Southern Wind 105High-Performance-Cruiser kombiniert Sport mit Familienreisen

Martin Hager

 · 22.09.2023

Cape Doctor: Mit Groß- und Vorsegel stehen bis zu 557 Quadratmeter 3Di-Laminat am knapp 40 Meter hohen Carbonmast der 69 Tonnen leichten SW 105. Sie sorgen nicht nur vor Kapstadt für sportliches Segeln
Foto: Rob Kamhoot, Giuliano Sargentini
Mit der SW 105 ging die erste Edition aus einer Kleinserie von High Performance Cruisern der Südafrikaner von Southern Wind an den Start. Die Werft setzte mit dem 35 Meter langen Farr-/Nauta-Design sportliche Vorstellungen um

Wer sich die Segelbilder des neuen Performance-Cruiser-Modells ansieht, spürt förmlich die Agilität, mit der das nur gut 69 Tonnen verdrängende Farr-Design die knackigen Cape-Doctor-Böen in der Tafelbucht abfedert. „Der Ruderdruck ist selbst bei viel Wind und an der Kreuz beeindruckend leicht“, erzählt Marco Alberti, der die Geschäfte der südafrikanischen Werft leitet und bei den Testschlägen vor der Tafelbergkulisse dabei war. „Dank der Doppelruderanlage lässt sich die SW 105 mit zwei Fingern steuern, beim Wenden und Halsen fühlt sich die 34-Meter-Slup wie eine sportliche Gleitjolle an“, schwärmt Alberti.

Die SW 105 gehört, genau wie die SW 96 und die erst letztes Jahr vorgestellte SW-RP 90, zur jüngsten Genera­tion von Southern-Wind-Yachten. Leicht, schnell, robust und gleichermaßen für Regatten und Weltreisen mit der Familie geeignet, ein Spagat, der selbstverständ­lich auch die Yachtkonstrukteure vor große Herausforderungen stellt. „Unser Ziel war es, einen für die Werft typischen Cruiser-Racer mit expliziten Racing-Genen zu entwerfen und bei diesem Spagat den Komfort an Bord und die Ästhetik der Exteriorlinien nicht zu vernachlässigen“, erläutert der Chef von Farr Yacht Design, Jim Schmicker. Die US-Yachtdesigner arbeiten schon seit vielen Jahren eng mit der von Willy Persico gegründeten Werft zusammen und kennen sich mit den bestehenden Yachtlinien bestens aus.

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Das Ergebnis lässt sich sehen und fügt sich harmonisch in das vorhandene Southern-Wind-Portfolio ein. Die Farr-Designer verpassten der 34,59 Meter langen SW 105 breite und gleitfreudige Achterschiffslinien und einen offenen Spiegel. Sie garnierten das Designpaket auf Eignerwunsch mit einem hydraulischen Teleskopkiel und einer Doppelruderanlage. „Die Entscheidung fiel für einen Teleskopkiel für flexiblen Tiefgang und größtmögliche Amwind-Performance und Stabilität, ohne Salonfläche opfern zu müssen“, so Schmicker.

Raumschots geht es mit der Southern Wind flott voran

„Das breite Heck bringt viel Interieur­volumen, woraus mehr Decksfläche resultiert, beides Pluspunkte bei schnellen Cruising-Yachten.“ Davon profitiert auch die Crew, denn neben den drei großen Crewkammern im Heck parken hier ein 4,20 Meter langer Tender und ein Drei-Meter-Jetski in der Lazarette. Den fest installierten Bugspriet bestückt die Werft mit einem integrierten Anker-Arm und Fittingen für einen 856-Quadratmeter-Gennaker und ein gefurltes Code Zero. Auch raumschots soll es schließlich flott vorangehen.

Das Styling des Ex- und Interieurs legte die Werft erneut in die Hände von Nauta Design. „Uns war innerhalb kürzester Zeit klar, dass wir es bei dem Auftraggeber mit einem erfahrenen Segler zu tun haben, der bis ins kleinste Detail sehr präzise Vorstellungen von seiner Yacht hat“, erzählt Massimo Gino, der gemeinsam mit Mario Pedol das Mailänder Designstudio führt.

Das Deck der Southern Wind kommt ohne Stufen aus

Zu den größten konstruktiven Herausforderungen des Projekts zählte das Deck, das vom Steven bis zum Spiegel ohne Stufen auskommen sollte. „Eine Ebene“, lautete die Order. „Wir realisierten ein stufenloses Deck, ohne das Freibord anzuheben und die Raumhöhe unter Deck zu reduzieren“, so Massimo Gino. Der Komfort sollte darunter nicht leiden.

Vom Gästecockpit aus geht es durch eine großflächig verglaste und elektrisch gesteuerte Niedergangsluke hinein in das Herzstück der 35-Meter-Slup; der zentrale Wohnbereich ist, wie auf den meisten Segelyachten dieses Größensegments, der erhöht gelegene Salon im flachen Deckshaus. Zu den weiteren Zielen zählte ein Interieur mit möglichst breiten Korridoren und Türen. Eine luftige Einrichtung, die in ihrer Ergonomie einem großen Haus entsprechen sollte. Breite und komfortable Sitzmöbel und Loungeecken gehörten somit ebenfalls zu den unverrückbaren Vorgaben. Fenster im Deckshaus und im Rumpf sorgen für ein helles Ambiente. Die klar strukturierte und bewährte Aufteilung der zeitlosen Möbel erzeugt einen prompten Wohlfühleffekt. Backbords steht ein Speisetisch für acht Personen bereit. Die gegenüber gelegene U-förmige Sofalandschaft mit extratiefen Sitzflächen dient als gesellige Versammlungslounge.

Nur wenige Schritte davor befindet sich ein Studio, das sich bei Bedarf in ein Bordkino verwandelt. Das integrierte und über einen AMX-Controller gesteuerte Entertainmentsystem lässt kaum Unterhaltungswünsche offen. Auf der Backbordseite und direkt hinter der TV-Wand verbirgt sich die VIP-Kabine, hier schlafen die Kinder in Elternnähe. Der Studiobereich mit angrenzender Suite dient als fließende Trennung zwischen dem Salon und dem vorn im Bug unter­gebrachten Eignerbereich. „Diese Layoutvariante hat sich bewährt“, erzählt Marco Alberti. „So erreichen wir eine maximale Trennung der Crew von VIP- und Eignerkabine.“

Vereinbarkeit von zwei Welten

Die SW 105 gehört, genau wie die SW 96 und die erst letztes Jahr vorgestellte SW-RP 90, zur jüngsten Genera­tion von Southern-Wind-Yachten. Leicht, schnell, robust und gleichermaßen für Regatten und Weltreisen mit der Familie geeignet, ein Spagat, der selbstverständ­lich auch die Yachtkonstrukteure vor große Herausforderungen stellt. „Unser Ziel war es, einen für die Werft typischen Cruiser-Racer mit expliziten Racing-Genen zu entwerfen und bei diesem Spagat den Komfort an Bord und die Ästhetik der Exteriorlinien nicht zu vernachlässigen“, erläutert der Chef von Farr Yacht Design, Jim Schmicker. Die US-Yachtdesigner arbeiten schon seit vielen Jahren eng mit der von Willy Persico gegründeten Werft zusammen und kennen sich mit den bestehenden Yachtlinien bestens aus.

Das Ergebnis lässt sich sehen und fügt sich harmonisch in das vorhandene Southern-Wind-Portfolio ein. Die Farr-Designer verpassten der 34,59 Meter langen SW 105 breite und gleitfreudige Achterschiffslinien und einen offenen Spiegel. Sie garnierten das Designpaket auf Eignerwunsch mit einem hydraulischen Teleskopkiel und einer Doppelruderanlage. „Die Entscheidung fiel für einen Teleskopkiel für flexiblen Tiefgang und größtmögliche Amwind-Performance und Stabilität, ohne Salonfläche opfern zu müssen“, so Schmicker.

Geräumige Tendergarage

Achterlich vom Salon führen wenige Stufen in den Gästetrakt, der aus zwei gegenüberliegenden Doppelkabinen besteht. Dahinter schließt sich der Crewbereich für eine bis zu sechsköpfige Mannschaft an. Auch hier wagten die Yachtbauer aus Kapstadt in Absprache mit dem Eigner keine Experimente. Im Zentrum des Crewquartiers und direkt neben der Galley ist die kompakte Messe untergebracht, hier finden auf einer Bank und drei Hockern fünf Personen einen Sitzplatz. Hinter der Messe und direkt vor dem Niedergang ins Arbeitscockpit mit Doppelruder studiert der Kapitän die Kurse am Navi-Monitor. Unter dem Arbeitscockpit lagert die für diese Yachtlänge groß ausgefallene Tender- und Toy-Auswahl. Die Crew lässt sie über ein modernes Launchsystem zu Wasser.

Besonders viel Zeit investierten die Farr-Konstrukteure gemeinsam mit Nauta Design in die technische Optimierung des Deckslayouts. So wurden die Genua-Schoten aufwendig unter Deck verlegt und laufen auf Höhe der Winschen im Arbeitscockpit wieder frei. Eine kaptive Winsch nimmt, wie bei Formaten dieser Größenordnung üblich, die Großschot auf. So lässt sich das Großsegel herrlich einfach per Knopfdruck trimmen. Für das Handling der Stagsegel-, Genua- und Gennaker-Schoten auch mit kleiner Crew stehen vier leistungsstarke elektrische Harken-Winschen im Arbeitscockpit bereit.

Das Essen kommt per Aufzug

Die Southern Wind 105 ergänzt ihr sportliches Gewand mit einem Höchstmaß an Cruising-Komfort. Dieser lässt sich besonders im Gästecockpit ausmachen. Um zwei Tische herum verteilen sich bequem bis zu zehn Gäste zum Al-fresco-Dinner, die kühlen Getränke lagern in unmittelbarer Nähe in Kühlschränken.

Und die Snacks? Die transportiert ein Dumbwaiter-Lift direkt aus der Galley auch zu den mitreisenden Sonnenanbetern, die sich auf den mit großen Polstern bestückten Liegewiesen vor dem achterlichen Niedergang rekeln. Den für die Yachten aus Südafrika üblichen 7000-Seemeilen-Überführungstörn ins Mittelmeer absolvierte die Performance-Slup mit Bravour, sodass einem sportlich-entspannten Sommer im Mittelmeer nichts mehr im Wege steht.

Nach der knapp vierwöchigen Überführung zeigte sich Kapitän Loic Fabre zutiefst beeindruckt von der Segelleistung seiner neuen Arbeitsstätte. „Bei Gibraltar erwischte uns ein Tiefdruckgebiet mit sechs Meter hohen Wellen und Windgeschwindigkeiten um die 50 Knoten. Wir segelten raumschots mit zwei Reffs im Groß plus Stagsegel und surften die Wellen regelrecht ab. Einmal zeigte unsere Logge 32 Knoten an! Ein Wahnsinnsgefühl!“

Technische Daten der SW 105

  • Länge über alles: 34,59 m
  • Länge Wasserlinie: 29,44 m
  • Breite: 7,31 m
  • Tiefgang: 3,65–5,60 m
  • Verdrängung (leer): 69,5 t
  • Material: GFK, Carbon-Sandwich
  • Rigg: Southern Spars
  • Segel: North Sails 3Di
  • Segelfläche (am Wind): 557 qm
  • Motor: 1x Cummins QSB 6,7
  • Motorleistung: 1x 227 kW
  • Kraftstoff: 4.790 l
  • Wasser: 3.200 l
  • Bordelektronik: B&G, Sailor
  • Konstruktion: Farr Yacht Design
  • Styling: Nauta Design
  • Interiordesign: Nauta Design
  • Klassifikation: RINA Charter Class
  • Werft: Southern Wind, 2017
Große Garage: Im Heck parken Tender und Toys. Davor schläft die Crew. Gleich hinter dem Salon wohnen vier Gäste, davor VIPs und Eigner | Zeichnung: WerftGroße Garage: Im Heck parken Tender und Toys. Davor schläft die Crew. Gleich hinter dem Salon wohnen vier Gäste, davor VIPs und Eigner | Zeichnung: Werft

Dieser Artikel erschien erstmals in der BOOTE Exclusiv-Ausgabe 4/2018 und wurde für diese Online-Version aktualisiert.


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