Liebe Leserinnen und Leser,
es geschieht wieder, das Unvermeidliche, wie jedes Jahr. Kaum ist die Saison so richtig in Fahrt gekommen, ist sie schon wieder vorbei. Das lässt sich beklagen, verfluchen und beschreien, aber eben nicht ändern. Der Winter naht. Es geschieht subtil, so bleibt immerhin Zeit, sich zu gewöhnen. Die ersten Vorboten sind neben einer merklichen Abkühlung von zuerst Luft und dann Wasser die Zunahme von Starkwind bis Sturm. Die Shorts kommt nur noch aus trotzigem Protest zum Einsatz. Halloween-Deko, Spuren erster Weihnachtsprodukte im Einkaufszentrum und verstärkte Möwenpräsenz auf dem sich leerenden Steg weisen den Weg ins Winterlager. Abschiedswünsche (Guten Rutsch!) der Bootsnachbarn komplementieren sich mit wohlgemeinten Ankündigungen zu gemeinsamen winterlichen Aktivitäten. Die Themen in der WhatsApp-Gruppe befreundeter Segler kreisen zunehmend um Krantermine, technische Tipps und Überführungsorganisation statt um Verabredungen für wochenendliche Treffen in Ankerbuchten und Häfen.
Das Unvermeidliche wollte ich noch durch eine Herbsttour verschieben – man will ja nicht loslassen –, aber die fiel wetter- und jobbedingt ins kälter gewordene Wasser. Und schon passiert es in den nächsten Wochen, das Boot wird per Kran seinem Element entzogen, mir im selben Zuge mein Lebensinhalt. Und nun?
Ich will versuchen, das diesen Winter ohne Johanniskraut anzugehen, das winterlichen Depressionen entgegenwirken soll. Aktiv, nach vorn gewandt, positiv. Ich werde mich einfach mit dem Thema Segeln befassen. Erst mal: Schon im Herbst das Unterwasserschiff streichen, Rumpf und Deck polieren, alle Systeme und Komponenten auf nötige Reparaturen und eventuellen Austausch checken. Motor, Riff, Segel, Winschen, Beschläge, alles. Dann die ganze Hütte mal von innen ordentlich sauber machen. Die Jobliste durchsehen. Längst geplante Verbesserungen umsetzen wie das flexible Rotlicht in der Pantry für die Nachtfahrt, Haltebügel an den Steuersäulen und eine Solaranlage auf dem Kajütdach. Vielleicht noch ein Lüfter für den Salon.
Dann gibt es ja noch die soziale Komponente: die (wenigen) nicht segelnden Freunde treffen, segelnde Freunde ebenso. Die Stegnachbarn tatsächlich zum Brunchen einladen, wieder Einladungen annehmen, sollten diese nach langer saisonaler Abstinenz noch kommen. Vielleicht mal Verwandte besuchen, nur so ein Gedanke.
Oder aber: Im Winter ließe sich ja auch prima chartern. Weihnachten per Boot auf den Kanaren und Balearen hab ich schon hinter mir, aber warum nicht in der kalten Jahreszeit in die Karibik oder auf die Seychellen und dort mal einen Katamaran chartern? Eine Frage der Budgetierung: Wenn das über die Bordkasse abgewickelt wird, lieber nicht, falls es finanziell intern als regulärer Urlaub durchgeht, wäre es vielleicht weiteres Überlegen wert.
Unvermeidlich wie der Winter: Segeln bleibt das wesentliche Thema. Vielleicht „Das Rätsel der Sandbank“ nochmals lesen oder „Der Keltische Ring“. Die Hornblower-Verfilmung, das America’s-Cup-Drama „Wind“ oder die Tragödie um den englischen Solisten Donald Crowhurst aus dem DVD-Regal ziehen. Zeit bleibt auch noch für Weiterbildung: ein Buch über Wetterkunde studieren, Navigationsthemen auffrischen oder per Tutorial im Internet mehr zum Thema Motor lernen.
Dann gibt es noch Arbeiten am Boot, die sich gut zu Hause erledigen lassen: Das Großfall braucht einen neuen Augspleiß, einige Tauschäkel will ich erneuern und sämtliche Leinen mal wieder durchwaschen. Alle Blöcke kommen ins Ultraschallbad. Sämtliche Werkzeuge und Ersatzteile möchte ich durchsehen und etwas ausmisten.
Das wird alles nichts bis zum Frühjahr. Urlaub ist keiner mehr. Und: Um die Saison zu verlängern, werden wir spät auskranen, also sind wir die Ersten, die wieder reinkommen. Der somit kurze Winter langt wieder nicht für all diese Beschäftigungen. Auch etwas Unvermeidliches.
stellv. Chefredakteur YACHT
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