Max Gasser
· 09.01.2023
Auf dem australischen Cape Barren Island wurde eine zwölf Meter lange Segelyacht angeschwemmt, die zuvor am Sydney Hobart Race teilgenommen hatte. Die Crew musste die Yacht aufgeben, diese strandete eine Woche später. Nun wurde sie geborgen, doch die australischen Aborigines beanspruchen die Yacht wohl für sich und fordern Wiedergutmachung
An einem der abgelegensten Strände Tasmaniens ist am 4. Januar eine Segelyacht angespült worden. Es handelte sich dabei um die zwölf Meter lange “Huntress”, die das Sydney Hobart Race bestritt. Die Crew, die für das Royal Queensland Yacht Squadron gestartet war, hatte die Yacht aufgrund eines Ruderbruchs während des Rennens aufgegeben.
Die Sydney 39CR “Huntress” konnte geborgen werden, befürchtete Umweltschäden blieben aus. Allerdings beanspruchen nun die Ureinwohner der naturbelassenen Gegend die Yacht – oder zumindest einen Teil davon – für sich.
Zum Start der traditionsreichen Regatta waren am zweiten Weihnachtstag mit Winden zwischen 10 und 15 Knoten aus Nord bis Nordost und strahlendem Sonnenschein optimale Voraussetzungen gegeben. Die Segler genossen beste Segelbedingungen, bevor sich die Lage dramatisch änderte.
“Wir hatten am Dienstagabend zwölf Stunden sehr anspruchsvolle Bedingungen, die leider zum Verlust unseres Ruders um 7 Uhr am Mittwoch geführt haben”, schrieb das Team in einem Instagram-Beitrag. Bei 20 Knoten Bootsgeschwindigkeit sei ein lauter Knall zu hören gewesen. Die “Huntress” sei zu diesem Zeitpunkt ausschließlich unter Großsegel unterwegs gewesen, das die Crew dann schnellstmöglich barg. Die Rennleitung wurde informiert, kein Mitglied des australischen Segelteams wurde verletzt.
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Aufgrund der Bedingungen sei es jedoch nicht möglich gewesen, die Yacht zu schleppen, heißt es weiter. Die “Huntress” musste daher 80 Seemeilen vor der Küste zurückgelassen werden. Die Crew wurde mit einem Polizeischiff nach Flinders Island gebracht. Die Yacht dagegen trieb noch eine Woche auf offener See, bevor sie am 4. Januar am Christmas Beach auf Cape Barren Island angeschwemmt wurde.
Marine and Safety Tasmania (MAST) gab fünf Tage nachdem das Segelboot aufgegeben wurde, zum ersten Mal eine Warnung an die Seefahrer heraus und teilte mit, dass die “Huntress” 15 Seemeilen vor der tasmanischen Küste treibt. Das Versagen der Stromversorgung an Bord bedeutete auch das Aus des AIS-Signals und erschwerte die Bergung. Unter anderem wurde die havarierte Yacht zwar von einem Kreuzfahrtschiff gesichtet, zur geplanten Bergung kam es allerdings nie – die Yacht strandete zuvor.
Laut des australischen Nachrichtendienstes ABC-News habe der Yachteigner in einem inzwischen gelöschten Post gesagt, dass sie “wütend, verzweifelt und völlig ratlos waren, wie es zu diesem Ergebnis kommen konnte, da sie (die Yacht, Anm. d. Red.) nun schon seit einer Woche treibt und mehr als genug Gelegenheit war, sie in Sicherheit zu bringen”.
Am vergangenen Wochenende war es dann doch so weit: Total Dive Solutions, ein Spezialunternehmen im Auftrag des Versicherers Pantaenius Australia, nahm die Bergungsarbeiten auf und brachte die Yacht sicher ans tasmanische Festland.
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Die Managerin des Aboriginal Land Council of Tasmania, Rebecca Digney, hatte gegenüber ABC-News zuvor ernsthafte Bedenken hinsichtlich des Auseinanderbrechens des Segelboots geäußert. Christmas Beach sei “sehr sauber, unberührt und abgelegen”. Der Bereich ist nur zu Fuß oder mit dem Boot erreichbar und lediglich von Ureinwohnern bewohnt. “Die Insel ist das einzige Stück Land in ganz Tasmanien, auf dem permanent Aborigines leben”, so Digney.
Dem Nachrichtendienst zufolge könnte es daher trotz erfolgreicher Rettung der gestrandeten und entmasteten Yacht zu weiteren Problemen kommen. “Alle Schiffe, die an der Küste des Landes der Aborigines Schiffbruch erlitten haben oder angespült wurden, gehören den Aborigines”, so Michael Mansell, Vorsitzende des Aboriginal Land Council of Tasmania zu ABC-News. Die Yacht hätte nicht entfernt werden dürfen, außer es wäre ein Drittel des Wertes an die Ureinwohner ausgezahlt worden. Das gelte nach dem Recht der Aborigines, und so sei es immer gewesen. Mansell begründet dies so: “Die Bergungsgesetze der Weißen gelten nicht, da es sich um souveränes Aborigine-Territorium handelt und unsere Gesetze Vorrang vor denen der Weißen haben.”
Laut dem Bergungsunternehmen haben wohl sogar lokale Bewohner bei den Bergungsarbeiten geholfen. Dennoch könnte die Forderung nach Wiedergutmachung rechtens sein.