung gesorgt werden. Holzöfen ab 2 Kilowatt gibt es auch für kleinere Boote.
Wenn ein Diesel als Antrieb an Bord ist, sind natürlich im Bereich der nostalgischen Heizsysteme Dieselöfen am praktischsten. Dieser Energieträger ist überall verfügbar, recht günstig, und es bedarf nur einer Kraftstoffleitung vom Tank zum Ofen. Einfache Dieselöfen wie die von Refleks kommen auch ohne Elektronik und Stromanschluss aus; einzig ein Abgasrohr muss durch die Kabinendecke geführt werden. Die Abgase sind zwingend nach außen zu leiten, das hat aber auch Vorteile gegenüber den mobilen Heizgeräten. Denn das bei jeder Verbrennung entstehende Kohlendioxid und Wasser gelangen durch den Schornstein direkt nach draußen – sowie auch feuchte Luft. Natürlich muss für eine saubere Verbrennung stets für Frischluftzufuhr gesorgt sein.
Einmal angezündet, brennt der Dieselofen recht zuverlässig. Schaukeln vermag ihm nicht viel anzuhaben, aber eine ständige Krängung von über zehn Grad kann zum Erlöschen führen. Außerdem reagiert er empfindlich auf Druckveränderungen, etwa wenn der Wind achterlich kommt und in den Niedergang bläst. Der Ofen heizt natürlich nur den Raum, in dem er steht, und ist damit erst mal nur auf kleineren Booten praktikabel. Allerdings gibt es die Refleks-Öfen in verschiedenen Größen und Ausführungen. So ist etwa ein Wärmetauscher in Form einer Rohrspirale erhältlich, durch den per Umwälzpumpe eine Warmwasserheizung betrieben werden kann.
Auf kleinen Booten ohne Einbaumaschine bietet sich Petroleum an, wenn damit auch gekocht wird und der Energieträger deswegen schon vorhanden ist. Aber nicht nur der Ofen selbst ist in der Anschaffung sehr teuer (ab 1.700 Euro), auch der Brennstoff Petroleum ist nicht günstig. Der Petroleumtank muss für einen störungsfreien Betrieb unter Druck gehalten werden. Auch bei diesem Ofen wird die Luft in der Kabine zugleich für die Verbrennung genutzt, das heißt, gute Belüftung ist unumgänglich. Die Heizleistung des kleinsten Ofens von Taylor beträgt 2 Kilowatt.
Basis für die Wahl der Heizung ist natürlich die Bootsgröße beziehungsweise das Volumen, also die Menge der zu erwärmenden Luft. Zudem sind das Revier sowie die klimatischen Faktoren in Betracht zu ziehen – wer zum Beispiel auch im Winter auf der Ostsee unterwegs sein will, benötigt eine kräftigere Heizung als jemand, der auf dem Mittelmeer fährt.
Bei Wallas (www.wallas.fi) gibt es eine geführte Auswahl unter Berücksichtigung von Bootsgröße und Temperaturen. Webasto (www.webasto.com) bietet eine Broschüre als PDF an, in der sich eine Tabelle zur Auswahl der passenden Heizung findet. Dabei werden Bootsgröße und Breite, das Revier und die Jahreszeit in Rechnung gezogen.
Pauschal lässt sich sagen, dass bis 26 Fuß mobile Heizgeräte ausreichen. Danach sind die fest installierten Varianten ab 2 Kilowatt Leistung zu bevorzugen.
Ist ein Betrieb auch unterwegs gewünscht, kann eine Warmluftgebläseheizung empfehlenswert sein. Für Törns in die Ferne bietet sich als Brennstoff Diesel an, der überall verfügbar ist. Bis 46 Fuß lassen sich Yachten mit Warmluft komfortabel erwärmen. Hier haben die Dieselheizungen von Wallas die Nase vorn, da sie zwei Ausgänge für Warmluft haben. So lassen sich mehr Kabinen anschließen.
Jenseits von 14 Meter Bootslänge ist Warmluft nicht mehr praktikabel, da sie zu schnell abkühlt. Ist die Heizung beispielsweise im Heck verbaut, kommt dann in der Eignerkabine im Bug nur noch laue Luft an. Hier sind Warmwasserheizungen gefragt, die per Radiator die Kabinen temperieren. Damit lässt sich die Temperatur sehr individuell regeln.