Pascal Schürmann
· 17.01.2024
Insgesamt hatten die Retter auf ihren Stationen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern etwas mehr Arbeit als im Vorjahr. Die exakte Zahl der Einsätze beläuft sich auf 1.938, 2022 waren es 1.883 Einsätze. Dabei halfen sie 3.532 Menschen (2022: 3.289). Allein 103 (2022: 91) von ihnen wurden aus Seenot gerettet, weitere 402 (2022: 306) aus Gefahr befreit.
Die Einsätze umfassen unter anderem technische Hilfeleistungen, Krankentransporte, Schlepphilfe sowie Such- und Rettungsaktionen. 2023 kamen die Seenotretter beispielsweise zahlreichen Fischereifahrzeugen und ihren Besatzungen zu Hilfe, außerdem waren sie viele Male für Seeleute von Handelsschiffen sowie für Passagiere von Fähren und Fahrgastschiffen im Einsatz. Und auch Wassersportler konnten sich auf die Hilfe der DGzRS-Besatzungen verlassen.
Insbesondere die Kollision der Frachtschiffe „Verity“ und „Polesie“ in der Deutschen Bucht Ende Oktober 2023 hatte einen der umfangreichsten Einsätze der Seenotretter in den vergangenen Jahren zur Folge. Unter anderem hatte die Rettungsleitstelle See sämtliche Such- und Rettungsmaßnahmen während des mehr als 18-stündigen Einsatzes mit rund 25 Schiffen und Luftfahrzeugen koordiniert. Zwei Seeleute waren gerettet worden, fünf weitere kamen beim Untergang der „Verity“ ums Leben.
Besondere Unterstützung erfuhren die Seenotretter im abgelaufenen Jahr durch ihren Botschafter Linus Erdmann. Der achtfache und amtierende deutsche Kitesurfmeister unterstützte die DGzRS bei Veranstaltungen, Filmdrehs und in der Prävention. Erdmann sagt:
Trotz größter Umsicht und bester Vorbereitung kann Wassersportlern wie mir, aber auch allen Seeleuten schnell etwas Unvorhergesehenes passieren. Deshalb ist es so gut, dass die Seenotretter immer und für alle auf See gleichermaßen da sind“
Neuer ehrenamtlicher Botschafter der Seenotretter ab 2024 ist die norddeutsche Band „Santiano“. Seit ihrer allerersten Tournee vor elf Jahren ist ein Sammelschiffchen bei allen Konzerten dabei; Jahr für Jahr runden die Musiker die Spenden ihrer Fans großzügig auf. Sänger Björn Both sagt:
Als Menschen, die selbst sehr viel Zeit auf See verbringen, wissen wir die Seenotretter sehr zu schätzen. Vor ihrer selbstlosen, herausfordernden und zutiefst menschlichen Leistung ziehen wir unseren Hut“
Geiger Pete Sage hat im Frühjahr 2023 sogar am eigenen Leib erfahren, wie wichtig die Seenotretter sind. Die Besatzung des Seenotrettungskreuzers “Berlin” von der Station Laboe rettete ihn und seine Frau nach dem Untergang ihrer Segelyacht aus der Kieler Bucht. Plötzlicher starker Wassereinbruch hatte die beiden dazu gezwungen, ihr Schiff zu verlassen. Sage: „Die Seenotretter haben uns das Leben gerettet. Sie haben uns bilderbuchmäßig und fürsorglich betreut. Ich bin glücklich und begeistert über so fähige Leute.“
„Santiano“ ist der 25. ehrenamtliche Botschafter der Seenotretter. Die Reihe begann im Jahr 2000 ebenfalls musikalisch mit Liedermacher Reinhard Mey.
Im Jahr 2023 haben die Besatzungen der rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote in Nord- und Ostsee bei insgesamt 1.938 Einsätzen (2022: 1.883 Einsätze) 3.532(3.289) Menschen Hilfe geleistet. Im Einzelnen haben sie
• 103 (91) Menschen aus Seenot gerettet,
• 402 (306) Menschen aus drohender Gefahr befreit,
• 304 (361) Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen
zum Festland transportiert,
• 40 (39) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt,
• 986 (920) Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie
• 607 (564) Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.
In vielen Fällen griffen die Seenotretter frühzeitig ein und begrenzten so Schäden bereits im Vorfeld. Zudem sind sie mehr als 2.500 Mal in ihren Revieren zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten auf Kontrollfahrt gegangen.
Seit ihrer Gründung am 29. Mai 1865 hat die DGzRS bis Ende 2023 insgesamt 86.826 Menschen aus Seenot gerettet oder aus Gefahrensituationen auf See befreit.
Niedersächsische Nordseeküste: 578 (592) Einsätze / 1.066 (1.134) Menschen geholfen. Davon 39 (30) Menschen aus Seenot gerettet und 97 (63) weitere aus Gefahrensituationen befreit.
Schleswig-Holsteinische Nordseeküste: 199 (188) Einsätze / 317 (330) Menschen geholfen. Davon 1 (6) Mensch(en) aus Seenot gerettet und 98 (22) weitere aus Gefahrensituationen befreit.
Schleswig-Holsteinische Ostseeküste: 689 (642) Einsätze / 1.176 (967) Menschen geholfen. Davon 49 (39) Menschen aus Seenot gerettet und weitere 144 (116) aus Gefahrensituationen befreit.
Mecklenburg-Vorpommersche Ostseeküste: 472 (461) Einsätze / 973 (858) Menschen geholfen. Davon 14 (16) Menschen aus Seenot gerettet und weitere 63 (105) aus Gefahrensituationen befreit.