Jan Zier
· 29.11.2022
Ingelore Achenbach lernte vor 60 Jahren segeln. Mit ihrem Mann besaß die heute 85-Jährige bis 2008 unter anderem ein Folkeboot, eine X-95 und eine OE 32. Acht Jahre lang bildete die ehemalige Lehrerin Opti-Nachwuchs aus. Ihr Hobby: Modellschiffe bauen
Als ich damit anfing, Mitte der achtziger Jahre, lagen wir in Cuxhaven und waren eingeweht. In der Stadt kamen wir an einem Spielzeugladen vorbei, und ich sah einen Bausatz. Mich hatte das immer schon gereizt! Da hab ich mir die „Bluenose II“ gekauft, einen 1921 gebauten Neufundlandfischer. An Bord fing ich gleich an, zu malen und zu schleifen, während der Rest der Crew vor Langeweile fast einging. Ich dagegen hatte immer was zu tun.
Als Nächstes hab ich die „De Groene Draeck“ entdeckt, die Yacht der ehemaligen niederländischen Königin. An der bin ich fast verzweifelt! Der Steven vorn und das Heck, das ist alles einzeln geplankt. Das habe ich zunächst nicht hinbekommen. Der Rumpf lag daher fast zwei Jahre halbfertig herum. Dann hab ich gelernt, wie man das Holz behandeln muss, um es biegen und dann mit Stecknadeln am Rumpf festpinnen zu können. Das war eine Scheißarbeit! Aber es hat mir Spaß gemacht – jeder Beschlag an Deck ist selbst gebaut. Zudem ist alles an Bord beweglich.
Insgesamt fünf, unter anderem ein Drachen, den ich zweimal geplankt habe, erst mit Holz, dann mit Furnier. Da hab ich manchmal einen ganzen Tag oder noch länger an einer einzigen Planke gesessen! Irgendwann wusste ich aber nicht mehr, wohin mit all den Schiffen, und dann lohnt es sich auch nicht, noch weitere zu bauen. Das letzte ist die „Lilla Dan“, ein dänisches Schulschiff. Es war das Lieblingsboot meines Mannes.
Mir ist das egal, ich bin keine Emanze. Ich hab immer meinen Mann gestanden, und mir ist ziemlich egal, ob ich etwas zusammen mit Frauen oder Männern unternehme. Ich will auch nicht irgendetwas pushen, nur weil ich eine Frau bin.
Ich mache gern was mit den Händen, habe schon viel gebastelt und gebaut! Die Arbeit soll aber auch meinen Kopf beschäftigen. Zudem habe ich früher unter anderem Sport unterrichtet, da ist es immer laut gewesen – beim Modellbau dagegen sitzt man ganz ruhig am Tisch und fummelt vor sich hin. Das hat mir immer gutgetan. Deswegen bin ich wohl dabei geblieben.
Ich hab die Stunden nie gezählt! Sonst wäre ich wahnsinnig geworden.
Nein. Aber mein Mann und ich haben zusammen den leeren Rumpf einer B31 ausgebaut, da haben wir – die Kinder waren noch klein – jede Nacht bis um eins im Schuppen gestanden. Ich hab auch mal den Piraten meines Sohnes ins Wohnzimmer geholt, um ihn hier zu lackieren.
Nein, meine Hände machen nicht mehr mit. Mir fehlt auch, das zusammen mit meinem Mann machen zu können – er ist mittlerweile gestorben. Allein ist das doof.