Andreas Fritsch
· 04.04.2023
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Ostern steht mit eisigen Temperaturen vor der Tür. Trotzdem geht es aufs Boot. Mit einem Ecomat gelingt das auch ohne Dieselheizung. Eine Art Liebeserklärung an ein Stück Technik
Ich gebe zu: Ich bin bekennender Warmduscher. Ostsee-Segeln in der Vor- und Nachsaison, das ist für mich bei Temperaturen unter 10 Grad Hardcore-Überwindung. Auch nach 40 Jahren Ostsee-Segelei. Wobei: Als Ressortleiter für Reise und Charter bin ich auch seit über 20 Jahren regelmäßig im Mittelmeer unterwegs. Wahrscheinlich habe ich mir das dort irgendwo eingehandelt ...
Als meine Frau und ich dann 2020 beschlossen, wieder ein eigenes Boot für die Ostsee zu kaufen, eine Grinde, nur 8,20 Meter lang, war klar, dass sie mit nur wenigen der “Segnungen” der modernen Fahrtenyachten bedacht ist wie Gaskocher, Warmwasser, Borddusche, Kühlfach – und Dieselheizung. Und was war 2021 für ein besch... Frühling. Dauerregen, eiskalter und reichlich Wind. Die ersten Nächte mit klappernden Zähnen nachts. Der olle Baumarkt-Heizlüfter aus dem Keller, der viel zu laut war für die Nacht, und wenn er heiß wurde, stank es nach Plastik, dass man Angst hatte, sich zu vergiften beziehungsweise das Boot abzufackeln, wenn er umfallen würde.
Doch dann kam ein Tipp aus der Grinde-Community: “Kauf dir die Schweizer Geheimwaffe, den Ecomat. Das ist der Rolls-Royce der Heizlüfter!” Sofort gegoogelt. Rolls-Royce-mäßig war schon einmal der Preis: rund 300 Euro je nach Variante (>> z.B. hier erhältlich*). Aber immer noch besser, als eine Dieselheizung einzubauen, Kraftstoffleitungen zu legen, fette Löcher für Luftschläuche durch die Einbauten zu sägen und so weiter und so fort, dachte ich.
Und die Features ließen mich stutzen: die Leistung von 450 bis 1.500 Watt in drei Stufen regulierbar, damit auch bei der gammeligsten Steg-Elektrik im Hafen nicht ständig die Sicherung rausfliegt, wenn wir es (hoffentlich) kuschelig haben wollen. Der kugelgelagerte Ventilator, der “flüsterleisen Betrieb” auch nachts garantieren soll. Keramikelemente und pulverbeschichtetes Metallgehäuse, damit wirklich nichts nach Plastik stinkt. Thermometergesteuert. Frostwächter. Heizt bis 80 Kubikmeter Raum. Hallo? Ich habe eine Grinde, keinen Lagoon 420. Irgendwann dachte ich: Die spinnen, die Schweizer (der Lüfter ist ein Schweizer Design). Aber: Schweizer Taschenmesser begleiten mich schon mein Leben lang. Ricola und Toblerone mag ich ehrlich gesagt auch. Supernette Schweizer Mitsegler habe ich (im Mittelmeer) seit bald 15 Jahren. Okay, vielleicht bin ich ein kleines bisschen ein Helvetia-Fanboy – also bestellt das Teil. Beim Auspacken dachte ich, das sei ein Scherz: Der Ecomat ist ein kleiner Kubus von etwa halber Schuhkarton-Größe. Ihn kompakt zu nennen ist die Untertreibung des Jahrhunderts.
Seit zwei Jahren ist der Ecomat 2000 Classic Plus nun bei uns im Einsatz. Und was soll ich sagen: Er hat unsere Saison so was von verlängert! Die Plus-Stufe mit dem schon kräftigen und dann zugegeben auch lauterem Gebläse macht die Bude in 15 Minuten pottenwarm. Danach wird runtergeregelt auf 750 oder 450 Watt, die gewünschte Temperatur eingestellt, und dann stört er nicht mehr. Feuchtes Ölzeug trocknet, nachts gibt es kein Tauwasser mehr an der Decke, kein klammes Gefühl beim Aufstehen. Sorge wegen versehentlichen Umfallens gibt es nicht, weil er für diesen Fall eine Schräglagen-Abschaltung hat, die perfekt schon funktioniert, wenn man ihn nur einige Grad anhebt. Das geht problemlos, weil er nicht glühend heiß anzufassen ist. Und selbst wenn etwas in die Lüfter-Gitter geraten würde: Nichts im Gerät wird so heiß, dass es den Flammpunkt von Papier oder Ähnlichem überschreitet. Es stinkt nicht, lärmt nicht – er funktioniert einfach nur. Und zwar richtig gut.
Das Einzige, was man im Auge behalten muss, sind die Vlies-Filter vor der Luft-Ansaugung. Die muss man ab und zu mit dem Staubsauger wieder freimachen oder Ersatz bestellen, sonst lässt die Gebläseleistung deutlich nach. In Kombination mit meinem muckeligen übergangszeitenfähigen Schlafsack (DIN-Temperaturbereich bis -21 Grad aus dem übrigens viel günstigeren Camping-Handel) segle ich jetzt auch im April und Oktober noch, und das gern. Also, zumindest wenn es nicht regnet und ich Ski-Unterwäsche unter dem Ölzeug anhabe.
Karfreitag ist jetzt der erste Tag der Saison für uns. Laut Windy nachts null Grad Lufttemperatur. Die Schlei hat 5 Grad Wassertemperatur. Das wird der neue Härtetest für uns. Wir werden sehen, drücken Sie die Daumen!