InterviewLässt sich Seekrankheit bei Seglern mit Hypnose behandeln?

Morten Strauch

 · 08.02.2024

Interview: Lässt sich Seekrankheit bei Seglern mit Hypnose behandeln?Foto: YACHT/N. Krauss
Hypnose als Mittel gegen Seekrankheit: Viele Menschen verbinden diese Therapie-Methode mit Kontrollverlust, schwingenden Pendeln oder Zauberei. Sie soll aber auf natürliche Weise Seekrankheit beseitigen können
Sich der Seekrankheit stellen: Das kann für einige Segler eine Herausforderung sein. Silvia Schwarz, 49, möchte Betroffenen mit Hypnose und Mentaltraining helfen. Ob und wie das funktioniert, erklärt die erfahrene Seglerin im YACHT-Interview

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Warum hypnotisierst du Segler?

Durch die Hypnose erreiche ich das Unterbewusstsein, mit dem ich kommunizieren kann, um die Ursache für Seekrankheit zu identifizieren und zu deuten. Oft handelt es sich dabei um eine Schutzfunktion des Unterbewusstseins, die einen vor vermeintlich gefährlichen Wellen behüten möchte und daher eine Gefahr in Form von Übelkeit signalisiert.

Ist es nicht eher hinderlich, eine schlafwandelnde Crew an Bord zu haben?

Da muss ich erst einmal mit einem Vorurteil aufräumen: Während der Hypnose schlafen die Kandidaten nicht. Sie sind vielmehr in einem tranceartigen Zustand der maximalen Entspannung, so wie kurz vor dem Einschlafen. Und natürlich findet so eine Session nicht in Fahrt auf dem Wasser statt, sondern an Land oder vor Anker.

Wie muss man sich eine Session bei dir vorstellen?

Erst einmal gibt es ein Kennenlerngespräch, um zu schauen, ob die Chemie stimmt und ob die Person willens ist, sich vollends darauf einzulassen – die eigene Motivation ist sehr wichtig. Darauf folgt ein Analysegespräch, um herauszufinden, wie sich die Seekrankheit äußert, wann sie auftritt und welche Gedanken dabei entstehen. Dann notiere ich mir den Wunsch, wie es sich zukünftig anfühlen darf. Und danach beginnt die eigentliche Hypnose.

Und was passiert da genau?

Nach Erreichen des Trancezustands begeben wir uns auf eine mentale Seereise. Der Kandidat bleibt die ganze Zeit über der bestimmende Kapitän, während ich die Rolle der beratenden Navigatorin einnehme. Dabei befrieden wir eine vergangene Stresssituation, um daraufhin diesen Moment der Entspannung in einer zukünftigen Situation im Unterbewusstsein zu verankern. Gefährliche Wellen wurden so bei einer Kandidatin zu frech-freundlichen Plappermäulern.

Das klingt ein bisschen nach esoterischem Hokuspokus …

Wider Erwarten bin ich als Tischlerin und Architektin ein grundsolider Typ. (Lacht) Mein Mann sieht das aber auch eher skeptisch. Einmal war ihm beim Segeln jedoch so speiübel, dass er in seiner Not um eine Hypnose-Session gebeten hat. In der nächsten Ankerbucht haben wir es dann versucht, und obwohl er sich nicht zu 100 Prozent darauf einlassen konnte – seekrank war er seitdem nicht mehr.

Warst du schon einmal seekrank und hast dich selbst hypnotisiert?

Ja, mich hat es auch schon erwischt. Eine Selbsthypnose ist zwar theoretisch möglich, aber sich gleichzeitig auf Prozess und Inhalt zu konzentrieren ist sehr schwierig. Ich versuche daher Vertrauen zu den Wellen aufzubauen und mental mitzutanzen.

Es gibt verschiedenste Ansätze gegen Seekrankheit – warum sollte man sich dir anvertrauen?

Ich will nicht behaupten, dass Hypnose für jeden das Richtige ist. Bei Problemen körperlicher Natur kann die mentale Arbeit einer Hypnose nicht so viel ausrichten. Bei einer emotionalen Blockade ist mein Ansatz der richtige, da ich an den Ursprung gehe und das Problem dort auflöse. Nebenwirkungen wie bei Medikamenten gibt es auch nicht.


Über Silvia Schwarz

Silvia SchwarzFoto: H. SchoenSilvia Schwarz

Die 49-jährige Wahl-Stralsunderin ist begeisterte Seglerin und Eignerin einer Dehler 31. Seit zwei Jahren bietet sie Maritimes Mentaltraining an, darunter Hypnose, Coaching und Konfliktmanagement.


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