Morten Strauch
· 27.11.2022
Bei zwei der Schiffe handelt es sich mit großer Sicherheit um Frachtschiffe aus den Niederlanden, während das dritte und größte Schiff vermutlich skandinavischen Ursprungs ist. Alle drei Schiffswracks liegen wie Geisterschiffe so gut wie unversehrt auf dem Grund der Ostsee in einer Tiefe von etwa 150 Metern bei völliger Dunkelheit.
“Es war fantastisch zu sehen, wie die Wracks auf dem Bildschirm erschienen, als wir einen Unterwasserroboter auf den Meeresboden schickten. Die Schiffswracks sahen fast so aus wie an dem Tag, an dem sie vor über 300 Jahren gesunken sind. Ich habe mein ganzes Leben lang getaucht und habe Hunderte von Wracks untersucht, aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Die Schiffe standen da, als ob sie gerade verlassen wurden”, sagt Gert Normann Andersen, Expeditionsleiter und Direktor des Sea War Museum Jütland.
Die Ostsee und die amerikanischen Seen gehören zu den Orten, an denen die am besten erhaltenen hölzernen Schiffswracks der Welt zu finden sind. Der Grund dafür ist, dass weder Schiffsbohrwürmer noch andere holzfressende Tiere im Süßwasser in großen Tiefen leben können, wo das Bodenmilieu sauer und sauerstoffarm ist. Aus demselben Grund gibt es auch keine industrielle Fischerei, die sonst Wracks am Grund zerstören würde.
In der Nordsee dagegen werden alle Schiffswracks in Rekordzeit abgebaut. Während Holzteile von Schiffsbohrwürmern zerfressen werden, erledigen Wellenbewegungen und schwere Fischereigeräte den Rest.
Die Expedition wurde im Oktober vom Sea War Museum Jütland in Thyborøn in Zusammenarbeit mit dem dänischen Unternehmen JD-Contractor durchgeführt, welches das Offshore-Schiff “Sima” und moderne Unterwasserroboter zur Verfügung stellte. Zudem beteiligte sich auch das Dänische Nationalmuseum an der Expedition, deren Ziel es war, den Zerfall von Wracks und Materialien unter Wasser zu untersuchen.
Fotogrammetrie und 3D-Aufnahmen lieferten dabei neue Erkenntnisse über die Schiffswracks. Ein Unterwasserroboter, der mit einer fortschrittlichen Kamera ausgestattet ist, brachte Tausende von Bildern an die Oberfläche, aus denen sich ein virtuelles Bild der Wracks in größter Detailtreue reproduzieren ließ.
Am letzten Tag der Reise gelang es dem Expeditionsteam, ein Spant, das lose auf dem Meeresboden lag, zu bergen. Der Spant wurde nun in die Konservierungsabteilung des Nationalmuseums in Brede gebracht, wo es in den kommenden Monaten untersucht und konserviert wird. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse können in Zukunft von entscheidender Bedeutung sein, wenn es darum geht, ob ein Schiffswrack an Ort und Stelle konserviert werden soll oder ob die wertvollsten Objekte geborgen werden sollen.