Wenn der Krantermin näherrückt, müssen zuerst die wichtigen Aufgaben wie Wartung, Reparatur und geplante Umbauten oder Modifikationen umgesetzt werden. Die Reinigung des Bootes steht meistens weiter hinten auf der To-do-Liste, ist aber nach den Winterarbeiten dringend nötig. Schleifstaub und Hallendreck von den Schuhen sind an Bord verteilt. Die Yacht für die Saison schön zu machen hat nicht nur ästhetischen Nutzen, bei der Reinigung bis in die hintersten Winkel können auch Schäden entdeckt werden, die vielleicht sonst unbemerkt geblieben wären. Außerdem dient die Pflege dem Werterhalt des Bootes.
Der Frühjahrsputz steht vielleicht auch zu Hause an, doch an Bord gilt es einiges zu beachten, was besondere Pflege benötigt oder wo herkömmliche Mittel sogar schaden können. So zum Beispiel das Teakdeck, es verträgt keine starken Reinigungsmittel und abrasiven Schwämme. Das Gelcoat wird im Frühjahr vor dem Polieren gewaschen; in der Saison sollte kein Putzmittel benutzt werden, das die Versiegelung angreift. Das WC hat im Unterschied zur Wohnung an Land eine Pumpe mit empfindlichen Dichtungen, deshalb auch hier: keine starken Putzmittel verwenden. Die Polster sind von Schimmel bedroht; vorbeugen lässt sich mit speziellen Systemen zur Belüftung der Unterseite der Matratze, regelmäßigem Heizen und Lüften oder einem Luftentfeuchter.
An spezieller Ausrüstung braucht es nicht viel. Neben Lappen, Schwamm und Bürste (auch eine mit Stiel zum Deckwaschen) ist Küchenpapier bei Arbeiten an Maschine und Installation sehr nützlich. Die Anschaffung eines Hochdruckreinigers ist kaum je erforderlich, meistens gibt es einen im Hafen am Kran.
Vielfach werden spezielle Putzschwämme beziehungsweise Radierschwämme, Magic-Cleaner oder Putzsteine angeboten, die ohne zusätzliches Reinigungsmittel auskommen sollen. Dabei handelt es sich schlicht um Schleifmittel; die Reinigung erfolgt durch Abtrag der schmutzigen Oberfläche. Mit diesen abrasiven Methoden sollte an Bord sehr vorsichtig umgegangen werden, denn das Gelcoat und die Fenster sind empfindlich. Mikrofasertücher dagegen können nützliche Helfer sein. Durch ihre spezielle Oberflächenbeschaffenheit nehmen sie Schmutzpartikel besonders gut auf. Glatte Flächen also lediglich mit Wasser und einem derartigen Tuch reinigen.
Wir geben einen Überblick über die richtige Wahl aus der Vielzahl unterschiedlicher Reinigungsmittel unter Berücksichtigung der verschiedenen Materialien auf einem Boot
Wie bei allen Arbeiten am Boot ist auch beim Putzen auf passende Schutzausrüstung zu achten. Besonders beim Umgang mit säurehaltigen Reinigern oder dem Holzschutzmittel Boracol sollten Handschuhe getragen werden.
Wenn das eigene Boot nach einem sorgfältigen Frühjahrsputz funkelt, steht dem entspannten Start in die neue Saison nichts mehr im Weg!
Mit dem Lappen lassen sich Oberflächen schonend reinigen. Mikrofasertücher haben durch ihre Struktur eine säubernde Wirkung.
Ein Spülschwamm kann gute Dienste leisten, aber Vorsicht mit der rauen Seite: Sie kann glänzende Oberflächen stumpf werden lassen.
Eine Bürste dringt mit ihren Borsten auch in kleine Unebenheiten ein. So lässt sich eine Antislipstruktur oder das Schlauchboot reinigen.
Der Hochdruckreiniger ist ideal, um groben Schmutz und Bewuchs zu entfernen. Er kommt meist im Herbst zum Einsatz; gegebenenfalls die Arbeit im Frühjahr nachholen.
Algen, Moos, Schimmel: Besonders in Ecken wird das Teakdeck schnell grün. An diesen Stellen trocknet es schlechter ab, und das Holz wird angegriffen. Das bewährte Holzschutzmittel Boracol entfernt den Bewuchs. Eine präventive Behandlung reicht für die Saison. Sehr zu empfehlen!
Kalkablagerungen und Schmutz bilden besonders am Wasserpass gelbliche Ablagerungen. Antigilb enthält Oxalsäure, die den Kalk löst. Auftragen, einwirken lassen und dann mit Wasser und einem Schwamm abspülen. Antigilb gibt es von unterschiedlichen Anbietern
Pocken vom Propeller mit einem Spachtel abschaben. Die schwer zu entfernenden Reste mit Zitronensäure lösen. Dafür den demontierten Prop in ein Gefäß mit der Säure legen oder, wenn er an der Welle bleiben soll, mit säuregetränkten Tüchern/Windeln umwickeln und wirken lassen
Boatshampoos gibt es von diversen Herstellern. Sie alle haben gemein, dass sie sehr milde Reiniger sind. Dadurch kann auch das polierte und versiegelte Gelcoat gesäubert werden, ohne die Schutzschicht zu zerstören. So muss nach dem Reinigen nicht neu versiegelt werden
Das Rigg am besten mit Spüliwasser und einem Schwamm säubern. Dabei sollte nicht mit der rauen Seite geschrubbt werden, da dies die Oberflächenbeschichtung zerkratzen kann. Besonders in der Mastnut sammelt sich Abrieb und Dreck. Die Posis nicht vergessen
Je salziger das Wasser, desto schneller bilden sich Rostspuren – auch auf Edelstahloberflächen. Bug- und Heckkorb sowie Relingstützen können mit dem Spezialmittel Flitz poliert und konserviert werden. Der matte Film lässt sich nach dem Abtrocknen auf Hochglanz polieren
Mit Vuplex lassen sich die Folienscheiben in Sprayhood und Kuchenbude polieren und versiegeln. Das Spray füllt kleine Kratzer, wodurch die Fenster klarer werden, und erzeugt eine Schicht, von der Wasser und Dreck einfach abperlen. Hat sich in der Praxis bewährt
Schlauchboot und Fender sind großen Belastungen ausgesetzt und werden schnell auch mal sehr schmutzig. In unserem Test der Schlauchbootreiniger (YACHT 12/14) erledigte diesen Job The Cleaner am besten. Für starke Verschmutzungen hilft eine Bürste als Verstärkung
Spak und Stockflecken auf Kunststoffoberflächen können gut mit Klorix entfernt werden. Bei Persenningen ist der Reiniger nicht zu empfehlen, da er Bleichmittel enthält, die zu Verfärbungen führen können. Besser zu Seifenwasser und einer Bürste greifen
Die schmutzigsten Ecken an Bord finden sich in der Bilge. Wieso dort putzen? Um etwa Leckagen und Undichtigkeiten an der Maschine zu erkennen oder verlorene Kleinteile wiederzufinden. Dafür gibt es spezielle Bilgen-Reiniger. Wenn Motoröl im Waschwasser ist, richtig entsorgen
Ölzeug ist die teuerste persönliche Ausrüstung, die sowohl Eigner als auch viele Chartersegler besitzen. Umso wichtiger, die kostspieligen Klamotten richtig zu pflegen, damit sie lange ihren Dienst versehen. Die Schlechtwetterkleidung kann in der Maschine bei 30 Grad gereinigt werden, wichtig ist jedoch das passende Waschmittel – herkömmliche Produkte und besonders Weichspüler sind tabu. Die Silikone in Letzterem verstopfen die Membranen, damit wäre die Atmungsaktivität gestört. Spezielle Mittel gibt es beim Ausrüster oder in Outdoor- und Skigeschäften. Einige Hersteller erlauben nach dem Waschen auch den maschinellen Trockengang. Wichtig ist in jedem Fall die Imprägnierung: Ob im speziellen Waschmittel bereits enthalten oder später aufgesprüht, sie entscheidet darüber, ob die Membran funktioniert. Feuchtes Gewebe stoppt die Atmungsaktivität
In der Kajüte unterscheidet sich das Boot gar nicht von den heimischen vier Wänden? Falsch! Das WC beispielsweise verlangt nach anderen Reinigern!
Die Dichtungen in der Pumpe des Bord-WC bestehen aus Neopren. Der Kunststoff verträgt keine starken Reiniger, also statt WC-Ente nur Spüli oder Zitronensäure gegen Verkalkungen verwenden. So bleiben die Dichtungen intakt, und die Toilette funktioniert weiterhin
Wasch-, Spülbecken und Arbeitsplatten können mit Scheuermilch gereinigt werden. Anschließend verhindert eine Versiegelung mit dem Sprühmittel Vuplex die neuerliche Verschmutzung. Das funktioniert auch sehr gut bei Fugen aus Dichtmasse und den Wänden in der Dusche
Grotamar oder biozidfreie Varianten auf Enzymbasis wie Xbee schützen den Dieselkraftstoff vor Bakterienwachstum. Ist es jedoch schon zu spät, hilft nur, den Schlamm händisch aus dem Tank zu entfernen. Das geht am besten mit einem Spachtel durch eine Wartungsluke
Spezielle Reiniger für Polster und Stoffe sind besonders mild und enthalten keine Säuren, um Verfärbungen zu vermeiden. Gleichmäßig einsprühen und dann abwischen oder -saugen. Wenn Kissen- und Polsterbezüge abnehmbar sind, können sie auch in die Waschmaschine
Glatte Oberflächen in der Pantry wie etwa Herd und Arbeitsplatte und auch klar lackiertes Holz können mit Fensterreiniger von Fettspritzern befreit werden. Für Fenster aus Acrylglas ist vorher zu prüfen, ob sich der Reiniger dafür eignet. Nicht mit der rauen Schwammseite putzen
Schimmel ist ein häufiges Problem an Bord. Er gedeiht besonders gut in feuchter Umgebung. Schimmelentferner helfen meistens nur kurzfristig. Um Schimmelbildung zu vermeiden, sollte die relative Luftfeuchtigkeit nicht über 60 Prozent steigen. Je wärmer die Luft, desto mehr Wasser kann sie aufnehmen. Das hat zur Folge, dass sich die relative Luftfeuchtigkeit mit der Temperatur ändert. Der Wert wird in Prozent angegeben, bei 100 Prozent ist die Luft vollständig gesättigt. Wird die Luft erwärmt, nimmt die relative Luftfeuchtigkeit ab. Sinkt hingegen bei vollständiger Sättigung die Temperatur, kondensiert Wasser, das nicht mehr in der Luft gebunden werden kann. Dieser Effekt sorgt beispielsweise für Nässe innen an der Bordwand. Speziell bei kalten Außentemperaturen besteht die Gefahr, dass es im Boot nass wird. Dagegen hilft Heizen oder ein Raumentfeuchter.