Lars Bolle
, Felix Keßler
· 01.08.2018
Das An- und Ablegen mit Katamaranen und ihren zwei Maschinen kann nicht trotz, sondern wegen ihrer großen Breite einfacher sein als mit Einrumpfern
Die größten Vorteile von Katamaranen gegenüber Einrumpfern zeigen sich außerhalb des Hafenbeckens: Sie sind ideale Badeplattformen ohne Schaukelei vor Anker, bieten bei gleicher Länge deutlich mehr Platz und Komfort. Sie segeln aufrecht; Manöver wie Wenden oder Halsen sind heute problemlos möglich. Sie sind ähnlich schnell wie ein Einrumpfer und bedürfen keiner erweiterten Segelkenntnisse.
Sobald es mit einem Katamaran aber in einen engen Hafen geht, muss umgedacht werden. Die Boxen müssen deutlich breiter sein als für Monohulls – nicht alle Marinas sind dafür ausgelegt. Hinzu kommt ein Konstruktionsmerkmal, welches das Manövrieren im Hafen erschweren kann: Denn Kats haben wegen ihres geringen Tiefgangs weniger Widerstand gegen Vertreiben, dazu wesentlich höhere Aufbauten, also mehr Windangriffsfläche, als Einrumpfer. Sie neigen damit stärker zum Vertreiben als diese.
Zwar verfügen alle modernen Kats über zwei unabhängige Maschinen und sind dadurch sehr manövrierfreudig, können sogar, anders als ein Monohull, auf dem Teller gedreht werden – der Teller treibt jedoch, übertrieben ausgedrückt, durch den Hafen. Zudem laufen die Propeller oft in dieselbe Richtung, was zu einem markanten Radeffekt führen kann. In Kombination mit den enormen Dimensionen dieser Gefährte kommt da leicht ein Gefühl der Unruhe oder Überforderung auf. Helfen können unsere Anleitungen für die gängigsten Hafenmanöver, die auf den folgenden Seiten dargestellt sind.
Ein ganz wesentlicher Tipp, der für alle hier gezeigten Manöver gilt, ist, auf den Einsatz der Ruder zu verzichten. Sobald es eng wird, sollten beide Blätter genau in Mittelstellung fixiert werden, entweder per Rad-Spindel oder mit Gummistropps. Der Grund: Ein Kat benötigt die Ruder bei langsamer Fahrt nicht. Eine Drehung ist über die Ruder nur als Kreis möglich, via Maschinen jedoch an Ort und Stelle.
Wegen des Windfahnen-Effektes lassen sich Katamarane bei langsamer Fahrt rückwärts sicherer steuern als vorwärts. Das gilt auch beim Anlegen an einer Pier.
Der Kat liegt längsseits, der Wind drückt ihn auf die Pier. Was zunächst schwierig erscheint, geht mit und sogar ohne Hilfsleinen schließlich doch recht einfach. Wichtig sind Crewmitglieder, die jene Ecken des Kats im Auge behalten, die der Skipper vom Steuerstand aus nicht gut sehen kann. Drei Varianten im Überblick:
Ohne Leinen: Die bei Kats enorme Drehfreudigkeit erleichtert das Ablegen
Mit Achterspring: Bei starkem auflandigem Wind hilft die Hebelwirkung
Mit Vorspring: Auch über die Buge ist eine Drehung zum Ablegen gegen den Wind leicht
Geradeaus ablegen mit Luv-Achterleine:
Dieses Manöver bringt viel Kontrolle bei auflandigem Wind. Außerdem entfällt der manchmal kritische Moment des Umsteuerns von Vorwärts- auf Rückwärtsschub.
Mit Muring bei Seitenwind an- und ablegen:
Mit einem großen Kat bei Seitenwind rückwärts in eine schmale Lücke zu kommen und dabei noch die Muringleine aufzunehmen ist gar nicht so schwer. Wichtig ist, den Kat zuerst in Luv zu sichern.
Auch von der Pier und der Muring loszukommen ist gar nicht so einfach, wenn heftiger Seitenwind auf den Kat steht. Der bietet wegen seiner hohen Aufbauten deutlich mehr Angriffsfläche und wird entsprechend schneller vertrieben. Daher ist die richtige Reihenfolge beim Lösen von Festmachern und Murings wichtig. Die Bilderstrecke verdeutlicht, wie es geht.