Michael Good
· 30.01.2023
Elan Yachts stellt das Tourenprogramm um. Den Auftakt macht die Elan Impression 43, die konsequent auf viel Wohnraum und hohen Komfort zielt und sich um Neuerungen bemüht. Der YACHT-Test
Modellpflege statt Neuentwicklung. Mit dieser derzeit weit verbreiteten Vorgehensweise hat Elan Yachts in den zurückliegenden Jahren insbesondere die Tourenlinie Impression aktuell gehalten. Die Yachtbauer in Slowenien hatten zuvor die Typen um 40 und 45 Fuß Rumpflänge einem umfassenden Upgrade unterzogen – und dies bereits zum wiederholten Mal.
Die Impression 45.1 etwa kam 2019 als mittlerweile vierte Komplettüberarbeitung auf den Markt, auf der Basis der Impression 434 aus dem Jahr 2004. Elans langjähriger Dauerbrenner schaffte es 2020 mit der jüngsten Neuauflage sogar nochmals zur Nominierung als Europas Yacht des Jahres. Damit hat die Werft einmal mehr eindrücklich vorgeführt, dass mit sanften, aber äußerst konsequent geplanten Reformen auch betagtere Konstruktionen zeitgemäß und marktrelevant gehalten werden können.
Nun aber folgt doch die Abkehr von der bisherigen Strategie. Die Werft will jetzt auch die Fahrtenlinie schrittweise komplett neu aufbauen und macht den Anfang mit der Elan Impression 43. Damit schickt Elan die beiden Modelle 40.1 und 45.1 in den Ruhestand, behält aber das Flaggschiff, die Impression 50.1, noch im Angebot. Das erste Boot vom neuen Typ Elan Impression 43 ist fertig gebaut und wurde als Weltpremiere auf der Messe boot in Düsseldorf ausgestellt. Vorab hatte die YACHT die Gelegenheit für einen Besuch an Bord und einen Test in Slowenien.
Die Baupläne kommen wieder von Elans Hauskonstrukteur Humphreys Yacht Design aus England. Neu ist die Zusammenarbeit mit den Gestaltern aus dem namhaften Studio Pininfarina in Italien, die für das generelle Styling verantwortlich zeichnen. Der Entwurf der neuen Elan Impression 43 zeigt einen äußerst fülligen Rumpf mit korpulenter Front, hohem Freibord und einem ausgeprägten Kielsprung. Im Vergleich zum Vorgängermodell 45.1 ist das Schiff zwar etwas kürzer, aber dennoch breiter. Die Streckung ist im Verhältnis geringer. Auch das Heck fällt ausladender aus, wie das bei modernen Konstruktionen heute üblich ist. Das bedeutet aber auch, dass die Elan Impression 43 doppelte Ruderblätter benötigt.
Achtern ist der Rumpf mit weichen Kimmkanten abgesetzt. Damit ist die Wasserlinie in neutraler Schwimmlage weit eingezogen und zudem kurz, was die benetzte Oberfläche klein macht und das Leistungspotenzial bei weniger Wind theoretisch steigert. Auf die guten Segeleigenschaften wurde vonseiten der Konstrukteure offenbar ein ebenso großer Schwerpunkt gelegt wie auf maximal viel Wohnraum unter Deck.
Das Boot ist kompromisslos fürs Tourensegeln ausgelegt. Dennoch kommen die Segeleigenschaften nicht zu kurz
Und ein weiteres Merkmal prägt die Optik der neuen Ealan Impression 43 besonders: Die großen Rumpffenster liegen nicht auf einer Linie, die Fenster im Vorschiff sind nach oben abgesetzt. Das sieht auf den ersten Blick etwas befremdlich aus. Die Antwort der Werft: Damit soll die Privatsphäre in der Eignerkabine bewahrt werden. Würden die Fenster alle auf einer Linie eingebaut, würde man zwar liegend aus der Vorschiffkoje nach draußen sehen können, aber eben auch Blicke auf das Bett erlauben.
Was die Gestaltung an Deck betrifft, übernimmt die neue 43 die bewährte DNA der Impression-Reihe. Dazu gehört das schöne, große Panoramafenster im Dach genauso wie der gestreckte Kajütaufbau, der beim frischen Schiff mit einer kantigeren Architektur und lang gezogenen Rumpffenstern weniger wuchtig daherkommt als beim Vorgängermodell.
Das Cockpit ist sehr großzügig gestaltet, mit zwei weit auseinanderliegenden Sitzgruppen in L-Form und zwei getrennten Tischen mit jeweils zwei klappbaren Flügeln. Die beiden Tische stehen nicht nur sehr solide und eignen sich damit hervorragend zum Festhalten und Abstützen bei Krängung, sondern sie gewähren zudem einen uneingeschränkten Durchgang im Cockpit. Und: Die äußeren Flügel lassen sich absenken und vergrößern damit die Duchten zu gemütlichen Sonnenliegen. Diese Art von Cockpitgestaltung kommt bei Fahrtenschiffen generell immer mehr in Mode, ist allerdings bei Yachten unter 13 Meter Rumpflänge schon eine Exklusivität. Bei der Elan Impression 43 fällt zudem der ungewöhnlich hohe Süllrand auf. Er bietet nicht nur einen willkommenen Schutz, sondern auch einen guten Sitzkomfort, insbesondere wenn man sich ans Kajütschott lehnt.
Für Rigg und Besegelung bleibt auch die neue Elan Impression 43 ihrer Ausrichtung als klares und kompromissloses Fahrtenboot treu. Der Aluminiummast mit zwei Salingen von Hersteller Seldén ist im Vergleich kurz, und mit der Standard-Selbstwendefock bleibt das theoretische Leistungspotenzial bescheiden. Die Segeltragezahl liegt bei einem relativ tiefen Wert von 4,0. Wer sich mehr Segelkraft wünscht, kann das Boot mit einer Genua von 106 Prozent Überlappung und Holepunkten an Deck bekommen. Auch das Testschiff, die Baunummer eins, ist damit ausgestattet.
Mit einer Verdrängung von über elf Tonnen ist die Elan Impression 43 kein Leichtgewicht, mögliche Konkurrenzboote sind zum Teil deutlich leichter. Dennoch und trotz der bescheidenen Segeltragezahl kommt die Slowenin im Test bei zwischen acht und und zehn Knoten Wind schnell und gut in Fahrt. 5,7 Knoten an der Kreuz auf einem Winkel von 45 Grad zum wahren Wind sind durchaus vorzeigbare Werte für ein Boot dieser Ausrichtung. Für die tieferen Kurse steht auf dem Testschiff zwar ein Gennaker zur Verfügung, allerdings passt dessen Schnitt weder auf die Masthöhe noch auf die vorgesehene Führung der Holepunkte. Eine Einordnung des Leistungspotenzials raumschots ist deshalb schwierig.
Die Humphreys-Konstruktion überrascht mit einer hohen Wendigkeit im Manöver und einer sehr guten Beschleunigung danach. Die Steuerung mit den doppelten Ruderblättern scheint bestens abgestimmt zu sein. Das Boot lässt sich mit einem leichten, aber gut spürbaren Ruderdruck am Wind steuern und reagiert schon auf kleine Kurskorrekturen erfreulich direkt.
Das Steuersystem übrigens ist – wie bei allen Booten von Elan Yachts mit zwei Ruderblättern – vollständig redundant ausgeführt. Das heißt: Zwei getrennte Kabelzüge verbinden die Steuerräder mit den Quadranten, die unter Deck wiederum mit einer Schubstange gekoppelt sind. Sollte ein System auf einer Seite wegen Bruch ausfallen, bleibt die Steuerung weiter funktionstüchtig, allerdings nur noch von einer Säule aus. Zudem greift der Autopilot ebenfalls direkt auf den Quadranten an, was zusätzlich für Absicherung im Notfall sorgt.
Die Schot für die Standard-Selbstwendefock läuft innerhalb des Kajütaufbaus zu einer Dachwinsch seitlich vom Niedergang, genauso wie die Großschot mit der einfachen Hahnepotführung sowie alle Fallen und Trimmleinen. In der einfachsten Ausführung ab Werft werden also keine Leinen nach achtern zu den Steuersäulen geführt, womit dem Boot die mögliche Einhandtauglichkeit komplett abgeht. Wünscht sich der Eigner dagegen eine Genua wie auf dem Testschiff, werden die Schoten nach hinten auf zwei zusätzliche und optional erhältliche Winschen vor den Steuersäulen geführt und sind dort auch vom Steuermann erreichbar. Schön wäre es, wenn diese Option auch für die Großschot existieren würde, was aber leider nicht vorgesehen ist.
Stauräume an Deck gibt es reichlich. Die Backskisten unter den Duchten sind geräumig und trotz der doppelten Cockpittische gut zugänglich. Und in der großen und sehr tiefen Segellast in Vorschiff können nicht nur zusätzliche Segel lagern, sondern auch mindestens sechs große Fender sowie alle Festmacher.
Für den Innenausbau wagt Elan Yachts mutige Schritte. Anstelle von Holzpaneelen mit regelmäßiger Maserung verarbeiten die Slowenen beim neuen Schiff sehr unruhige Eichenfurniere mit Ästen und Einschlüssen. Diese Optik ist für Boote ungewöhnlich und dürfte polarisieren. Das Auge muss sich daran gewöhnen, und bestimmt nicht alle werden den Stil mögen. Außerdem sind dort, wo die nervös gemaserten Furnierblätter aneinanderstoßen, die Übergänge sehr gut zu sehen. Das ist dann in Teilen unschön und passt nicht zur ansonsten tadellosen Verarbeitung des Innenausbaus. Eine Alternative mit anderen, regelmäßigeren Furnieren ist als Option nicht vorgesehen.
Wie schon beim Vorgängermodell ist die Pantry auch auf der Elan Impression 43 als langes Element seitlich in den Salon gebaut. Damit gewinnt dieser optisch an Raum und Volumen. Beinahe schon überdimensioniert wirkt die große Sitzgruppe mit dem riesigen Tisch (160 mal 92 Zentimeter). Komfortabel können hier bis zur sechs Leute sitzen und essen. Mit zusätzlichen, sehr schön gefertigten Klappsesseln aus Holz nehmen zwei weitere Personen an der Runde teil.
Die für die Arbeit mit der Seekarte deutlich zu kleine Navigation seitlich am Niedergang gibt es nur auf Wunsch und gegen Aufpreis. Im Standard wird dort ein großer Schrank eingebaut.
Das Vorschiff bietet ebenfalls Varianten: Dort kann das sehr geräumige Wohnangebot der Eignerversion um eine weitere Pullman-Doppelkabine mit Etagenkojen ausgebaut werden. Bei diesem eher für den Chartermarkt ausgelegten Layout wird jedoch die vordere Nasszelle funktional und räumlich deutlich zurückgestuft. Beim Standard-Dreikabiner hingegen sind die beiden Nasszellen vorn und achtern schön groß, praxisgerecht eingeteilt und verfügen jeweils über einen abgetrennten Duschbereich. Vorbildlich ist auch die Anzahl und die Nutzbarkeit der Stauräume. In den Kabinen stehen geräumige Kästen sowie seitliche Ablagen zur Verfügung. Und: Im Salon sowie in der Pantry gibt es seitlich eine ganze Reihe von Oberschränken, allerdings leider ohne Schlingerleisten.
Ebenfalls nicht seegerecht: Festhaltemöglichkeiten fehlen beim Testboot noch im vorderen Salonbereich sowie im Durchgang zum Vorschiff. Dort sucht man bei Krängung und bei unruhigen Bedingungen vergeblich nach Halt. Die Werft hat das Manko aber erkannt und will für die kommenden Serienboote zusätzliche Griffe nachrüsten und die Handläufe an der Decke verlängern.
Rund 333.000 Euro kostet die Elan Impression 43 jetzt zur Markteinführung. Das ist mit Blick auf mögliche Konkurrenzboote nicht gerade günstig, jedoch bezogen auf die gute Verarbeitung, die hochwertige Ausstattung und die robuste Bauweise gleichermaßen auch nicht übermäßig teuer. Mit der Elan Impression 43 hat Elan Yachts ein Boot gebaut, das den Vergleich mit den Produkten der großen und führenden Hersteller in keiner Hinsicht zu scheuen braucht.
Sun Odyssey 440:
Die Elan Impression 43 kommt als erste komplette Neuwicklung für Elans Tourenprogramm seit Jahren. Das Boot überzeugt mit einem durchdachten und insgesamt stimmigen Fahrtenkonzept und zeigt sich auch unter Segeln stark. Der Preis ist fair abgestimmt
Sitze in den Heckkörben, zwei Cockpittische, klappbare Badeplattform in zwei Größen, zwei Steuerräder aus Kunststoff
Standard ist das Aluminium-Rigg von Seldén mit zwei Salingen. Das Rigg steht an Deck. Den Rollmast gibt es für 5.580 € Aufpreis.
Einfacher Satz Dacron-Segel ab Werft mit Großsegel und Selbstwendefock. Paket Pure Performance mit durchgelattetem Großsegel (Cross-Cut) und überlappender Genua für einen Aufschlag von 6.770 € .
Einbaudiesel Yanmar 4JH45 mit 45 PS Leistung, Saildrive. Leistungsupgrades 57 PS oder 80 PS möglich. Als Alternative ist auch ein Elektroantrieb (Oceanvolt) möglich.
Standard: AGM-Batterien, 2x 95 Ah Service, 1x 95 Ah Motorstarter
Elan Yachts, 4274 Begunje na Gorenjskem (Slowenien); www.Elan-Yachts. com
Blue Yachting, 28237 Bremen; www.blue-yachting.de