Rund 30 Prozent Treibstoffersparnis erhofft man sich durch die Ausrüstung von Frachtschiffen mit sogenannten “WindWings”. Erstmals wird die neue Technologie auf einem 229 Meter langen Massengutfrachter angewandt. Dieser wurde bereits 2017 fertiggestellt, jetzt allerdings mit zwei Segeln ausgestattet. Die 37,5 Meter hohen Metallprofile sind auf den Wind einstellbar und können bei schwerem Wetter oder auch für Brückendurchfahrten abgeklappt werden.
Angewandt werden derartige Flügelprofile auch bei America’s Cup, SailGP und Co., das Material der Profile auf “Pyxis Ocean” ähnelt jedoch eher dem von Windkraftanlagen. 1,5 Tonnen Kraftstoff soll jeder der beiden Wings pro Tag einsparen. Wie das in der Praxis gelingt, wird derzeit auf der Jungfernfahrt von Singapur nach Brasilien erprobt.
Entwickelt wurde das “WindWings”-System von BAR Technologies - ein Spin-off von Ben Ainslie Racing (BAR). Das Team hatte der mehrfache Olympiasieger und Weltmeister gemeinsam mit Sponsor Land Rover für den America’s Cup 2017 gegründet. Ainslie selbst ist mittlerweile nicht mehr involviert und arbeitet nach 2021 an der zweiten Kamapagne mit dem neuen Sponsor Ineos. Das Unternehmen besteht als BAR Technologies allerdings weiterhin und versucht unter anderem Wissen und Erkenntnisse aus dem America's Cup für kommerzielle Zwecke nutzbar zu machen.
Schon in naher Zukunft könnte der aktuelle Vorstoß den CO²-Ausstoß der Schifffahrt erheblich senken. Ausschlaggebend hierfür ist die Tatsache, dass die Segel nachrüstbar sind. Damit könnte der Umstieg deutlich schneller realisiert werden als bei anderen Pilotprojekten. Die Entwickler werden jedoch auch am Neubau zweier Frachtschiffe beteiligt sein. Dann soll auch der Rumpf extra angepasst werden.
Eigner der “Pyxis Ocean”, die über 80.000 Tonnen bewegen kann, ist die Mitsubishi Gruppe. Das Frachtschiff wird von Cargill gechartert und wurde in der COSCO-Werft in China mit den Segeln ausgerüstet. Über den Preis der “WindWings” ist derzeit nichts bekannt.
Die Idee, Frachtschiffe mit Windkraft zu unterstützen ist längst nicht mehr und neu und wird auch von anderen Projekten aufgegriffen. Viele Vorhaben sind in der Entwicklung, einige bereits in der Erprobungsphase. Nicht nur klassische Segel und Wings, sondern auch Kites und Rotoren werden eingesetzt. Sollten sich diese oder ähnliche Segel auf Frachtschiffen durchsetzen, könnte das auch Auswirkungen auf die gewählten Wasserwege haben - zurück in Richtung der ursprünglichen Handelsrouten.