YACHT-Redaktion
· 17.03.2023
Für die erfolgreiche Sanierung eines Osmoseschadens müssen nicht nur das befallene Laminat, sondern auch alle Säurenester entfernt werden. Der Profi setzt auch hier auf Sandstrahlen – das Shot-Blast-Strahlverfahren
Sandstrahlen ist sehr effektiv und öffnet zuverlässig alle Osmosenester, es erzeugt aber auch extrem viel Staub, daher kann nur in speziellen Strahlhallen mit Absaugung und Filtersystemen gearbeitet werden. “Durch das Shot-Blast-Strahlverfahren wird systemsicher der Osmoseschaden entfernt, die intakte Rumpf-Substanz aber geschont“, so Florian Brix von Peter Wrede Yacht Refits. “Nach dem Strahlen ist der Rumpf ohne weitere Zusatzarbeiten für die nächsten Arbeitsschritte vorbereitet.“ Das spart Zeit und damit Kosten.
Die nötigen Arbeiten lassen sich grob in vier Schritte unterteilen:
Je nachdem welches Strahlgut und Verfahren verwendet wird, kann damit nur eine alte Unterwasserschiffbeschichtung oder eben das Gelcoat nebst beschädigtem Laminat abgetragen werden. Bei der Sanierung kommt das sogenannte Shot-Blast-System zum Einsatz.
Bevor der Strahlkompressor gestartet wird, gilt es, alle nicht zu bearbeitenden Oberflächen zu schützen. Daher muss das Überwasserschiff staubdicht verpackt werden, außerdem werden alle Borddurchlässe mit Pfropfen verschlossen und der Wasserpass mit robustem Klebeband abgeklebt. Anschließend wird es laut und staubig. Daher erinnert der Schutzanzug des Strahlführers an den eines Tauchers. Tatsächlich wird er über einen Schlauch mit Atemluft versorgt. Altes Antifouling, Primer, Gelcoat und beschädigtes Laminat werden in einem Arbeitsschritt abgetragen, und zwar sehr zügig, für eine 38-Fuß-Yacht sind gerade einmal zwei Stunden nötig.
Anders als beim maschinellen Schleifen oder Hobeln dringt der Sandstrahl auch in die Poren ein und entfernt Säurereste, daher muss der Rumpf nach dem Strahlen nicht gewaschen werden.
Durch das Strahlen entsteht eine sehr raue Oberfläche. Die geöffneten Osmosenester und produktionsbedingten Lufteinschlüsse zeichnen sich als Krater und Lunker ab. Sie werden mit angedicktem Harz ausgespachtelt. Dieses spezielles Klebharz gleicht Unebenheiten aus, sorgt aber in erster Line für die optimale Verklebung in der vorhandenen Rauigkeit des gestrahlten Laminates. Damit der Rumpf seine alte Materialstärke und Festigkeit zurückerhält, werden anschließend Lagen Glasfasermatte nass in nass auflaminiert. Um das Risiko neuerlicher Osmose zu minimieren, kommt hydrolysebeständiges Vinylester-Harz zum Einsatz. Außerdem wird das Laminat sorgfältig entlüftet.
In der Regel ist der Osmosebefall nicht gleichmäßig, daher wird beim Strahlen wegen Osmose auch unterschiedlich viel Material abgetragen, jedoch ohne bei konstruktionsbedingten Details die Boots-Form zu beeinträchtigen. Außerdem besitzt die Glasfasermatte keine glatte Oberfläche. Um wieder ein sauber strakendes Unterwasserschiff zu bekommen, wird ein dickflüssiges Gelcoat aufgespachtelt. Nach dem Aushärten folgt darüber eine Lage dünnflüssiges Gelcoat aus der Spritzpistole. Beide Systeme sind Vinylester-basiert. Für die groben Schleifarbeiten kommen Rotations- und Exzenterschleifer zum Einsatz. Die Hauptarbeit auf der Fläche übernehmen Schleifbretter mit Druckluftantrieb. Nur mit dieser Technik entsteht ein sauberer Strak ohne Wellen.
Durch die Verwendung des Vinylesterharzes ist das neu aufgebrachte Laminat wesentlich wasserfester als der Polyesterrumpf. Um langfristig Ruhe vor Osmose zu haben, bekommt der Rumpf trotzdem eine Feuchtigkeitssperre aus Epoxidharz. Dazu werden sechs Schichten aufgespritzt, was eine Materialstärke von mindestens 350 Mikrometern ergibt und 12 bis 15 Arbeitsgängen mit der Farbrolle entspricht. Auf diesen Osmoseschutz folgen Antifoulingprimer und Bewuchsschutz.