Kristina Müller
· 11.11.2022
Die Seenotretter der DGzRS-Station Warnemünde haben am Donnerstag ein Segelboot aus der Brandungszone vor Warnemünde befreit. Der Strand war für die dreiköpfige Besatzung des Havaristen nicht zu erreichen, da sich bei mehr als 1,5 Meter Seegang eine starke Brandung aufgebaut hatte. Eines der drei Crewmitglieder erlitt eine leichte Unterkühlung und wurde an einen Rettungswagen übergeben, wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger vermeldet
Fälle wie dieser zeigen, wie aussichtslos die Lage schnell werden kann, wenn eine Crew erst einmal in die Flachwasserzone einer Küste gerät und sich dann aus einer Legerwallsituation womöglich nicht mehr befreien kann. Tipps zum Umgang mit diesen Situationen und dazu, wie man sie vermeidet, gibt es in der neuen YACHT 24/2022.
Im Fall vor Warnemünde hatten Passanten von der Seepromenade aus die Notlage des etwa achteinhalb Meter langen Bootes bemerkt und die von der DGzRS betriebene Rettungsleitstelle See alarmiert. Die Besatzung des Seenotrettungskreuzers „Arkona“ aus Warnemünde fand das Boot bereits in der Brandungszone vor dem Strand vor.
Weder mit dem Rettungskreuzer noch mit dem ebenfalls herbeigeeilten Polizeiboot „Uecker“ der Wasserschutzpolizeiinspektion Rostock war der Havarist zu erreichen. Normalerweise werde unter solchen Umständen ein pneumatisches Leinenwurfgerät zur Übergabe einer dünnen Leine verwendet, so die DGzRS-Meldung. An dieser könne dann eine Schleppleine nachgeholt werden. Am nahen Strand hatten sich jedoch bereits etwa 150 Schaulustige eingefunden, sodass der Einsatz des Leinenwurfgerätes nicht riskiert werden konnte.
Zu Hilfe kam schließlich ein Sportangler, der mit seinem kleinen Boot einen Seenotretter samt einer Schleppleine vom Seenotrettungskreuzer aus Richtung Havarist brachte. Etwa 30 Meter vor dem Havaristen war es auch für das Sportboot nicht mehr möglich, sich weiter anzunähern. Der Seenotretter stieg mit einem Überlebensanzug bekleidet ins brusttiefe Wasser und brachte die Schleppleine watend zum Havaristen. Dort kletterte er an Bord und stellte die Schleppverbindung her.
Auf diese Weise gelang es schließlich unter dem Applaus der Strandbesucher, das Boot aus der Gefahrenzone zu befreien. Zwischenzeitlich hatte der Seenotretter über ein UKW-Handfunkgerät gemeldet, dass ein Mann an Bord offenbar leicht unterkühlt war. Die weiteren Besatzungsmitglieder – ein Mann und eine Frau – waren wohlauf. Der Seenotrettungskreuzer brachte den Havaristen in den Hafen. Zwischenzeitlich forderte die Besatzung des Polizeibootes für den unterkühlten Segler einen Rettungswagen an. Im Hafen wurde der Mann von den Rettungssanitätern medizinisch versorgt.
Die Wasserschutzpolizeiinspektion Rostock nahm eine Schiffsunfallanzeige auf. Weitere polizeiliche Ermittlungen zur Ursache schließen sich an.
Der Fall ist bereits die zweite Strandung an der deutschen Ostseeküste binnen weniger Tage. Schon am vergangenen Sonntag verdankte ein 70-jähriger Segler seine Rettung der Aufmerksamkeit zweier Beamter der Wasserschutzpolizei. Die Polizisten sichteten den gestrandeten, unbeleuchteten Havaristen kurz vor Anbruch der Dunkelheit auf dem Peenemünder Haken. Gemeinsam mit den Seenotrettern der Station Greifswalder Oie der DGzRS holten sie den verletzten und bereits unterkühlten Mann von seinem Boot.