Tatjana Pokorny
· 05.12.2022
Das italienische Luna Rossa Prada Pirelli Team ist mit seinem Test- und Trainingsboot vom Typ LEQ12 in der Bucht von Cagliari gekentert. Die Crew parierte das unfreiwillige Manöver jedoch souverän, das Boot blieb weitgehend unbeschädigt.
Der zwölfte Trainingstag mit dem neuen Prototypen hatte am 2. Dezember ganz ruhig begonnen. Bei spiegelglatter See und Windstille hatte die Bucht von Cagliari ihr Heimteam am 2. Dezember beinahe romantisch begrüßt. Zunächst “zum Spaß” mit der größten J1 unterwegs, wie der stets humorvolle und eloquente Team-Direktor Max Sirena lebendig berichtete, hatte das Luna Rossa Prada Pirelli Team bereits schnell zurück auf die kleinste J4 gewechselt. Da kamen auch schon die 18 Knoten Wind, die für eine unerwartet heftige Ost-Südost-Welle sorgten, die nach mehr aussah und sich auch nach mehr anfühlte als die realen 0,7 Meter Höhe. Das Luna-Rossa-Prada-Pirelli-Geschoss wurde schnell und schneller.
Dabei stellte sich vor allem vor dem Wind wieder das Problem ein, dass auch andere Cup-Teams bereits kennen: Die kleinen, aber hochpotenten Foiler sind bei mehr Welle und insbesondere in höherer Flugbahn sehr anspruchsvoll zu kontrollieren. Strömungsabrisse und Sonnenschüsse begleiten die Crews als permanente Gefahr. Mit America’s-Cup-Star Jimmy Spithill und Nacra-17-Olympiasieger Ruggero Tita am Steuer nahm das Boot der Azzurri in 20 KnotenWind zunehmend an Fahrt auf und fiel ab. “Das war in Ordnung, ist aber bei so viel Wind auch schwierig. Es wird ziemlich schnell holprig. Und du weißt: Wenn du zu sehr verlangsamst, besteht die Gefahr, dass du umkippst”, kommentierte Max Sirena die Entwicklung.
Genau das geschah. Es war eine dieser Kenterungen wie in Zeitlupe, die auch andere Teams nach Strömungsabriss an den Foils und in Folge beginnender Krängung schon erlebt haben. Das sieht jedes Mal dramatisch aus, doch die Cup-Teams – egal, ob mit AC40- oder LEQ12-Testbooten im Einsatz – üben sich im sicheren Umgang damit. Stolz waren die Italiener darauf, wie ihre Crew das Missgeschick beantwortete. Das Lob der America’s-Cup-Berichterstatter: “Das Team an Bord der Luna Rossa Prada Pirelli hatte heute die coolsten Katzen an Bord. Ruggero Tita warf gekonnt ein Bein über die Seite des gekenterten Schiffes und verharrte dort fast lässig, während die erstklassige Landsmannschaft sich darum kümmerte, die LEQ12 in kürzester Zeit wieder aufzurichten.”
“Es gehört zum Spiel dazu”, erklärte Max Sirena, “wir haben das Boot schnell wieder aufgerichtet. Es gab keine Dramen oder Bruch an Bord.” Aus Sicht des begleitenden “Recon”-Aufklärungsteams wurde zuletzt viel über die Zahl der italienischen Crew-Mitglieder spekuliert. An Bord waren sechs Crew-Mitglieder. Dazu gab es Vermutungen über die Rollenverteilung, die Sirena so kommentierte: "Es war vom ersten Tag an der Plan, mit mehr Ballast und mehr aufrichtendem Moment zu segeln. Das werden wir bis zum Ende durchziehen. Und wir werden sehen, wie die großen Jungs anfangen, an Bord zu gehen und sich an die Geschwindigkeit zu gewöhnen - diese Boote sind ziemlich schnell. Wir haben heute teilweise Geschwindigkeiten von über 44 Knoten erreicht. Es hat also Spaß gemacht."
Seit Einführung der “Recon”-Teams (Aufklärungsteams) wird jedes aktuelle Team im 37. America’s Cup dauerhaft von zwei in Gemeinschaftsentscheidung entsandten Beobachtern begleitet und gefilmt. Davon erhoffen sich die Veranstalter insgesamt mehr Transparenz und spannende Informationen und Bilder auch für die Fans.