Saffier Se 33 LifeSportlicher Weekender für den Segelspaß zwischendurch

Alexander Worms

 · 19.09.2023

95 Quadratmeter Gennaker sorgen mit gut 4 Beaufort für puren Spaß bei voller Kontrolle
Foto: YACHT/N. Günter
Mehr attraktives Spaßgerät als komfortables Wohnmobil: Die komplett neu entwickelte Saffier Se 33 Life aus Holland will ein sportlicher Weekender für aktive Segler sein. Was sie wirklich ist, klärt der Test

Zuerst knistert es, wie beim Geschenke-Auspacken an Weihnachten. Das Geräusch ist wohlbekannt und kommt gleichsam mit freudiger Erwartung und einer gewissen Anspannung im Gepäck. Etwas anluven, dann folgt dieses dumpfe „Wumpf“. Ein Ruck. Dann Druck. Beschleunigung.

Das Heck hebt sich auf einer Welle, auf dem Wasser sieht man eine Bö anrauschen, anpowern, noch mehr Druck, noch mehr Beschleunigung, noch mehr Speed, das Gurgeln von hinten wird zum Surren. Die Mischung aus Freude und Anspannung weicht einem zunächst unbestimmten Ziehen im Unterbauch. Geht das gut oder in die Sonne?

Dann der Blick auf den Speedo: 14 Knoten. Ja, läuft, die Fuhre gleitet. Sogleich wird es ruhig an Bord. Keine Hektik. Die Anspannung weicht purem Segelspaß. Der Steuermann hält das Schiff in Händen, jede kleinste Bewegung wird sofort mit einer Kursänderung quittiert. Böen werden aktiv gefahren, Wellen auch. Trifft beides aufeinander, gibt es Expresszuschlag. Gleiten unter Gennaker. Sollte man mal gemacht haben. Ist gut.

Um diesen höchst erfreulichen Zustand zu erreichen, bedarf es des Zusammenspiels einiger Umstände: Ein Revier mit genügend Raum, den richtigen Wind – nicht zu viel und sicher nicht zu wenig –, der entsprechenden Welle, gern etwas Sonne. Diese Bedingungen fanden sich am Testtag vor IJmuiden. Eine alte Welle aus Südwest, Wind aus der gleichen Richtung um die 15 Knoten und die ganze Nordseeküste der Niederlande als Spielplatz für den flinken Weekender.

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Konkurrenz der Saffier Se 33 Life

Ach ja: Der richtige Untersatz ist natürlich besonders essenziell für Ausritte der oben beschriebenen Art. Die Saffier Se 33 Life ist solch ein Spaßwerkzeug. Das kann man an dieser Stelle sagen, ohne viel vorwegzunehmen. Denn wer die Marke und die Macher dahinter kennt, weiß, dass bei Dennis und Dean Hennevanger bislang keine Schiffe aus der Halle rollten, die nicht gut segeln. Da würde es schon sehr verwundern, wäre es ausgerechnet bei der neuen 33 anders.

Die Saffier Se 33 Life ist ein Weekender

Denn die kommt in einer spannenden Zeit. Die Marke Saffier bewegte sich bislang in einer Nische – Daysailer. Diese Nische aber wird größer, wie auch die Schiffe selbst. Ein 37-Fuß-Daysailer? Vor wenigen Jahren noch ein Hirngespinst für Superreiche. Heute so bei Saffier im Angebot.

Weniger Zeit für das eine Hobby, dafür immer mehr verschiedene Freizeitbeschäftigungen: Das bedeutet für Segelboote, dass sie eher mal eben zwischendurch genutzt werden statt in der absoluten Art und Weise, mit der viele auf dem Wasser groß geworden sind. Der kleine Segelspaß für den Feierabend, die Familienausfahrt am Wochen­ende. Das alles meist eher kurz, und ebenso oft ohne Übernachtung auf dem Schiff.

Dazu muss das Boot einfach zu bedienen und sehr zugänglich sein. Dass diese Art der Segelei immer gefragter wird, beweisen nicht nur die derzeitigen Verkaufszahlen von Saffier, sondern auch, dass immer neue Typen in diesen Markt stoßen – insbesondere in die Kategorie leicht über dem reinen Daysailer, Weekender nennt sich das. Da kann man auch mal drauf übernachten und einen Kaffee kochen, wenn es denn sein muss und der Abend besonders schön war. Zudem gibt es eine Heizung und ein WC und fließendes Wasser.

Auch die Jachtwerf Heeg hat den Trend erkannt und bietet künftig die Pointer 30 an. Größter Wettbewerber für die neueste Saffier, neben den Yachten von Tofinou, ist aber sicherlich die Sunbeam 32.1. Die ist zwar deutlich extravaganter, bedient aber letztlich den gleichen Markt wie die eleganter anmutende Holländerin.

Voraussetzung bei der Saffier Se 33 Life: gut segeln

Die zeigt beim Test nicht nur unter großem Tuch vorn Vorzügliches, sondern auch beim Weg bergauf, also nach Luv. Natürlich hat man bei Hennevangers nicht gekleckert, sondern eher geklotzt. Das heißt: 2,10 Meter tiefer Kiel (1,70 und 1,45 Meter als Option), Carbonmast mit Rodrigg und nach achtern gewölbten Salingen (Preis auf Anfrage) sowie ebenso feinen Segeln von Elvstrøm, auch als Extra. Auch logisch: Das bringt eine sehr gute Am-Wind-Performance.

Bei den rund 15 Knoten Wind waren bei einem Winkel zum wahren (!!!) Wind von 30 Grad rund 6,5 Knoten drin. Fällt man nur wenige Grad ab, sind es gleich 7. Muss es etwas höher sein, sind immer noch 6,3 Seemeilen in der Stunde drin. Die Zahlen sind durch leichte Strömung im Vorhafen von IJmuiden natürlich mit Vorsicht zu genießen, wenngleich die Messungen mehrfach wiederholt wurden.

Ob nun mithilfe der Strömung oder nicht, die Saffier segelt sehr hoch am Wind. Sie bleibt dabei – typisch für die sportlichere SE-Linie der Werft – sehr neutral auf dem Ruder. Und das auch dann noch, wenn die Krängung schon sehr kräftig ist. Das ist einerseits angenehm, weil es das Steuern physisch erleichtert, andererseits muss der Steuermann jederzeit voll konzentriert bleiben, will er das Schiff möglichst optimal an der Windkante halten. Das Gute dabei: Je mehr man mit dem Schiff segelt, desto mehr gewöhnt man sich daran, lernt, interagiert mit ihm. Dann wird es auch mental weniger anstrengend.

Fast entspanntes Segeln auf der Saffier Se 33 Life

Was anstrengend bleibt, ist, eine bequeme Sitzposition zu finden. Hinter dem Steuer auf dem Süll sitzt es sich zwar recht gemütlich, leider jedoch fehlt es an Halt, wenn die Krängung zunimmt. Der Teak-Block auf dem Boden reicht kaum aus, um eine sichere Abstützung zu gewährleisten. Ein nach außen geneigtes Süll könnte hier helfen. Oder irgendein Klappmechanismus mit Bügel oder im Boden hinter den Steuerrädern. Steuern aus Lee geht auch. Dort kann man auf dem Achterdeck sitzen und sich an die Rückenlehnen, genannt Gentlemen’s seats (Aufpreis) stützen. Das ist zwar bequem, nur sieht man dann überhaupt nicht mehr, was in Luv geschieht. Auf engeren Revieren fraglos keine Option.

Ansonsten ist die Bedienung ohne Einschränkung entspannt. Dank der zwei optionalen E-Re­wind-Winschen (Extra), die sich von beiden Seiten aus bedienen lassen, trimmt der Steuermann die Segel bequem per Knopfdruck – Vorsegel auf der einen, Großschot auf der anderen Winsch. Welcher Knopf dabei was tut, erschließt sich recht schnell. Das Achterstag und der Traveller sind direkt neben den Steuermann umgelenkt. So lässt sich durch kräftigen Zug am Achterstag eine Bö entschärfen oder mit dem Traveller schnell Druck ins Segel ziehen. Das funktioniert tadellos.

Übrigens: Wenn der Rudergänger gerade an Steuerbord arbeitet, ist auch der optionale zweite Kühlschrank im Cockpit zugänglich; die Werft findet, auf 33 Fuß ist der Weg in die Kajüte mitunter einfach zu weit. Einverstanden. Der Lounge-Bereich vor den Rädern ist sehr bequem. Ein Cockpittisch (ein Extra) hilft beim Picknick auf dem Wasser und bietet Platz für das Proseccoglas. Praktisch.

Wochenend-Wohnen auf der Saffier Se 33 Life

Unter Deck zeigt sich, warum die Saffier unter Segeln so wahnsinnig viel Spaß macht. Ein Daysailer beziehungsweise Weekender muss schlicht weniger Kompromisse eingehen. Eine große Nasszelle? Stehhöhe? Eine ausgewachsene Pantry? All das erwartet hier niemand. Somit kann sich die Saffier Se 33 Life auf die für ein Segelboot üblichen Kernkompetenzen konzentrieren, was ja bestens gelingt. Dennoch bietet sie unter Deck mehr als nur das Allernötigste.

Vier Leute können dort schlafen in der Version Family. Dann gibt es zwei Kojen im Salon und eine riesige Liegewiese (2,80 x 1,40 Meter) im Vorschiff. Wird die auf 2,14 Meter Länge verkürzt, ist der Weg frei zum Pump-WC darunter. Das ist zwar zum Salon hin mit einem Sichtschutz versehen, leider aber nicht zur Koje, in der der Rest der Sippe nächtigt; bei Familien scheint Privatsphäre eine weniger große Rolle zu spielen als bei Paaren. Denn in der Version Couple gibt es einen separaten WC-Raum. Wenn die Liebe noch jung ist, darf es ruhig etwas geheimnisvoller zugehen an Bord. Nun gut, es handelt sich wie gesagt um einen Weekender und nicht um eine Fahrtenyacht. Stichwort Kompromisse.

Die Verarbeitung unter Deck ist hochwertig, die Oberflächen sind stimmig. Stauraum gibt es genug, und auch die Pantry mit Induk­tionsplatte ist durchaus für eine Nudelmahlzeit ausreichend. Gegenüber befindet sich die Kaffeebar (Aufpreis). Sie kommt der Idee der Saffier sehr entgegen: nachmittags ein warmes Getränk und morgens zum Frühstück ebenso. Und mal ehrlich: Bei einem Wochenendtrip auf solch einem Schiff ist auch ein Abendessen im Restaurant drin. Kochen und nachher abwaschen? Nein danke!

Das Raumgefühl ist gut, da die Saffier dank Carbonverstärkungen im Deck ohne Schotten auskommt. In der Kajüte verbirgt sich somit immer noch mehr, als man beim Blick von außen erwartet. Die Ansprüche an einen Weekender werden voll erfüllt.

Der Platzhirsch

Die Saffier ist der Inbegriff des Daysailers: solide gebaut, bestens segelnd und mit vielen erfreulichen Details. Dabei sieht sie gut aus, ohne angestrengt neuartig zu wirken. Kein Wunder, dass bereits 35 Stück verkauft waren, noch bevor die Baunummer 1 schwamm. Die Version mit Dieselmotor kostet ab 213.010 Euro, mit E-Antrieb sind es knapp 24.400 Euro mehr. Dafür aber bekommt man exquisiten Wochenendspaß.

Die Messwerte zum Test der Saffier Se 33 Life

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Die Saffier Se 33 Life im Detail

Die Saffier wird achtern kaum schmaler, das ist gut zum Gleiten. Bei 1,45 Meter Tiefgang hat sie doppelte Ruderblätter | Zeichnung: YACHT/N. CampeDie Saffier wird achtern kaum schmaler, das ist gut zum Gleiten. Bei 1,45 Meter Tiefgang hat sie doppelte Ruderblätter | Zeichnung: YACHT/N. Campe

Technische Daten der Saffier Se 33 Life

  • Konstrukteur: Dean Hennevanger
  • CE-Entwurfskategorie: B (m. Reling)
  • Rumpflänge: 9,75 m
  • Breite: 2,85 m
  • Tiefgang/altern.: 2,10/1,70, 1,45 m
  • Gewicht: 2,85 t
  • Ballast/-anteil: 1,2 t/44 %
  • Großsegel: 33,0 m²
  • Selbstwendefock: 23,5 m²
  • Maschine (Yanmar): 10 kW/14 PS

Rumpf- und Decks­bauweise

Iso-Harze über 15 Millimeter Schaumkern in Vakuuminjektion. Im Kielbereich Massivlaminat. Carbon-Verstärkungen

Preis und Ausstattung

  • Grundpreis ab Werft: 213.010 Euro brutto, inkl. MWSt.
  • Preis mit 6-kW-Torqeedo Elektro-Podmotor: 237.400 Euro brutto
  • Garantie/gegen Osmose: 2/2 Jahre

Stand 9/2023, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!

Werft und Händler

YACHT-Bewertung

Schnell segelnder, gut gebauter Weekender für den Segelspaß zwischendurch. Wenn an Bord übernachtet werden soll, dann geht auch das. Die Idee ist konsequent umgesetzt und daher schlüssig. Optisch gelungen

Konstruktion und Konzept

  • + Klare Umsetzung als Weekender
  • + Großes Cockpit
  • +/- Sehr neutral auf dem Ruder

Segelleistung und Trimm

  • + Ausgezeichnete Segeleigenschaften
  • + Auf den Punkt trimmbar

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Komfortable Kojenmaße
  • - Ecke am Niedergang
  • - Privatsphäre Family-Version

Ausrüstung und Technik

  • + E-Antrieb möglich
  • + Sehr gute Beschläge
  • - Vieles aufpreispflichtig

Dieser Artikel erschien erstmals in YACHT 24/2021 und wurde für diese Online-Version aktualisiert.


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