Saffier Se 24 LiteGiftgrüner Daysailer aus Holland im Test

Michael Good

 · 17.05.2023

Stimmig, auch für das Auge: Insbesondere der negative Steven prägt die Optik. Typisch Saffier sind der kurze Aufbau und das große Cockpit
Foto: YACHT/B. Kolthof

Mit einem neuen, kleinen Boot führen die Holländer von Saffier Yachts ihr bewährtes Daysailer-Konzept an das untere Ende der Machbarkeit. Die Saffier Se 24 Lite im YACHT-Exklusivtest auf der Nordsee

In diesem Test:


Die Nordsee vor IJmuiden in den Niederlanden entspricht nicht dem Revier, das man am liebsten mit einem kleinen, smarten Daysailer besegeln möchte. Anstelle von glasklarem Wasser, einer lieblichen Brise und einer charmanten Umgebung gibt es hier Strom ohne Ende, oftmals Sturm, braunes Wasser mit einer hohen Welle. Und an Land – optisch wenig reizvoll – steht eines der größten Stahlwerke Europas, dessen Schlote stinkende Rauchschwaden auf die See hinausblasen. Kein Ort für einen genussvollen Segelausflug, insbesondere nicht im Vorfeld einer herannahenden Wetterfront, welche am diesem Tag obendrein schon mal ein paar Regenschauer vorausschickt.

Doch der Testschlag mit der neuen Saffier Se 24 Lite entschädigt für all diese Unannehmlichkeiten. Bei zwischen 12 und maximal 15 Knoten Wind (4 Beaufort) spielt der attraktive Seezwerg im YACHT-Test sein ganzes Können aus. Mit dem negativen Bugsteven im Stil eines Wavepiercer-Designs arbeitet sich der nur sieben Meter lange Sportboot/Daysailer-Hybrid durch die kurzen und steilen Nordseewellen. Hart am Wind kommt die Logge dabei lässig auf 5,5 Knoten, und das auf einem Winkel von bisweilen weniger als 40 Grad zur wahren Windrichtung. Wie der YACHT-Test zeigt: Die kleine Saffier ist ein richtig guter Kreuzer, segelt steif am Wind und läuft zudem eine prima Höhe.

Das Boot am Wind zu steuern macht eine Menge Freude. Das Gefühl an der Pinne erinnert ans Jollensegeln

Stärken zeigt das Boot auch auf Kursen raumschots. Mit dem knapp 50 Quadratmeter großen Topp-Gennaker lässt sich die Kleine mühelos nach Druck steuern und reagiert auf die Steuerimpulse mit der Pinne schnell wie eine Jolle. In den Böen kommt dann auch mal der Bug hoch und das Boot ins Gleiten. Knapp neun Knoten Speed sind mit etwas Wellenunterstützung bei den nur mäßigen Windbedingungen möglich.

Angesichts der für ein Schiff dieser Größe sehr guten Leistungsdaten, dürfen folgende zwei Sachverhalte nicht unerwähnt bleiben. Das Testboot, die grüne Baunummer 1, die schon viel beachtet als Weltpremiere auf der boot in Düsseldorf gestanden hat, ist mit einem Kohlefasermast und Wanten aus PBO ausgestattet. Vor allem das stehende Gut aus textilen Hochleistungsfasern erleichtert das komplette Rigg um etwa die Hälfte des Standard-Gewichts mit dem Alumast und Drahtwanten. Natürlich hat dies einen positiven Einfluss auf das Segelverhalten, speziell in den kurzen Wellen. Und das Segel-Upgrade mit laminierter Ware von Elvstrøm hilft überdies.

Wie als Kompensation dazu ist das Testschiff etwa 150 Kilogramm schwerer geworden als zunächst kalkuliert. Dies weil zusätzliche Rumpfversteifungen nachträglich eingebaut werden mussten. Im Bereich der Fase zwischen Rumpf und Deck hatte die zunächst nur monolithisch laminierte GFK-Konstruktion nicht die gewünschte Steifigkeit erzielt und musste mit einem Schaumkern nachlaminiert werden. In der Serie werden nun alle Rümpfe und auch die Decks der 24er als GFK-Sandwichkonstruktionen mit Vakuum-Infusion aufgebaut.

Grüne Saffier mit E-Antrieb für mehr Nachhaltigkeit

Mit der knallig grünen Farbgebung der Baunummer 1 will Saffier Yachts natürlich erst mal eins: auffallen. Andererseits soll damit aber auch das Thema der ökologischen Nachhaltigkeit in den Vordergrund gerückt werden. Zur Motorisierung ist nämlich nur noch ein elektrischer Antrieb von Torqeedo vorgesehen. Bei Marschfahrt und mit vollständig geladenen Batterien ist damit eine Reichweite von knapp fünf Stunden Fahrt bei reduzierter Geschwindigkeit möglich.

Zum Wiederaufladen des Akkus sind auf dem Vordeck Solarpaneele ins Deck integriert. Damit kann der leere Stromspeicher innerhalb von vier bis fünf Tagen wieder mit voller Kapazität zur Verfügung stehen, je nach Sonnenscheindauer. Somit ist das ganze System in einem gewissen Maß vom Landstrom unabhängig, etwa wenn das Boot an einer Boje liegt oder auf dem Trailer an Land steht. In der Grundausstattung ab Werft ist allerdings noch keine Motorisierung vorgesehen. Das Paket mit E-Pod-Antrieb und Akku von Torqeedo sowie Solarpaneelen kostet knapp 12.000 Euro brutto zusätzlich zum Basispreis.

Saffier Se 24 Lite: Das einfache Handling steht im Mittelpunkt

Von flexiblen Rumpfanhängen wie Hub- oder Schwenkkielen halten die Holländer von Saffier Yachts aus Überzeugung nichts. Bewegliche Teile, so ihre Argumente, sind generell wartungsintensiv, anfällig für Defekte und komplex in der Konstruktion. Dafür stehen für die Se 24 Lite nicht weniger als drei Festkielvarianten mit unterschiedlichen Tiefgängen (1,00 m/1,30 m/ 1,44 m) zur Auswahl. Je nachdem werden die Ballastanteile, die Kielprofile sowie die Länge und die Form der Ruderblätter angepasst. Dennoch, gerade für den Einsatz als Trailer- oder Wanderboot auf Binnenrevieren oder zum Slippen über die Rampe wären flexible Kiel- und Rudersysteme bei der Saffier Se 24 Lite zumindest als Variante durchaus wünschenswert.

Die 24er ist das erste Schiff von Saffier Yachts ohne Achterstag. Stattdessen ist das schlanke Großsegel im Topp weit ausgestellt (Squarehead), was in erster Linie gut aussieht, aber auch ein Plus an Leistung liefert, gerade bei leichten Winden. Bei mehr Brise muss die Funktion des fehlenden Achterstags über den langen Traveller auf dem Achterdeck sowie von der Großschot kompensiert werden. Für einen akkuraten Großsegeltrimm wäre aber eine Feinverstellung auf der Schot ab Werft schön. Eine solche würde sich bei Bedarf mit sehr wenig Aufwand leicht nachrüsten lassen.

Das Riggkonzept sieht im Standard die Selbstwendefock vor. Diese macht das Boot ultimativ einhandtauglich. Die Variante dazu ist die kurz überlappende Genua (110 Prozent) mit 3D-Holepunkten. Ihre Schoten werden mit kurzen Wegen über das Kajütdach gefahren und bleiben dort dank Pinnensteuerung und Verlängerung ebenso wie die Schot der Selbstwendefock auch für den Steuermann noch gut greifbar. Die Mannschaft sitzt beim Segeln auf den Duchten bequem und sicher oder mit dem Gesäß auf der hohen Kante sportlicher.

Für einen 24-Fußer ist das Platzangebot der kleinen Saffier innen riesig

Das einfache Rigg mit einer Saling kommt sowohl in der Standard-Ausführung aus Aluminium als auch in der Kohlefaser-Variante vom Hersteller Neut Mast in den Niederlanden. Es steht an Deck auf einem klappbaren Mastfuß und kann so ganz einfach von Hand gestellt und gelegt werden. Der 1,10 Meter lange Bugspriet ist aus Aluminium gefertigt und vorn fest am Bug angebolzt. Für den Transport auf dem Trailer lässt er sich auch ganz entfernen.

Was den Ausbau betrifft, ist das Wesentliche schnell erzählt: Im Vorschiff und auf den Sofakojen, die seitlich bis weit ins Achterschiff gebaut sind, können bis zu vier Personen relativ komfortabel übernachten. Unten ist es dank Rumpffenstern angenehm hell und der Ausbau mit Innenschalen insgesamt hübsch und sogar wohnlich gestaltet. Sitzen kann man innen aufgrund der knappen Höhe dennoch nicht. Es gibt offene Stauräume unter den Sitzbänken seitlich sowie unter dem Vorschiff. Wer gern einmal länger auf dem Boot wohnen möchte, muss aber zwangsläufig aus der Tasche leben und für den Bedarfsfall eine portable Toilette mitnehmen.

Die Saffier Se 24 Lite ist ein durchdachter Allrounder – aber keinesfalls günstig

In der einfachen Basisversion kostet die Saffier Se 24 Lite 83.180 Euro brutto, inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer. Im Vergleich zur möglichen Konkurrenz erscheint der Preis selbstbewusst, erklärt sich aber auch mit der gut gebauten und soliden Konstruktion sowie der recht hochwertigen Grundausstattung. Die Segel und der Motor sind in diesem Paket übrigens noch nicht enthalten, was bei Booten dieser Größe und Ausrichtung durchaus üblich ist.

Die Chefs von Saffier Yachts, die Gebrüder Hennevanger, haben mit der Se 24 Lite insgesamt ein spannendes, durchdachtes Boot gebaut, mit dem sich viel anstellen lässt. Regattasegler kommen damit genauso auf ihre Kosten wie Genießer, die das Schiff nur für den kurzen Segelspaß zwischendurch nutzen möchten.


Messwerte Saffier Se 24 Lite


Die Saffier Se 24 Lite im Detail

Kraftvoller Segelplan: Hohe und schlanke Amwind-Segel sowie ein großer Topp-Gennaker sorgen für viel Segel-PS
Kraftvoller Segelplan: Hohe und schlanke Amwind-Segel sowie ein großer Topp-Gennaker sorgen für viel Segel-PS

Technische Daten

  • CE-Entwurfskategorie: D
  • Rumpflänge: 7,10 m
  • Gesamtlänge: 8,00 m
  • Wasserlinienlänge: 6,55 m
  • Breite: 2,40 m
  • Tiefg./alternativ: 1,44/1,00/1,30 m
  • Masthöhe über WL: 10,50 m
  • Theor. Rumpfgeschwindigk.: 6,2 kn
  • Gewicht: 1,05 t
  • Ballast/-anteil: 450 kg/37 %
  • Großsegel: 20,0 m²
  • Selbstwendefock: 11,0 m²
  • Genua (110 %): 12,5 m²
  • Gennaker: 48,0 m²
  • Maschine (E-Torqeedo): 3,5 kW
  • Batterie (E-Torqeedo): 3.500 Wh

Rumpf- u. Decks­bauweise

  • GFK-Sandwich mit Schaumkern
  • gebaut im Vakuum-Infusionsverfahren
  • Volllaminat am Kiel und im Bereich der Ruderwelle

Rigg und Segel

  • Standard ist das Aluminium-Rigg vom holländischen Hersteller Neut Mast
  • Das Boot wird mit Selbstwendefock oder einer kurz überlappenden Genua ausgestattet

Motorisierung

  • Im Grundpreis ohne Antrieb
  • Optional: Torqeedo Pod 3.0 Cruise mit 1.530 Watt Vortriebsleistung. Torqeedo 24-3500 Lithiumbatterie (3.680 Wh). Aufpreis 11.900 Euro

Kielvarianten

Bleikiele in L-Form in drei Varianten (Tiefgang):

  • 1,30 m (Standard)
  • 1,00 m
  • 1,44 m

Komfort

  • Bis zu vier Personen schlafen unter Deck ordentlich
  • viel für ein Boot dieser Größe
  • jedoch keine Sitzhöhe unter Deck

Ausstattung und Preise*

  • Grundpreis ab Werft 83.180 €
  • Preis segelfertig: 102.825 €
  • Garantie/gegen Osmose: 2/2 Jahre

* wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!

Werft und Vertrieb

  • Saffier Maritiem B. V.
  • 1976 BS IJmuiden (Niederlande)
  • saffieryachts.com
  • Vertrieb: Händlernetz

YACHT-Bewertung Saffier Se 24 Lite

Die Saffier Se 24 Lite leistet am Wind viel und gefällt aktiven Seglern mit fast schon jollenartigen Eigenschaften. Das Konzept bleibt aber denkbar einfach. Innen kann man mit Einschränkungen gut wohnen

Konstruktion und Konzept

  • + Solide Bauausführung
  • + Großes Cockpit
  • + Hohe Markenidentität
  • - Keine Option auf Hubkiel

Segelleistung und Trimm

  • + Segelt steif und läuft gute Höhe
  • + Sehr feinfühlige Steuerung
  • - Feinverstellung Großschot fehlt

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Kojen für bis zu vier Personen
  • + Qualitativ gut ausgebaut
  • - Keine Sitzhöhe unter Deck

Ausrüstung und Technik

  • + Drei Tiefgangsvarianten
  • + Klappbarer Mast

Die Konkurrenz im Test: