Tatjana Pokorny
· 20.12.2022
Lange nicht mehr gab es ein so entschlossenes Team wie die jungen Segler um den Kieler Paul Farien. Der Waszp-Vizeeuropameister und Kieler-Woche-Sieger führt das embRacing Team Germany auf Kurs Youth America’s Cup an
Die Bewerbung ist abgegeben, die erste Anzahlung geleistet: Das embRacing Team Germany will vor dem 37. America’s Cup am Youth America’s Cup 2024 teilnehmen. Zur Sache gehen soll es vom 19. September bis zum 2. Oktober in Barcelona. Hinter der Initiative steht der 23-jährige Kieler Antreiber Paul Farien. Und an seiner Seite eine Gruppe junger, dynamischer und multitalentierter Segler sowie erfahrene Förderer und Vereine. Die ersten Hürden auf Kurs Barcelona sind bereits genommen.
Paul Farien studiert Sozio-Ökonomik in Kiel. Dabei geht es unter anderem um Unternehmensweiterentwicklung, neue Ideen und die Überarbeitung von Strukturen. Nun hat er sein eigenes internationales Großprojekt, an dem er seine Fähigkeiten demonstrieren kann – und will. „Unsere Zeit ist jetzt!“, sagt das hochtalentierte Foiling-Ass Paul Farien, der schon kurz nach seinem Einstieg auch in der rasanten Motte glänzt.
An Fariens Seite kämpfen weitere Nachwuchstalente um die Chance, im America’s Cup der Jugend für Segler und Seglerinnen bis zu einem Alter von maximal 25 Jahren einen starken Aufschlag für den deutschen Segelsport hinzulegen: Jesse Lindstädt ist Nacra-U21-Weltmeister von 2019. Lukas Hesse war 2020 Deutscher Meister im 49er, 2022 Finalist beim 69F Youth Foiling Gold Cup. Prominenteste Mitstreiterin ist mit Alica Stuhlemmer die olympische Nacra-17-Bronzemedaillengewinnerin von Japan. Dort segelte sie mit Steuermann Paul Kohlhoff aufs Podest.
Als Senior-Berater und Mentor ist der zweimalige Starboot-Olympiateilnehmer und Kieler Erfolgs-Coach Marc Pickel an Bord, der zuletzt erheblichen Anteil an den deutschen Skiff-Medaillen bei Olympia hatte. Das internationale Netzwerk des Entwicklers der P-Starboote und der große Erfahrungsschatz Pickels helfen dem jungen Team im Aufbruch bei der Planung und Vorbereitung. International bekannte Segelsportgrößen trauen der deutschen Kampagne einiges zu.
Weltumsegler Boris Herrmann sagt: „Es gibt ein paar sehr talentierte junge Segler und Seglerinnen mit großem Potenzial im Team. Es wäre großartig, eine deutsche Mannschaft beim Youth America’s Cup 2024 in Barcelona zu sehen.“ Der neuseeländische America’s-Cup-Veteran Ray Davies ahnt: „Team Germany wird ein Top-Team sein, weil sie viele aufsteigende Talente haben und ihre Kampagnen immer auf dem höchsten Niveau managen.“
Vor zehn Jahren hatte mit dem Team All in Racing und den späteren olympischen Medaillengewinnern Erik Heil und Thomas Plößel sowie Laser-Weltmeister Philipp Buhl die deutsche Geschichte im Youth America’s Cup begonnen. Paul Kohlhoff und das Next Generation Team Germany setzten sie beim Red Bull Youth America’s Cup 2017 fort. Heute engagiert sich Deutschlands erfolgreichster Laser- und Ilca-7-Steuermann Philipp Buhl neben der eigenen Olympia-Kampagne und zuletzt glänzenden Erfolgen in der Motten-Weltspitze für die embRracing-Kampagne.
Buhl sagt: „Ich unterstütze dieses Team, wo ich kann! Viele von den jungen Seglerinnen und Seglern haben großartige Voraussetzungen. Besonders im Bereich Foiling gibt es nicht viele Nationen mit so viel geballtem Ehrgeiz.“ Dieses Foiling-Können wird im Youth America’s Cup gefragt sein. Doch wie gewohnt werden Talent, Ehrgeiz und gute Ideen allein nicht reichen, um die Startlinie des Youth America’s Cup zu erreichen.
Das erste mit dem von den Veranstaltern geforderten Erstinformationsdokument verbundene Meldegeld von 5.000 Euro hat Marc Pickel in der Auftaktphase investiert, um das vielversprechende Team aus den Startblöcken und auf die Cup-Bahn zu bringen.
Marc Pickel, der zuletzt Erik Heil und Thomas Plößel in Japan beim erneuten Bronze-Coup als Coach betreute, sagt: „Ich will ein bisschen was aus meinem Netzwerk zurückgeben. Schade, dass ich nicht mehr selbst so jung bin. Zu meiner Aufbruchszeit hatten wir solche Möglichkeiten nicht. Ich finde es klasse, dass es eine junge Truppe gibt, die hier intensiv und überzeugend Initiative übernimmt. Das Konzept des Youth America’s Cup, die foilenden Boote vom Typ AC40 – kleinere Schwestern der foilenden AC75-Einrumpfboote –, das Event, der Austragungsort Barcelona und das Timing sind toll und machen viel Sinn für diese deutsche Kampagne.“
Zu den Vorbildern der zielstrebigen jungen Garde im Aufbruch zählt das Emirates Team New Zealand. „Die aktuellen Verteidiger haben den America’s Cup auch nicht auf Anhieb, sondern mit harter Arbeit, guten Ideen und Spaß daran gewonnen. Wir wollen eine neue Basis nach Vorbild der Kiwis und mit viel Fleiß eine neue Kultur als Plattform für die Zukunft schaffen“, sagt Marc Pickel. Im Frühjahr gibt es Rückmeldung von den neuseeländischen Veranstaltern, welche Bewerber neben den gesetzten Jugend-Teams der America’s-Cup-Teilnehmer für den Youth America’s Cup zugelassen werden.
Das embRacing Team Germany peilt ein Etwa-Budget von insgesamt 258.000 Euro an. Darin nehmen die Regatta-Teilnahmekosten mit 82.000 Euro den größten Posten ein. Die zu hinterlegende Schadenskaution beträgt 25.000 Euro. Die Extrakosten der Regatta selbst beziffert das embRacing Team Germany mit 25.000 Euro, sein Trainings- und Vorbereitungs-Budget mit rund 50.000 Euro. Reise- und weitere Extrakosten stehen mit 30.000 Euro in der Liste. Media- und Marketingausgaben sowie Kosten für die Förderung und Akquise der segelnden Teammitglieder mit jeweils 15.000 Euro. Weitere 16.000 Euro sind für die Ausrüstung vorgesehen.
Neben starken Partnern sind bewusst Kooperationen mit Vereinen, kleineren Unternehmen und auch einzelnen Fans angestrebt. Hinter den Kulissen wird die Initiative bereits von Agenturprofis unterstützt. Das neue deutsche Team für den Youth America’s Cup ist mit seinem Motto „Youth, Diversity, Performance“ längst durchgestartet. Seine jungen Gründer und Motoren sind überzeugt, es an die Startlinie des prominenten Vorspiels zum 37. America’s Cup zu schaffen.