Lars Bolle
· 23.05.2023
Die holländische Bark „Europa“ ist der einzige Windjammer, der regelmäßig in extreme Reviere segelt. Jetzt ereignete sich ein Unfall an Land
Während eines planmäßigen Reparaturstopps in Kapstadt ist der Windjammer „Europa“ an Land umgefallen. Das teilten die Betreiber auf Facebook mit. Offenbar ereignete sich der Unfall, als der Großsegler aus dem Trockendock wieder zu Wasser gehen sollte.
Ein Matrose wurde demnach verletzt, befinde sich derzeit aber in einem stabilen Zustand und werde medizinisch versorgt. Alle Besatzungsmitglieder haben das Schiff den Angaben zufolge sicher verlassen.
Das Ausmaß des Schadens am Schiff werde noch bewertet, und es könne derzeit kein genauer Zeitplan für die Wiederaufnahme des Segelbetriebs bestimmt werden.
Im Jahr 2015 hat Profifotograf Clemens Kok für einen Törn in die Antarktis und nach Südgeorgien auf der „Europa“ angeheuert.
Die „Europa“ wurde 1911 auf der Stülcken-Werft in Hamburg, Deutschland, gebaut. Sie wurde zunächst auf den Namen „Senator Brockes" getauft. Der ursprüngliche Auftraggeber war der Staat Hamburg. Das Schiff wurde gebaut, um als Feuerschiff auf der deutschen Elbe Dienst zu tun. Unter dem Namen „Elbe 3” diente es tatsächlich als Feuerschiff und war später die erste Reserve. Bis in die 1980er Jahre war es üblich, Feuerschiffe an gefährlichen Stellen in der Nähe von Flussmündungen und Sandbänken zu verankern, dabei waren sie immer bemannt. In den späten 1980er Jahren wurden jedoch immer mehr Schiffe mit Hilfe von Computern und GPS automatisiert. Langsam, aber sicher sind die Schiffe zu einem seltenen Anblick geworden.
Im Jahr 1986 wurde das Schiff in die Niederlande gebracht. In acht Jahren wurde das Schiff komplett renoviert und neu getakelt. Der Umbau erfolgte sowohl innen als auch außen. Im Inneren des Schiffes wurden alle Kabinen modernisiert, ebenso wie die Kombüse und die Gemeinschaftsräume. Daneben wurde auch das Äußere verändert: Das Schiff wurde zu einer dreimastigen Bark umgeriggt. Der größte Teil der Renovierung und Umrüstung wurde im Zouthaven in Amsterdam, Niederlande, durchgeführt. Derzeit ist der Heimathafen des Schiffes Scheveningen, Den Haag, in den Niederlanden. Das Schiff kann 48 Auszubildende und 16 Besatzungsmitglieder aufnehmen. Die „Europa“ ist ein offizielles Segelschulschiff. Auf einem solchen Schiff werden Gäste als Trainee aufgenommen und nehmen an den Aktivitäten an Deck teil. Die Einweisung in das Segeln der „Europa“ durch die Besatzung ist ein wesentlicher Bestandteil des Erlebnisses an Bord. So bevölkern nicht nur Urlauber das Schiff, sondern auch Schüler der maritimen Schulen kommen an Bord.