SeemannschaftMit der Yacht vertraut machen – die Grundtechniken

Lars Bolle

 · 06.05.2023

Seemannschaft: Mit der Yacht vertraut machen – die GrundtechnikenFoto: YACHT

Bei der ersten Gelegenheit nach dem Ablegen sollte sich die Crew mit einer fremden Yacht vertraut machen. Einige einfache Übungen helfen, Überraschungen in engen Situationen zu vermeiden

Starten und stoppen

Das Beschleunigen und Abstoppen der Yacht ist von der Propellerwirkung, der Bauart (Fest- oder Faltprop) sowie dem Gewicht der Yacht, der Motorisierung und der Position des Propellers abhängig. Wird das Ruder direkt angeströmt, sodass schon Steuerwirkung im Stand vorhanden ist? Dazu aus dem Stand heraus bei Ruder mittschiffs kurz kräftig Schub geben, die Reaktion beobachten. Hat die Yacht drei bis vier Knoten erreicht, mit Vollschub achteraus stoppen, dabei dem Getriebe etwas Zeit beim Schalten lassen. Wieder die Re­aktion beobachten. Bricht das Heck aus, wie lang ist der Auslaufweg X bis zum Stand?

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Wendekreis ermitteln

Wie groß ist der Durchmesser eines Vollkreises in Vorausfahrt? Dies zu wissen ist wichtig, etwa bei der Frage, ob ein Boot in einer Liegeplatzgasse ohne Aufstoppen wenden kann. Das lässt sich sehr leicht vor dem Hafen mit ein paar Probekreisen herausfinden. Dabei muss bekannt sein, ob mit einem Radeffekt zu rechnen ist. Bei einem rechtsdrehenden Prop würde das Heck der Yacht bei Vorausfahrt nach Steuerbord versetzt, was die Drehung über Backbord unterstützt und den Kreis kleiner als über Steuerbord ausfallen lässt. Zum Ermitteln des Durchmessers eines Vollkreises muss das Ruder maximal eingeschlagen sein. Der Schub kann variiert werden, was den Drehkreis verkleinern hilft. Kurze, kräftige Schübe per Fahrhebel erzeugen Druck am Ruderblatt und unterstützen die Drehung, ohne dass dabei viel Weg zurückgelegt wird.

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Radeffekt feststellen

Yachten mit Wellenanlage haben normalerweise einen stärkeren Radeffekt als solche mit Saildrive, weil sich der Propeller weiter achtern befindet und der Hebel zum Drehpunkt der Yacht länger ist. Ebenso ist der Effekt bei Festpropellern in der Regel stärker als bei Faltprops. Auch die Rumpf- und Spant­form spielt eine Rolle. Zunächst ist es wichtig zu wissen, in welche Richtung der Prop bei Voraus- und entsprechend Achterausfahrt dreht. Das lässt sich vorab nur bei einer Wellenanlage an der Welle feststellen, ansonsten in der Praxis. Ein bei Vorausfahrt rechtsdrehender Prop dreht bei Achterausfahrt linksherum und wird das Heck nach Backbord versetzen. Wie stark der Effekt ausfällt, lässt sich mit der Methode unten ermitteln. Der Effekt lässt sich bei Manövern nutzen, wie unten gezeigt.

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Radeffekt testen:   (1) Aus dem Stand heraus kräftig Schub achteraus geben. So lässt sich feststellen, ob und wie stark das Heck seitlich versetzt. (2)  Sobald die Yacht Fahrt aufnimmt, mit dem Ruder gegen den Effekt ar­beiten. Das Rad gut festhalten! (3)  Je mehr Fahrt die Yacht macht, desto mehr verschwindet der Effekt, das Heck ist in beide Richtungen dirigierbar.Foto: YACHT
Radeffekt testen: (1) Aus dem Stand heraus kräftig Schub achteraus geben. So lässt sich feststellen, ob und wie stark das Heck seitlich versetzt. (2) Sobald die Yacht Fahrt aufnimmt, mit dem Ruder gegen den Effekt ar­beiten. Das Rad gut festhalten! (3) Je mehr Fahrt die Yacht macht, desto mehr verschwindet der Effekt, das Heck ist in beide Richtungen dirigierbar.

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