Segel, Kites, RotorenComeback der Frachtsegler? – Die spannendsten Projekte

YACHT-Redaktion

 · 14.08.2024

TOWT-Schoner aus Frankreich: Ab 2025 sollen zwei Schoner mit zwei Groß, zwei Focks und einer Genua fahren. Der erste befindet sich derzeit auf seiner Jungfernfahrt nach New York
Foto: TOWT
Die kommerzielle Seefahrt entdeckt die Windkraft neu. Viele Vorhaben sind in der Entwicklung, einige bereits in der Erprobungsphase. Die derzeit spannendsten Frachtsegler-Projekte - allen voran der TOTW-Schoner “Anemos” auf Jungfernfahrt nach New York und das neue “WindWings”-System auf der “Pyxis Ocean”

“Pyxis Ocean” - nachgerüstete Wings für riesigen Massengutfrachter

“Pyxis Ocean”Foto: Cargill

Rund 30 Prozent Treibstoffersparnis erhofft man sich durch die Nachrüstung sogenannter “WindWings” auf einem 229 Meter langen Massengutfrachter. Wie das in der Praxis gelingt, wird derzeit auf der Jungfernfahrt von Singapur nach Brasilien erprobt. Die von BAR-Technologies entwickelten 37,5 Meter hohen Metallprofile sind auf den Wind einstellbar und können zudem bei schwerem Wetter oder Brücken abgeklappt werden. Schon in naher Zukunft könnte dieser Ansatz den CO²-Ausstoss der Schifffahrt erheblich senken. Ausschlaggebend hierfür ist die Tatsache, dass die Segel nachrüstbar sind. Damit wird der Umstieg deutlich schneller realisierbar als bei anderen Pilotprojekten. Die Entwickler werden jedoch auch am Neubau zweier Frachtschiffe beteiligt sein. Dann kann soll auch der Rumpf angepasst werden.

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TOWT-Schoner aus Frankreich, gebaut in Vietnam

TOWT-SchonerFoto: TOWT

Die französische Firma TOWT (Transoceanic Wind Transport) verspricht, dass ab 2025 zwei Schiffe, die von Le Havre aus operieren, 9.600 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einsparen und 72.000 Tonnen Güter jährlich auf einen kohlenstoffarmen Transport umgestellt werden. Die Schoner sollen mit 2.500 Quadratmeter Segelfläche – aufgeteilt auf zwei Groß, zwei Focks und eine Genua – im Schnitt 10,5 Knoten, in der Spitze mehr als 16 Knoten schnell fahren. Der erste fertiggestellte TOTW-Frachtsegler brach im August 2024 zu seiner Jungfernfahrt über den Atlantik auf.

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Seawing von Airseas

Seawing von Airseas Foto: airseas

Der Seawing ist ein 1.000 Quadratmeter großer Kite, der dynamisch in 200 Meter Höhe vor dem Bug fliegt. Das senkt Treibstoffverbrauch und Emissionen um 10 bis 40 Prozent. Das System nutzt Automatisierungstechnologien aus dem Luftfahrtsektor, es wird per Knopfdruck von der Brücke gesteuert. Mehrere Schiffe sind schon mit Drachen ausgestattet, weitere sollen folgen.


“Ceiba” - das größte Frachtschiff aus Holz

“Ceiba”Foto: DVS Marine Design/SAILCARGO

Im Mangrovenwald von Costa Rica entsteht in traditioneller Bauweise das weltweit größte Frachtschiff aus Holz. Start-up-Geist und ein unbändiger Glaube an eine grünere Zukunft treiben das ungewöhnliche Projekt voran. Begonnen wurde der Bau der im Januar 2019 mit der Kiellegung, 2025 soll das 46 Meter lange Frachtschiff in Fahrt gehen. Transportiert werden sollen dann Bio-Waren wie Kaffee oder Kakao entlang der Pazifikküste von Süd- bis Nordamerika.

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Oceanbird-Konzept von Wallenius Marine

OceanbirdFoto: Wallenius Wilhelmsen

Die Oceanbird-Segel aus Schweden haben mehr mit Flugzeugflügeln als mit herkömmlichen Riggs gemein. Beim Einlaufen in Häfen, beim Passieren von Brücken oder wenn die Flügelfläche aufgrund von Starkwind verkleinert werden muss, schieben sich die einzelnen Segmente erst ineinander, zum Schluss werden sie gekippt. 7.000 Autos können mit dem ersten Schiff transportiert werden, das 2026 in Betrieb genommen werden soll.


Windflügel-System von Windship Technology

Windship TechnologyFoto: Windship Technology

Das britische Unternehmen strebt mit dem dreiblättrigen Flügelsystem in Kombination mit großen Solarpaneelen, einem dieselelektrischen Antrieb mit integrierter Kohlenstoffabscheidung sowie einer Software zur Ermittlung der jeweils optimalen Wetterroute eine zu hundert Prozent emissionsfreie Frachtschifffahrt an.


Gaffelschoner „Avontuur“

„Avontuur“ Foto: Verena Brüning/Timbercoast.com

Der 1902 in Holland gebaute Zweimaster ist seit 2014 als Frachtsegler auf der klassischen Passatwindroute unterwegs. Betrieben wird er von der deutschen Timbercoast-Initiative. Die setzt insbesondere auf die Unterstützung freiwilliger und zahlender Mitsegler. Regelmäßig geht es mit Stückgut in die Karibik und retour. Im Laderaum: Kaffee, Kakao und Rum.


Oceanwings-Starrflügelsystem von Ayro

OceanwingsFoto: Ayro

Die vollautomatische Takelage soll dem Ro-ro-Frachtschiff „Canopée“ bei einer Reisegeschwindigkeit von 16,5 Knoten eine Kraftstoffeinsparung von 30 Prozent bescheren. Es wird Teile der Ariane-6-Raketen zum Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guayana transportieren.


Flettner-Rotor von Norsepower

Flettner-RotorFoto: Norsepower

Das finnische Unternehmen hat bereits Erfahrung mit Flettner-Rotoren. Das sind rotierende Zylinder, die den Magnus-Effekt nutzen, um daraus Vortrieb zu generieren. Eine klappbare Version ermöglicht es nun, auch Brücken zu passieren. Die Treibstoff-Einsparung hängt stark von Windrichtung und Schiffsroute ab.


Wing Sail Mobility von Michelin

Wing Sail MobilityFoto: Michelin

Wisamo ist ein teleskopartiges, aufblasbares Flügelsegel-System. Es kann auf Handelsschiffen, aber auch auf Sportbooten eingesetzt werden. Vor allem Ro-ro-Schiffe, Massengutfrachter sowie Öl- und Gastanker sollen damit aus- und nachgerüstet werden, um bis zu 20 Prozent Emissionen einzusparen. Laut Michelin ist es auf allen Kursen einsetzbar.


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